Anlagestrategie

Aktien und Psychologie: An der Börse neigen wir zum Selbstbetrug – 5 Fallen vermeiden

Das ewige Verschieben / Diversifikation der Investments / Vorsicht bei bejubelten Börsenstars / Großes Ego - keine Strategie / Kopflos nach Verlusten

Neigen wir zum Selbstbetrug (Quelle: Freepik) - Aktien und Psychologie: An der Börse neigen wir zum Selbstbetrug - 5 Fallen vermeidenAls Investoren stehen wir uns oft selbst im Weg, indem wir uns unsere Traumwelt kreieren, falschen Glaubenssätzen folgen und letztlich diesen zum Opfer fallen. Unser größter Feind ist häufig unser Ego.

Entscheidungen auf morgen verschieben

Früher nannte man es in Deutschland „Morgen-ist-auch-noch-ein-Tag-Mentalität“, heute bezeichnet man es als „Prokrastination“. Die weitverbreitete Neigung, finanzielle Angelegenheiten vor sich herzuschieben, beginnt oft mit einer vermeintlich harmlosen Ausrede: „Die globalen Finanzmärkte sind so komplex. Ich kümmere mich morgen darum.“

Dann wird das Morgen zum Übermorgen, und dieser Zyklus wiederholt sich, bis der Sankt-Nimmerleins-Tag erreicht ist. Wer seine Anlageentscheidungen immer wieder hinauszögert, verspielt langfristige Renditechancen. Denn als Anleger erhält man im Durchschnitt eine jährliche Rendite von über 7 Prozent, während die Prokrastination zu einem Inflationsverlust führt.

Ein Klumpenrisiko im Portfolio

„Ich setze auf mein persönliches Tesla und lasse die anderen links liegen, so wie Elon Musk es macht,“ denken sich viele Anlegerinnen und Anleger. Der Visionär und CEO von Tesla hält einen beträchtlichen Anteil seines Portfolios in Tesla-Aktien, die in den letzten Jahren eine beeindruckende Rendite von über 1.000 Prozent erzielt haben. Solche individuellen Erfolgsgeschichten mögen im Nachhinein faszinierend klingen, aber sie sind eher die Ausnahme als die Regel. Genau wie nicht jeder Autoliebhaber das nächste Tesla-Niveau an Innovation erreicht, schafft es nicht jedes Unternehmen auf die Überholspur.

Eine goldene Anlageregel bleibt daher von großer Bedeutung: „Verteile dein Risiko und lege nie alle Eier in einen Korb.“ Doch gerade das fällt vielen Anlegern schwer. Das typische Privatportfolio besteht oft aus einer Handvoll ausgewählter Aktien – etwa aus Bereichen wie Technologie, erneuerbaren Energien oder einem anderen Trendsektor. Diese eingeschränkte Diversifikation birgt das Risiko von Klumpen im Portfolio. Anders als Elon Musk können viele Anleger diese Risiken oft nicht stemmen.

Auf trügerische Börsenstars setzen

In der Welt der Aktien verfallen viele Investoren dem Charme von Hightech-Unternehmen, die in den Schlagzeilen mit innovativen Durchbrüchen und futuristischem Potenzial glänzen. Ein Paradebeispiel dafür war das Unternehmen Theranos, das einst als revolutionärer Pionier im Gesundheitssektor galt, bis es aufgrund von Skandalen und Betrugsvorwürfen zusammenbrach.

Ähnlich faszinierend wirkten in den letzten Jahren Unternehmen im Bereich der erneuerbaren Energien, die als Wegbereiter für eine nachhaltige Zukunft galten. Manche Investoren investierten hohe Summen in Plug Power oder Nel Asa. Doch, wie bereits bei Wirecard, Theranos oder anderen, besteht die Gefahr, dass der Glanz trügerisch ist und die Realität nicht mit den hohen Erwartungen übereinstimmt.

Selbstüberschätzung und fehlende Strategie

Fast jeder, der einen Kochkurs besucht hat, hält sich für einen überdurchschnittlich talentierten Küchenchef. Ähnlich selbstbewusst sind viele Anleger davon überzeugt, dass sie über ein außergewöhnliches Gespür für die Börse verfügen. Die Konsequenzen dieser durch zahlreiche Studien bestätigten Selbstüberschätzung sind vielfältig. Dazu gehört beispielsweise, dass private Haushalte zu häufig Transaktionen durchführen – und das ohne klare Strategie. Auch diejenigen, die in Investmentfonds investieren, sind nicht besser dran. Fazit: Ständiges Hin und Her lässt die Taschen leerer werden.

Verluste, die zu mehr Fehlern führen

Investoren reagieren auf Verluste emotional doppelt so stark wie auf Gewinne. Der Verlust von 1.000 Euro führt dazu, dass erst bei einem späteren Gewinn von 2.000 Euro wieder Freude aufkommt. Diese Verlustaversion kann im Extremfall zu paradoxem Verhalten führen.

Einige Anleger versuchen verzweifelt, Verluste um jeden Preis auszugleichen und riskieren dabei, noch größere Verluste zu erleiden. Entweder sie kaufen bei fallenden Kursen weiter zu, denn die Aktie „muss“ wieder steigen oder sie verkaufen unüberlegt mit Verlust und wollen das Geld „rasch“ mit der nächsten Idee zurückgewinnen. Manch einer wiederum entwickelt eine Scheu vor Investments, als wäre er ein „gebranntes Kind“.

Es wäre besser, Buchverluste oder realisierte Verluste als „Learning“ zu betrachten und positiv sowie rational in die Zukunft zu blicken. Ein ETF hat langfristig noch keinen arm gemacht.

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