
Schöne Aussichten? Südkorea will unterbewertete Aktien attraktiver machen. (Foto: Freepik, tawatchai07)
Südkorea scheint nun dem Weg von Japan zu folgen. Während in Japan die Tokioter Börse zunehmend Druck auf japanische, unterbewertete Unternehmen ausgeübt hat, plant nun auch der im Juni neugewählte Präsident von Südkorea strenge Reformen.
In Japan weckte der zunehmende Druck auf die Unternehmen das Interesse der internationalen Anleger. Der Nikkei erreichte nach 35 Jahren endlich neue Höchststände. Binnen 2 Jahren konnte der japanische Index rund 35 Prozent an Wert gewinnen. Doch ein tatsächlicher Wandel blieb bei den meisten Unternehmen aus. Fundamentale Kennzahlen wie der Kurs-Buchwert verharren weiterhin auf auffallend niedrigem Niveau.
Kann Südkorea den Aktienmarkt erfolgreicher reformieren und die Ineffizienz beseitigen?
Erste Schritte mit „Value-up-Plan“ – nun drohen Reformen
Bereits 2024 hat die südkoreanische Finanzaufsicht den „Value-up-Plan“ initiiert, um die Attraktivität chronisch unterbewerteter Aktien zu erhöhen. Unternehmen konnten auf freiwilliger Basis einen „Value-up-Plan“ vorlegen und auf ihre Maßnahmen für eine verbesserte Kapitalstruktur aufmerksam machen. Obwohl einige wenige Unternehmen daran teilnahmen und sich dies positiv auf deren Aktienkurs auswirkte, blieb die große Wende auf freiwilliger Basis aus.
Der neu gewählte Präsident Lee Jae-myung hat den Anlegern einen KOSPI (Korea Composite Stock Price Index) von 5.000 Punkten versprochen. Dafür werde er auf Reformen setzen. Allein seit seinem Wahlsieg kletterte der KOSPI um 30 Prozent nach oben.
Weitreichende Reformen sollen den Markt beleben
Lee möchte den Aktienmarkt umfassend neu ausrichten. Zombie-Unternehmen, die von staatlicher Unterstützung am Leben gehalten werden, sollen abgeschafft werden. Anlegervertrauen und eine erhöhte Markteffizienz sollen durch verpflichtende Aktienrückkäufe und strengere Kontrollen gegenüber Marktmanipulation erreicht werden.
Der Präsident plant eine Revision der Handelsgesetze, sodass sich die Unternehmensführung verbessert, die Rechte der Aktionäre gestärkt und die Transparenz erhöht werden. Lee will, dass Südkorea auch endlich in den MSCI Developed Market Index integriert wird.

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Der Kampf gegen die strukturelle Unterbewertung
Mehr als 70 Prozent der südkoreanischen Aktien sind unterbewertet. Die Unterbewertung ist ein Ergebnis aus struktureller Ineffizienz, fehlender Führungskompetenz und einer negativen Anlegerstimmung. Das aktuelle Kurs-Buchwert-Verhältnis liegt im Schnitt bei 0,8 – deutlich unter anderen Märkten. Der KOSPI-Index spiegelt die strukturelle Unterbewertung in der Performance wider.
Zudem dominieren familiengeführte Konglomerate (Chaebols) mit rund 50 Prozent den Aktienmarkt. Chaebols haben nur wenig Interesse daran, dass der Börsenwert steigt. Ein niedrigerer Börsenwert erleichtert die Weitergabe des Unternehmens an die nächste Generation, da Erbschafts- und Schenkungssteuern auf Basis des Börsenwerts berechnet werden. Ein höherer Börsenwert führt auch zu mehr Kontrolle und Auflagen von Behörden. Es gab auch Fälle, in denen Cheabols bewusst Gewinne verschleierten oder Transaktionen zwischen verbundenen Unternehmen nutzten, um den Wert künstlich zu drücken.
Ein bekanntes Beispiel ist Samsung: Die Familie Lee (Samsung) nutzte unterbewertete Aktien nicht börsennotierter Tochterfirmen, um die Unternehmensführung an die nächste Generation zu übertragen und Steuerzahlungen zu minimieren. Ein hoher Börsenwert hätte dies erschwert. Chaebols agieren daher für die langfristige familiäre Kontrolle und nicht für das Aktionärsinteresse.
Attraktive Bewertung bietet Chancen
Für Value-Anleger bietet der südkoreanische Aktienmarkt in Form eines ETFs oder auch durch Einzelaktien eine attraktive Chance. Kurzfristig können auch nachrichtengetriebene Kursgewinne entstehen. Allein der Wahlsieg von Reformbefürworter Lee belebte die Kurse südkoreanischer Unternehmen.
Langfristig wird jedoch entscheidend sein, wie tiefgreifend die angekündigten Reformen tatsächlich ausfallen werden. Erst konkrete Maßnahmen hin zu mehr Transparenz und einer aktionärsfreundlicheren Unternehmensführung bieten langfristiges Wertsteigerungspotenzial.
Es wird eine besondere Herausforderung, die festgefahrene Unternehmenskultur Südkoreas grundlegend zu verändern. Insbesondere die sogenannten Chaebols dürften sich Reformen widersetzen, die ihre Entscheidungsmacht beschneiden und eine deutliche Aufwertung der Aktien zur Folge hätten.
Disclaimer:
Keine Anlageberatung. Kein Aufruf zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.
Über den Autor
Sophia studierte Betriebswirtschaft und absolvierte ein Auslandssemester an der Singapore Management University. Schon als kleines Kind hatte sie ihre Finanzen fest im Griff und sparte den Großteil ihres Taschengeldes. Auch sie vertraute lange den gängigen Anlageprodukten (Sparbuch, Bausparer, Lebensversicherung). Heute nimmt sie ihre Finanzen selbst in die Hand. Sie recherchiert täglich über Unternehmen und konzentriert sich auf Qualität, ergänzt durch ausgewählte Smallcaps und Wachstumswerte. Ihr Ziel ist es, den Zinseszinseffekt bestmöglich für den Vermögensaufbau zu nutzen.


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