In stürmischen Zeiten wie diesen kommt einer starken Portfoliozusammensetzung eine besonders große Bedeutung zu. Unter stark verstehen wir das Portfolio so zusammen zu setzen, dass sich darin möglichst viele Unternehmen mit besonders tiefem Burggraben befinden. Je tiefer der Burggraben, umso höher der Schutz vor Angriffen der Konkurrenz. Der Burggraben wird geschützt durch eine besondere Marktstellung, Marke, Patente, einen besonderen Wissens-, Qualitäts- oder Preisvorteil. In diesem Beitrag zeigen wir euch eine beispielhafte Auswahl an Unternehmen mit Burggraben welche bereits langfristig erfolgreich am Markt agieren, eine starke Kapitalallokation (ROC=Return on Capital) und eine hohe Bruttomarge aufweisen können.
1. L’Oreal
L’Oreal wurde 1909 in Paris gegründet. Es ist das größte Schönheitsunternehmen der Welt, das sich auf Hautpflege, Make-up, Haarpflege und Düfte konzentriert.
Diversifizierung: L’Oreal ist ein globales Unternehmen und erzielt 27% des Umsatzes in Europa, 25% in Nordamerika und 48% in den Schwellenländern. Das Geschäft ist breit gefächert: 39% der Einnahmen stammen aus der Hautpflege, 21% werden mit Make-up, 26% mit Haarpflege und 9% mit Düften geniert.
Kapitalallokation (ROC): L’Oreal hat in den letzten fünf Jahren eine ROC von Ø 13% erzielt. Das Unternehmen hat seinen freien Cashflow in den letzten 10 Jahren jedes Jahr um durchschnittlich 7% gesteigert. Der Verschuldungsgrad liegt derzeit bei 0,08. All das, macht L’Oreal zu einem Qualitätsunternehmen.
Wettbewerbsvorteile: Der Wettbewerbsvorteil von L’Oreal ist das starke Markenportfolio. Das Unternehmen hat acht Marken, die jeweils mehr als eine Milliarde Dollar Umsatz generieren. Darunter Lancome, Yves Saint Laurent und Garnier. Die Produktpalette reicht von Luxusprodukten biis hin zu Drogerieartikel. L’Oreal investiert stark in die Forschung, hat fast 500 Patente und verfügt über wachsende Biotech-Erfahrung. Das Unternehmen entwickeln sogar personalisierte Schönheitsprodukte durch künstliche Intelligenz und dem Einsatz von Augmented Reality. L’Oreal hat in den letzten 5 Jahren eine Ø Bruttomarge von 73% erzielen können.
2. Moody’s and S&P Global
Moody’s und S&P Global sind die führenden Anbieter von Kreditratings für festverzinslichen Wertpapiere. Sie sind zwar nicht die einzigen Ratingagenturen, haben aber zusammen 95% des Marktanteils. Seit der globalen Finanzkrise 2007-08 haben sich beide Agenturen aus dem Emissionsprozess herausgelöst, so dass sie formell nicht mehr Teil des Anleiheprospekts sind.
Diversifizierung: 90% der weltweiten Schuldtitel haben ein Rating von Moody’s oder S&P. Es gibt daher keine Konzentration. Alle Welt greift auf die beiden Ratingagenturen zurück.
Kapitalallokation: Sowohl Moody’s als auch S&P sind hervorragende Kapitalallokatoren. Moody’s hat in den letzten fünf Jahren eine durchschnittliche ROC von 25% erzielt, während S&P durchschnittlich 49% erreicht hat. Moody’s hat seinen freien Cashflow in den letzten 10 Jahren im Durchschnitt jedes Jahr um 14% gesteigert,. S&P glänzt sogar mit 20%. Der Verschuldungsgrad beträgt bei Moody’s derzeit 0,74 und bei S&P nur 0,45.
