Fonds

Frank Thelen: „Wir brauchen mutige Projekte!“ Der Fonds-Stratege im Interview mit ftd.de

Wie der Investor seine Fonds auf Erfolgskurs bringt / Welche Chancen DeepSeek bietet / Wie Anleger von Clean Tech profitieren / Was Start-ups jetzt hilft

Frank Thelen sitzt auf einer Couch (Foto: Klaas Fahr) Frank Thelen: "Wir brauchen mutige Projekte!" Der Fonds-Stratege im Interview mit ftd.de (Foto: Klaas Fahr)

Frank Thelen (Foto: Klaas Fahr)

Frank Thelen erlebte mit seinem ambitioniert gestarteten 10XDNA Fonds eine turbulente Anfangsphase. Kaum war der aktiv gemanagte Fonds aufgelegt, gerieten die Märkte ins Straucheln – und zogen auch seinen Fondskurs mit nach unten. Wir sprachen mit dem bekannten Tech-Investor unter anderem über den neuen Namen seiner Firma, weitere Produkte aus seinem Haus – und wir stellten fest: Seine neuen Fonds performen, schlagen den Nasdaq deutlich und blieben auch im jüngsten DeepSeek-Trubel stabil.

ftd.de: Herr Thelen, Sie sind heute mit einem neuen Markenauftritt hier in Mannheim. Was hat sich für Anleger an der Marke oder dem Produkt, außer dem Namen, noch geändert?

Frank Thelen: Zunächst ein Wort zum Namen. Ursprünglich hießen wir 10XDNA – ein Bezug zu meinem Buch und zu der dahinterstehenden Philosophie. Die Idee war: Wir befinden uns in starken Innovationswellen, die attraktive Investmentmöglichkeiten bieten. Allerdings war der Name nicht optimal – schwer auszusprechen und für viele unverständlich. Mit TEQ Capital ist das nun klarer: Technology Equity. Den Namen hat übrigens meine frühere Assistentin vorgeschlagen – ein echter Volltreffer.

Was sich geändert hat? 2022 hat die Zinswende ein Börsenbeben verursacht und auch uns Verluste gebracht. Das hat unseren Ehrgeiz nur noch größer gemacht, wir haben unsere Strategie hinterfragt und optimiert. Wir haben unsere Datenanalyse verbessert und unser Team verstärkt – unter anderem mit Gunnar Miller, der viel Kapitalmarkterfahrung mitbringt. Unsere Kernstrategie ist gleichgeblieben, aber in den Details haben wir sie weiterentwickelt. Das sieht man auch an unserer Performance in den Jahren 2023, 2024 und nun auch 2025, als wir starke Ergebnisse für unsere Anleger erzielt haben.

ftd.de: Was unterscheidet TEQ Capital von Anbietern mit einem ähnlichen Ansatz wie beispielsweise Bit Capital oder ARK Invest?

Frank Thelen: Zunächst einmal finde ich es gut, dass es verschiedene aktive Investmentansätze gibt. Vergleicht man die Portfolios direkt, gibt es jedoch kaum Überschneidungen. Die anderen Fonds sind sicherlich spannende Produkte, aber unser Ansatz ist ein anderer, einzigartiger. Wir sind stark bewertungsgetrieben, langfristig ausgerichtet und betreiben tiefgehendes eigenes Research, kommen aus der Technologie- und Venture-Capital-Welt mit unserem Unternehmen Freigeist Capital und haben dadurch eine ganz eigene Perspektive. Wir sind zu einhundert Prozent transparent für unsere Anleger. Letztlich muss der Kunde entscheiden – aber unser Produkt unterscheidet sich klar von anderen.

 

ftd.de: Sie sind bekannt für Investments in disruptive Technologien. Woran arbeiten Sie gerade, was sind die aktuellen Schwerpunkte?

