
Reichen wenige Positionen im Portfolio? (Foto: Freepik, mahfuzcht)
Wenn es um Portfoliogestaltung und -analyse geht, stellt sich rasch die Frage: Wie ist die Diversifikation? Dabei wird Diversifikation häufig missverstanden. Warren Buffett erklärte es so: „Diversifikation ist ein Schutz gegen Unwissenheit. Sie ergibt wenig Sinn, wenn man weiß, was man tut.“
Konzentration oder Diversifikation – was ist klüger?
Auf die Frage, ob das persönliche Portfolio lieber konzentriert oder breit diversifiziert sein soll, gibt es keine einfache Antwort. In der heutigen Anlagewelt, in der ETFs den heiligen Gral darstellen, wirkt die Idee, sein Vermögen in einige wenige Unternehmen zu investieren und stark zu konzentrieren, provokant und zynisch.
Doch die erfolgreichsten Investoren der Geschichte haben uns gelehrt, dass Konzentration langfristig überdurchschnittliches Vermögen schafft. Eine Börsenlegende strebt aktiv ein konzentriertes Portfolio an, der andere Top-Investor lässt es entstehen.
Warren Buffett: wenige, aber außergewöhnliche Gewinner
Buffett machte nie ein Geheimnis daraus, dass er viele Fehlinvestments tätigte und einige nur unterdurchschnittlich waren. Doch der Noch-CEO von Berkshire Hathaway predigt seit Jahrzehnten unverdrossen, nur dort zu investieren, wo es einen echten Wertvorteil gibt.
Kapital ist begrenzt. Also sollte es dort investiert werden, wo das beste Chancen-Risiko-Verhältnis vorliegt. Buffetts Freund und Investmentlegende Charlie Munger formulierte es schärfer: Das Investment sollte so gut sein, dass es klug ist, nicht zu diversifizieren.
Beide lehnen Diversifikation nicht ab, wollen jedoch keine Diversifikation aus Unwissenheit oder Blindheit befürworten, die von vielen Fondsbetreibern oder Privatinvestoren betrieben wird.
Konzentration: Apple und andere Top-Positionen
Berkshire Hathaway hat Apple im ersten Quartal 2016 erstmals gekauft. Die Gewichtung betrug 0,83 Prozent. Als Buffett das Potenzial von Apple als „Consumer Brand“ mit technischer Basis erkannte, stockte er zunehmend in den Folgequartalen auf, sodass rund 20 Prozent in Apple investiert war, während die Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 10 bis 15 bewertet wurde.
In den folgenden 10 Jahren hat sich der Wert der Aktie mehr als verfünffacht. Die Konzentration wurde teilweise bei 50 Prozent des Depots belassen. Heute macht Apple noch 26 Prozent des Depots aus. In den Top 5 Positionen stecken 80 Prozent des Kapitals (Apple, American Express, Coca-Cola, Bank of America, Chevron).
Peter Lynch: über 1.000 Aktien – 29 Prozent Rendite pro Jahr
Peter Lynch pflegte einen anderen Investmentstil. Mit seinem Magellan Fund hielt er teilweise bis zu 1.000 Aktien. Dies war jedoch nicht aus Überzeugung, sondern aus Gründen der Liquidität, denn der Magellan Fund verwaltete ein Vermögen von über 10 Milliarden US-Dollar. Der Magellan Fund konnte trotzdem überdurchschnittlich hohe Rendite von 29 Prozent pro Jahr erzielen.
Sein Ansatz war, in den vorderen Reihen eine Konzentration zu erzeugen (ähnlich wie Buffett) und Gewinner laufen zu lassen. Langfristiges Halten führt dazu, dass starke Aktien „nach oben durchbrechen“ können, während schwache verschwinden. Auch Lynch warnte Anleger vor „Diworsification“. Er lehnte es ab, zweit- oder drittklassige Unternehmen ins Portfolio zu mischen, nur um das Risiko vermeintlich zu streuen.

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Nick Sleep: 3 Aktien reichen aus
Nick Sleep ist das Paradebeispiel für Portfoliokonzentration. Seine „Nomad Investment Partnershop“ erzielte von 2001 bis 2014 eine Gesamtrendite von 921 Prozent (jährlich rund 20 Prozent). Wie? Er hielt den Großteil des Kapitals in 3 Aktien: Costco Wholesale, Amazon und Berkshire Hathaway. Sein Fokus lag auf einer intensiven Analyse der Unternehmens-DNA.
Er versetzte sich in die Zukunft (15 bis 20 Jahre) des Unternehmens hinein, suchte nach klaren Managementstrategien und identifizierte Risiken. Ein weiteres Investitionskriterium war die Führung durch Eigentümer, die auch selbst stark in Form von Aktien am Unternehmen beteiligt sind.
Schließlich musste das Unternehmen auch von Skaleneffekten profitieren können. Die größte Hürde ist dann, abzuwarten und nur „langlebige“ Informationen zu verarbeiten, während andere als „Noise“ ignoriert werden können.
Konzentration ist anspruchsvoll – aber lohnenswert
Viele wollen Multi-Bagger im Depot, also Aktien, deren Kurs sich vervielfacht. Doch kaum ein Anleger hat die Disziplin, die besten Aktien langfristig zu halten und durch alle Zyklen zu begleiten. Regelmäßig gibt es „mehr Chancen“. Doch dieses „Hin und Her“ macht die Taschen tatsächlich leer. Anleger, die langfristig denken und geduldig an ihren Erfolgsaktien festhalten, erzielen überdurchschnittliche Renditen.
Hätte man vor 10 Jahren lediglich 2 Prozent seines Portfolios in Nvidia und den Rest in den S&P 500 investiert, würde Nvidia heute rund 50 Prozent des Depotwerts ausmachen.
Ein ursprünglich breit diversifiziertes Portfolio konzentriert sich im Laufe der Zeit ganz automatisch – vorausgesetzt, es erfolgt kein Rebalancing. Auf natürliche Weise steigen die Gewinner auf, während die Verlierer allmählich aus dem Portfolio verschwinden.
Nvidia vs. S&P 500 – wie sich ein 2-Prozent-Anteil entwickelt hat
Disclaimer:
Keine Anlageberatung. Kein Aufruf zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.
Über den Autor

Sophia studierte Betriebswirtschaft und absolvierte ein Auslandssemester an der Singapore Management University. Schon als kleines Kind hatte sie ihre Finanzen fest im Griff und sparte den Großteil ihres Taschengeldes. Auch sie vertraute lange den gängigen Anlageprodukten (Sparbuch, Bausparer, Lebensversicherung). Heute nimmt sie ihre Finanzen selbst in die Hand. Sie recherchiert täglich über Unternehmen und konzentriert sich auf Qualität, ergänzt durch ausgewählte Smallcaps und Wachstumswerte. Ihr Ziel ist es, den Zinseszinseffekt bestmöglich für den Vermögensaufbau zu nutzen.


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