
Gold glänzt erneut und Europa sowie die Schwellenländer haben ein Comeback. (Foto: Freepik KI Suite)
Nach einem turbulenten Aktienjahr steuern die Märkte ins Schlussquartal. Historisch ist es die renditestärkste Phase – doch diesmal gelten andere Regeln. Inflation, Zinsen und Geopolitik mischen die Karten neu, während Anleger zwischen Hoffnung auf eine Jahresendrally und Sorge vor Rückschlägen schwanken.
Dennoch zeigen sich in einzelnen Sektoren klare Chancen: Technologie, Edelmetalle und ausgewählte Regionen wie Südeuropa oder die Schwellenländer könnten jetzt den Unterschied machen. Hier sind 4 Themen, die zum Jahresende 2025 noch echtes Kurspotenzial bieten.
Starker Start, nervöser Sommer – und nun?
Das Börsenjahr 2025 glich einer Achterbahnfahrt. Nach einem glänzenden ersten Quartal mit plus 12,5 Prozent im Dax folgte der Absturz, ausgelöst durch Trumps Zolloffensive, bevor der Markt im Sommer wieder Tritt fasste. Im September lag der deutsche Leitindex leicht im Minus, doch ein Blick in die Statistik stimmt optimistisch: Denn das 4. Quartal bringt im langjährigen Durchschnitt die höchste Rendite.
Trotz geopolitischer Unsicherheiten – von der US-Handelspolitik bis zur Wachstumsverlangsamung in China – sehen viele Strategen die Voraussetzungen für eine Jahresendrally erfüllt: reichlich Liquidität, Window Dressing und die typische Risikofreude im letzten Jahresdrittel.
Die Mechanik der Jahresendrally
„Gewinner bleiben Gewinner“ – das ist das Grundmuster, das institutionelle Anleger zum Jahresende spielen. Portfoliomanager stocken Erfolgsaktien auf, um zum Bilanzstichtag Glanz ins Depot zu bringen. Dieses Phänomen des sogenannten Window Dressing befeuert regelmäßig die Performance starker Titel im letzten Jahresdrittel.
Doch welche Themen können Anleger konkret nutzen, um vom möglichen Schlussspurt zu profitieren? Neben dem Rüstungssektor und dem zuletzt wiedererstarkten Biotech-Sektor stechen unter anderem diese Trends hervor: künstliche Intelligenz, das Comeback Europas, Gold – und die Wiederauferstehung der Schwellenländer.
1. Künstliche Intelligenz – das Rückgrat der neuen Wirtschaft
Beispiel: Polar Capital Artificial Intelligence Fund (ISIN: IE00BF0GL212)
Kaum ein Segment hat 2025 so polarisiert wie Künstliche Intelligenz. Nach dem Hype kam die Umsetzung: Unternehmen aus Industrie, Medizin und Logistik setzen KI inzwischen produktiv ein. Das beschleunigt die Produktivität – und treibt die Gewinne.
Der Polar Capital Artificial Intelligence Fund bündelt genau dieses Momentum. Fast 70 Positionen decken die gesamte Wertschöpfungskette ab – von Halbleiterproduzenten wie Nvidia über Cloudanbieter bis zu industriellen Softwarehäusern. Zu den Top-Picks von Manager Nick Evans und seinem Team zählen etwa Microsoft, Siemens Energy oder Vertiv. Mit einem Plus von 103 Prozent auf 3-Jahres-Sicht und immerhin 14,6 Prozent seit Jahresbeginn zählt der Fonds ganz klar zu den Gewinnern des KI-Booms.
Chancen: Zugang zu einem strukturellen Wachstumsmarkt, breite Diversifikation über Branchen, erfahrenes Management.
Risiken: Hohe Bewertung, Abhängigkeit von Tech-Stimmung, Zinsrisiken.
Fazit: KI ist nicht mehr Zukunftsmusik, sondern Wirtschaftsrealität. Für langfristige Anleger, die Volatilität aushalten, bleibt das Segment ein Muss.
2. Europas Comeback – vor allem der Süden überrascht
Beispiel: Aktien Südeuropa UI (ISIN: DE000A1J9A74)
Lange galt Südeuropa als das Sorgenkind Europas – doch 2025 hat sich das Bild grundlegend verändert. Spanien und Portugal wachsen mit über 2 Prozent, Italien punktet mit Strukturreformen, und selbst Griechenland hat sich von der Krisennation zum Stabilitätsanker entwickelt.
Gestützt wird die neue Stärke durch niedrige Energiepreise, boomenden Tourismus und eine disziplinierte Haushaltspolitik. Gleichzeitig entdecken Investoren die Region wieder: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis italienischer Aktien liegt bei rund 13 – deutlich unter dem europäischen Durchschnitt. Der Bewertungsabschlag macht südeuropäische Börsen für Value-Anleger attraktiv.
Der von Habbel, Pohlig & Partner gemanagte Aktien Südeuropa setzt gezielt auf Qualitätsunternehmen aus der Region mit robusten Bilanzen und konsequentem Fokus auf ESG (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung). Im Portfolio finden sich Schwergewichte wie Iberdrola (Spanien), Generali (Italien) und Energias de Portugal (Portugal).