Frank Thelen: Bei Freigeist Capital, unserem Venture-Capital-Unternehmen, investieren wir in Firmen, noch bevor sie große Cashflows generieren. Das bedeutet ein völlig anderes Risikoprofil. Ein spannendes Beispiel ist Robco, ein erfolgreicher Roboterhersteller aus München. Besonders am Herzen liegt mir auch EnduroSat – ein Unternehmen, das eine eigenständige europäische Infrastruktur im Weltall aufbaut. Mit über 300 eigenen Satelliten, eigener Software und Bodenstationen steht es für ein starkes Europa, was mir persönlich sehr wichtig ist.

Wichtig ist auch der Unterschied zwischen unseren Investmentansätzen: Unser Venture-Capital-Fokus liegt stark auf Europa, insbesondere dem deutschsprachigen Raum, und ist oft sektorübergreifend. Dabei geht es nicht nur um Rendite – wir unterstützen auch Projekte, die wir als gesellschaftlich sinnvoll erachten. TEQ Capital hingegen verfolgt eine ganz andere Strategie: Hier suchen wir international die besten Investments mit optimalem Risiko-Rendite-Profil im Tech-Sektor, global und sektorübergreifend.

ftd.de: DeepSeek sorgt für Wirbel auf dem AI-Markt und im Sektor der Tech-Werte. Erwarten Sie nun fundamentale Veränderungen, und wie wollt ihr darauf reagieren?

Frank Thelen: Ich sehe DeepSeek grundsätzlich positiv, weil es zeigt, welche Effizienzsteigerungen in der KI möglich sind. Allerdings gibt es 2 Punkte, die man beachten sollte. Erstens: Nach meinem Kenntnisstand nutzen sie eine große Anzahl an Nvidia H100 GPUs, die über inoffizielle Kanäle nach China gelangt sind – vermutlich mehr, als allgemein angenommen wird. Zweitens: Sie haben sich stark an OpenAI orientiert und möglicherweise unlautere Daten verwendet.

Trotzdem muss man anerkennen, dass sie effizienter arbeiten. Das bestätigt, dass KI erst am Anfang steht und sich stark weiterentwickelt – nicht nur durch bessere Chips, sondern auch durch optimierte Software. Für uns war DeepSeek eine klare Bestätigung unserer Investmentstrategie. Denn wir setzen nicht auf die großen Player wie Nvidia, Microsoft oder Meta, sondern auf unterbewertete, kleinere Unternehmen, die diese Technologien nutzen und davon profitieren.

ftd.de: Einer der TEQ-Capital-Fonds konzentriert sich auf Clean Tech. Welche Entwicklungen beobachten Sie im Bereich Energie gerade mit besonderem Interesse?

Frank Thelen: Wir glauben, dass „Electrify the World“ ein großes Thema wird – also der steigende Bedarf an elektrischer Energie. Diese Energie muss produziert, gespeichert und transportiert werden, und genau darauf liegt der Fokus unseres Fonds.

Wir glauben, dass „Electrify the World“ ein großes Thema wird – also der steigende Bedarf an elektrischer Energie.

Wir investieren nicht in Wasserstoff, weil wir ihn nicht in der Skalierung sehen, die einige erwarten. Unser Physiker im Team – mit dem wir auch einige wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht haben – teilt diese Einschätzung. Wasserstoff hat zwar seine Berechtigung, aber nur in einer viel kleineren Nische, als oft angenommen wird.

Unser Fonds setzt stattdessen auf Elektrifizierung und Recycling-Technologien. Noch ist er kein Jahr alt, aber was wir schon jetzt sagen können: Wir lassen einschlägige Wettbewerber und Indizes deutlich hinter uns – dank unseres klar technologiegetriebenen und komplementären Ansatzes.

ftd.de: Welche Energie-Technologien spielen in Zukunft eine Schlüsselrolle, und wie können Investoren davon profitieren?