Wettbewerbsvorteile: Die strenge Regulierung hat ihr Duopol gefestigt, da damit die Einstiegshürde in das Ratinggeschäft nocheinmal erhöht wurde. Kreditnehmer, die einen billigeren Konkurrenten nutzen wollen, müssen am Ende einen höheren Zinssatz für ihre Schulden zahlen. Das macht natürlich wenig Sinn. Neben dieser starken Marktstellung kommt noch hinzu, dass Moody’s und S&P beide in den letzten 5 Jahren eine durchschnittliche Bruttomarge von 72% erzielt haben. Mit dieser hohen Bruttomarge können sie ihre Profitabilität weiter ausbauen.
3. Cadence Design Systems
Cadence ist spezialisiert auf Software für das elektronische Design und die Verifizierung von integrierten Schaltkreisen oder größeren Chipsystemen. Das Wachstum dürfte sich durch die fortschreitende Entwicklung der künstlichen Intelligenz, autonomes Fahren und Cloud Computing weiter beschleunigen.
Diversifizierung: Cadence ist ein weltweit agierendes Unternehmen. In Nord- und Südamerika werden 46% des Umsatzes generiert. Je 18% werden in China und Europa umgesetzt. Gefolgt von Japan und dem Nahen Osten mit 12%.
Kapitalallokation: Der Softwarespezialist hat in den letzten fünf Jahren eine durchschnittliche Kapitalrendite von 24% erzielt. Der freie Cashflow ist in den letzten 10 Jahren jährlich um durchschnittlich 17% gesteigert worden.
Das Verhältnis von Schulden zu Kapital beträgt derzeit 0,12.
Wettbewerbsvorteile: Cadence profitiert von Eigentumsrechten und wiederkehrenden Umsätzen durch Abomodelle. Die Wettbewerbsvorteile von Cadence haben dazu geführt, dass die Bruttomarge in den letzten 5 Jahren bei durchschnittlich 88% lag. Zudem liegt die operative Marge in den letzten 5 Jahren bei durchschnittlich 17,3%. All das sind klare Anzeichen für eine besondere Preissetzungsmacht. Als einzigen Wettbewerber kann man Synopsys nennen.
4. Edwards Lifesciences
Der Marktführer Edwards Lifesciences entwickelt und fertigt seit über 40 Jahren medizinische Geräte für Menschen mit Herzerkrankungen sowie für die Intensivpflege und zur chirurgischen Überwachung. Zu den wichtigsten Produkten gehören chirurgische Gewebeherzklappen, Transkatheter-Klappentechnologien, chirurgische Clips und Überwachungssysteme, die zur Messung der Herzfunktion eines Patienten während der Operation eingesetzt werden. Viele Krankenhäuser und Spezialkliniken greifen weltweit auf die Produktlösungen zurück.
Diversifizierung: 56% des Umsatzes stammen aus den USA, 23% aus Europa, 10% aus Japan und 11% aus dem Rest der Welt.
Kapitalallokation (ROC): Edwards hat in den letzten fünf Jahren eine durchschnittliche Kapitalrendite von 19% erzielt. Der freie Cashflow ist in den letzten 10 Jahren im Durchschnitt jedes Jahr um 13% gestiegen. Das Verhältnis von Schulden zu Kapital beträgt derzeit 0,10. Edwards investiert weiterhin in die Produktentwicklung und in klinische Studien, um Innovationen in der eigenen Pipeline zu unterstützen.
Wettbewerbsvorteile: Edwards ist in einem stark regulierten Bereich tätig. Eines seiner bekanntesten Produkte weist die niedrigste Rate von Todesfällen und Schlaganfällen unter den Anwendern auf. Die Produkte von Edwards sind zum Standard in der Branche geworden. Dies hat es Edwards ermöglicht, in den letzten 5 Jahren eine Bruttomarge von durchschnittlich 75% zu erzielen. Das Wachstum ist konstant im zweistelligen Bereich. Edwards ist eine wunderbare Qualitätsaktie!
5. ASML
ASML ist ein niederländischer Hersteller von Fotolithografie – ein wesentlicher Schritt bei der Herstellung von Halbleitern. ASML baut die modernste Foto-Lithografie-Maschine der Welt. Mit ihr lassen sich sogenannte Wafer, das sind Vorprodukte von Computer-Chips, erstellen. Somit ist ASML für den gesamten Chipsektor relevant! Das 1984 gegründete Unternehmen ist Weltmarktführer auf diesem Gebiet und beliefert 80 % aller Chiphersteller weltweit. Zusätzlich ist es das einzige Unternehmen weltweit, dem es gelungen ist EUV-Lithografie zu nutzen, um damit immer kleinere Chips herzustellen. Zu den Wachstumstreibern gehören Computertechnik, Smartphones, KI, 5G und autonomes Fahren.