Frank Thelen: Der kontinuierlich steigende Bedarf an elektrischer Energie steht für uns im Fokus – und wir stehen hier erst am Anfang. GPUs für KI-Anwendungen benötigen enorme Mengen an Strom, genauso wie Elektroautos, Wärmepumpen und in Zukunft sogar elektrische Flugzeuge. Der Rückgang fossiler Brennstoffe ist positiv, bedeutet aber auch, dass wir eine leistungsfähige Infrastruktur für erneuerbare Energien benötigen.

Wir sind in diesem Bereich breit aufgestellt. Unser Portfolio umfasst etwa Unternehmen, die Unterwasserkabel für die Energieübertragung verlegen, ebenso wie Investitionen in Windenergie – allerdings außerhalb des US-Marktes, da dort hohe Handelshemmnisse bestehen. Unser Ansatz ist es, global diversifiziert in die „Electrify the World“-Bewegung zu investieren.

ftd.de: Wie gehen Sie mit dem Spagat zwischen Rendite und Nachhaltigkeit um? Gibt es Situationen, in denen Sie zugunsten der Nachhaltigkeit auf potenzielle Gewinne verzichten – oder auch andersherum?

Frank Thelen: Dieser Balanceakt betrifft eigentlich alle unsere Fonds. Wir erlauben uns, nur in Unternehmen zu investieren, die wir für zukunftsfähig und verantwortungsvoll halten. Wenn sich eine große Renditechance in einem Bereich ergeben würde, der beispielsweise Kriegstechnologie auf problematische Weise einsetzt oder fossile Energien massiv fördert, würden wir diese nicht nutzen.

Verzichten wir dadurch auf Gewinne? Bisher nicht. Glücklicherweise bieten nachhaltige Technologien ebenso attraktive Investitionsmöglichkeiten. Wir haben intern einen klaren ethischen Kompass, auch wenn ich persönlich kein Fan ideologischer ESG-Ansätze bin. Dennoch unterziehen wir jedes Unternehmen einem strengen ESG-Screening, das laufend überprüft wird. ESG ist für uns aber nicht der Ausgangspunkt unserer Investmentstrategie, sondern eine Begleitung auf dem Weg.

ftd.de: Wie steht es momentan um das deutsche Start-up-Ökosystem?

Frank Thelen: Gut und schlecht. Einerseits wächst das Ökosystem, es gibt mehr Venture-Capital-Fonds und etwas mehr Kapital. Andererseits verlieren wir im internationalen Vergleich: Die USA und China ziehen immer weiter davon. Ein großes Problem ist die Regulierung, die es Gründern in Deutschland schwer macht. Dazu kommt, dass die bisherige Regierung – die Ampel – nicht als Team agiert hat und keine klaren Impulse für Start-ups gesetzt wurden.

Ein großes Problem ist die Regulierung, die es Gründern in Deutschland schwer macht.

Positiv ist, dass es engagierte Köpfe wie Verena Pausder gibt, die als Vorsitzende unseres Verbandes eine wichtige Rolle spielt. Nun warten wir gespannt auf die nächste Regierung. Der Verband ist neutral, aber persönlich hoffe ich auf Friedrich Merz und Christian Lindner in der Regierung, weil das bessere Rahmenbedingungen für Start-ups schaffen könnte.

ftd.de: Sie haben es bereits angedeutet: Deutschland verliert im Vergleich zu anderen Ländern als Standort für Start-ups an Attraktivität. Viele Zahlen belegen das. Ein oft genannter Grund dafür ist die Bürokratie. Können Sie das bestätigen? Was würden Sie konkret ändern, um Deutschland für Gründer wieder attraktiver zu machen?

Frank Thelen: Absolut. Bürokratie ist ein riesiges Problem. Mein Vorschlag wäre, per Gesetz festzulegen, dass innerhalb von 90 Tagen alle behördlichen Vorgänge papierlos abgewickelt werden müssen. Nur so erzwingen wir echte Digitalisierung. Denn Digitalisierung bedeutet mehr Geschwindigkeit, geringere Kosten und die Möglichkeit, KI effizient zu nutzen. Ohne so einen klaren Cut wird sich in Deutschland nichts ändern.

ftd.de: Schauen wir auf die Weltwirtschaft: Wie beurteilen Sie die Auswirkungen von Trumps Wirtschaftspolitik – etwa beim Thema Protektionismus – auf den globalen Innovations- und Start-up-Markt?

Frank Thelen: Da gibt es 2 Seiten. Einerseits will ich ein starkes Deutschland, eine starke und autarke Europäische Union. Aber genauso möchte ich starke internationale Partnerschaften mit China, den USA und Indien. Wir müssen einen sinnvollen Mittelweg finden.

Ich bin kein Freund von Zöllen oder Handelsbarrieren. Wenn beispielsweise H100-Chips plötzlich nicht mehr nach China geliefert werden dürfen, halte ich das für den falschen Weg. Gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass die aktuelle Regierung oft den Fokus auf andere Länder legt, während Deutschland selbst wirtschaftlich schwächer wird. Ich denke, hier braucht es eine bessere Balance: Deutschland sollte ein faires, aber auch starkes Land sein. Eine schrumpfende Wirtschaft hilft am Ende niemandem.

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ftd.de: Wie ist die Lage beim Flugtaxi-Start-up Lilium, das Sie als Investor mit angeschoben haben? Nach der Insolvenz im Herbst konnte jetzt frisches Kapital eingesammelt werden. Wie geht es mit Lilium weiter?

Frank Thelen: Zunächst: Ich kann mich zu Lilium nicht äußern. Was ich sagen kann: Als Konzept ist Lilium für mich das beste elektrische Flugzeug der Welt. Das Unternehmen ging an die Börse und sammelte 1,8 Milliarden Dollar Kapital ein. Über 1.000 Mitarbeiter wurden aufgebaut – großartige Köpfe! Doch mit der Insolvenz scheint dieses Konstrukt gescheitert zu sein.

Die entscheidende Frage ist nun: Gibt es eine neue Zukunft für diese Technologie? Das ist von großer Bedeutung für Deutschland, denn wir brauchen mutige Projekte – Quantencomputer, Raketen, Fusionsenergie, große KI-Modelle und elektrische Flugzeuge. Lilium war eines der wenigen technologischen Leuchtturmprojekte hierzulande. Mein Herz hängt daran, und ich werde versuchen, an der einen oder anderen Stelle zu unterstützen.

ftd.de: Sie haben selbst mehrere Unternehmen gegründet. Was waren die größten Herausforderungen, und was haben Sie daraus gelernt?

Frank Thelen: Unternehmensgründung und -aufbau sind schwieriger, als man denkt. Man liest oft nur die Erfolgsgeschichten, aber die Realität sieht anders aus. Gründen funktioniert nur, wenn man wirklich besessen davon ist – wenn man bereit ist, durch die Wüste zu gehen und sprichwörtlich „Gras zu fressen“. Es ist nicht so glamourös, wie es auf TechCrunch oder ähnlichen Plattformen dargestellt wird. Es ist eine extrem harte Zeit mit einer sehr geringen Erfolgschance.

ftd.de: Was raten Sie jungen Investoren, die sich in disruptive Technologien einbringen möchten?

Frank Thelen: Gerade für junge Investoren kann es sinnvoll sein, einen Sparplan auf unsere Fonds anzulegen. Diese sind langfristig ausgerichtet, und durch den Cost-Average-Ansatz kann man kontinuierlich in solche Strategien investieren. Das könnte eine gute Ergänzung für jedes Portfolio sein: Der Tech-Sektor ist der nach Umsatz und Gewinn erfolgreichste! Wir stellen auf die unterbewertete zweite Reihe ab, die bereits abliefert, aber vom Markt noch missachtet wird. Hier spielen wir unsere ganze Venture Capital-Expertise aus.

ftd.de: Lieber Frank Thelen, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg.

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