Diversifizierung: ASML erzielt 39% der Umsätze in Taiwan, 33% in Südkorea, 15% aus China, 9% aus den USA, 2% aus Japan und 1% aus der EMA.
Kapitalallokation: ASML hat in den letzten fünf Jahren eine durchschnittliche Kapitalrendite von 20% erzielt. Das Unternehmen hat seinen freien Cashflow in den letzten 10 Jahren um durchschnittlich 17% pro Jahr Jahren. Der Verschuldungsgrad liegt derzeit bei 0,28.
Wettbewerbsvorteile: ASML hat fast 15.000 Patente. ASML ist das einzige Unternehmen, das die für die Mikrochip-Produktion erforderlichen EUV Maschinen, die für die Mikrochip-Produktion benötigt werden, bereitstellen kann. Es ist ein entscheidender Bestandteil der Halbleiter-Lieferkette. Der Wettbewerbsvorteil von ASML hat es dem Unternehmen ermöglicht, in den letzten 5 Jahren eine Bruttomarge von 47% zu erzielen. Dies ist für einen Maschinenbauer hervorragend!
6. ADOBE
Adobe ist der führende Anbieter von Kreativsoftware und sollte jedem bekannt sein. Adobe hat 50% Marktanteil für Software zur Erstellung digitaler Inhalte und profitiert von der steigenden Nachfrage nach digitalen Lösungen. Der Adobe Reader gilt als eines der am häufigsten installierten Programme weltweit. Photoshop, Premiere Pro, Adobe Signature, Gaming SDK uvm. zählen zu den hauseigenen Produkten. Adobe strotz vor Innovationskraft und entwickelt sich ständig weiter. Insbesondere die aktuelle Bewertung ist besonders ansprechend!
Diversifizierung: 58% der Umsätze stammen aus Nord- und Südamerika, 27% aus der Region EMEA und 15% aus der Region APAC. Somit ist Adobe breit aufgestellt und nicht von einer bestimmten Region abhängig.
Kapitalallokation: Adobe hat in den letzten fünf Jahren eine durchschnittliche Kapitalrendite von 22% erzielt. Der freie Cashflow ist in den letzten 10 Jahren um durchschnittlich 19% pro Jahr gestiegen. Das Verhältnis von Schulden zu Kapital beträgt derzeit 0,22.
Wettbewerbsvorteile: Durch die weite Verbreitung des PDF-Formats profitiert Adobe stark von diesem Netzwerkeffekt. Die Unverzichtbarkeit ihrer Softwarelösungen führt zu erheblichen Wechselkosten. Auch die Tatsache, dass sie nun ihren möglichen Wettbewerber Figma aufkaufen erscheint langfristig ein strategisch guter Schachzug, auch wenn der Deal sehr teuer ist. Der Einsatz des Software-as-a-Service-Geschäftsmodells verschafft dem Unternehmen eine wiederkehrende Einnahmequelle. Adobe hatte in den letzten 5 Jahren eine durchschnittliche Bruttomarge von 86%. Für mich persönlich ist Adobe aktuell eines der interessantes Burggrabenunternehmen hinsichtlich Bewertung und „Sicherheit“.
Mit diesen Beispielen wollten wir anhand von den Kennzahlen ROC und Bruttomargenwachstum zeigen worauf es neben der Marktstellung ankommt. Denn ein Burggraben z.B. „Boeing“ alleine reicht nicht aus, um eine entsprechende Rendite abzuwerfen. Es benötigt auch fundamentale Kennzahlen und Ergebnisse.
Alle aus diesem Beitrag angegebenen Informationen stellen keine Anlageberatung oder Kaufempfehlung dar! Es handelt sich hierbei um die veröffentlichte Meinung unserer Redaktion.
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