Zu den Top-Performern zählen zuletzt Sol S.p.A., ein italienischer Hersteller technischer und medizinischer Gase, Sarantis, ein griechischer Anbieter von Kosmetik- und Haushaltsprodukten, sowie Metlen Energy & Metals, ein griechischer Mischkonzern aus den Bereichen Metallurgie und Technologie, der von der Hoffnung auf eine Aufnahme in den FTSE 100 profitiert.
Die Bilanz kann sich sehen lassen: plus 83 Prozent Performance über 3 Jahre bei moderater Volatilität – und allein plus 25 Prozent im Jahr 2025. Südeuropa ist damit vom Sorgenkind zum Renditetreiber geworden.
Chancen: Antizyklische Bewertung, strukturelle Reformen, wachsender Binnenkonsum.
Risiken: Politische Unsicherheiten, Exportabhängigkeit, höhere Schwankungsbreite.
Fazit: Südeuropa ist zurück auf der Landkarte der Investoren. Wer Diversifikation sucht, findet hier Value mit Rückenwind – und das zu attraktiven Preisen.
3. Gold glänzt wie nie – und Minenaktien hebeln den Trend
Beispiel: iShares Gold Producers UCITS ETF (ISIN: IE00B6R52036)
Gold hat 2025 einmal mehr bewiesen, warum es als „Währung der Angst“ gilt. Der Preis notiert aktuell bei über 3.900 US-Dollar – getrieben von geopolitischen Spannungen, rekordhohen Notenbankkäufen und einem schwächeren Dollar. In diesem Umfeld konnten sowohl der Goldpreis als auch ausgewählte Minenaktien in den vergangenen Monaten deutlich zulegen.
„Wir schätzen die mittel- bis längerfristige Preisentwicklung von Gold als äußerst positiv ein und haben in unserer langjährigen Erfahrung im Gold- und Rohstoffsektor selten einen derart starken Rückenwind erlebt“, sagt Joachim Berlenbach, Rohstoffexperte und Fondsberater.
Statt physisches Gold zu horten, greifen viele Anleger inzwischen zu Minenaktien – sie bieten Hebel auf den Goldpreis. Der iShares Gold Producers ETF vereint 68 Goldförderer weltweit, von Barrick Gold bis Newmont Mining. Der ETF-Preis hat sich 2025 nahezu verdoppelt – und damit die Entwicklung des Goldpreises klar übertroffen.
Chancen: Direkte Partizipation an der Goldrally, breite Streuung über Förderländer, attraktive Kostenquote (0,55 Prozent p.a.).
Risiken: Hohe Volatilität, Rohstoffpreisabhängigkeit, politische Risiken in Förderregionen.
Fazit: Gold bleibt das Krisenmetall der Stunde – und Minenaktien die dynamischere Variante. Ein unverzichtbarer Depotbaustein, solange Unsicherheit die Märkte bestimmt.
4. Schwellenländer feiern ihr Comeback
Beispiel: Schroders Emerging Markets Value (ISIN: LU2448034822)
Die Schwellenländer melden sich 2025 eindrucksvoll zurück. Der MSCI Emerging Markets liegt seit Jahresbeginn 17 Prozent im Plus – und übertrifft damit erstmals seit mehr als 10 Jahren den MSCI World. Niedrige Bewertungen und ein schwächerer US-Dollar geben den Aufschwung zusätzlich Schub.
Bewertungstechnisch bleiben Emerging Markets attraktiv: Das durchschnittliche KGV von 15,5 und ein KBV (Kurs-Buchwert-Verhältnis) von 1,9 entsprechen einem Bewertungsabschlag von rund 47 Prozent gegenüber dem Weltindex. „Diese Differenz ist historisch einmalig“, sagt Tom Wilson von Schroders. Eine abwertende US-Währung entlastet Schulden, stärkt Kapitalmärkte und schafft Spielraum für Zinssenkungen.
Regional zeigt sich das Bild differenziert: Indien profitiert von einer starken Binnenkonjunktur, Brasilien von Rohstoffen und Reformen, während Mexiko und Vietnam unter den US-Zöllen leiden. China wiederum stabilisiert sich mit gezielten Konjunkturimpulsen und Investitionen in Zukunftstechnologien.
Der Schroders Emerging Markets Value Fund spiegelt diese Vielfalt wider. China und Lateinamerika sind aktuell übergewichtet. Zu den größten Positionen zählen Samsung, Banco Bradesco und Airtel Africa. Das Fondsmanager-Duo Vera German und Juan Torres erzielten in den vergangenen fünf Jahren plus 147 Prozent Performance – weit mehr als die Vergleichsgruppe (plus 39 Prozent).
Chancen: Historisch günstige Bewertungen, strukturelles Wachstum, Rückenwind durch Dollar-Schwäche.
Risiken: Politische Unsicherheiten, Zölle, Währungsrisiken.
Fazit: Die Schwellenländer sind zurück – nicht als Spekulation, sondern als fundamental starke, breit diversifizierte Anlageklasse. Wer Geduld mitbringt, kann hier langfristig profitieren.

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Ausblick: Zwischen Momentum und Mäßigung
Das 4. Quartal 2025 dürfte zum Lackmustest für die Rally des Jahres werden. Die Grundvoraussetzungen – Liquidität, Saisonalität, Anlegerpsychologie – sprechen für ein positives Börsenfinale. Doch das Umfeld bleibt fragil.
Wer jetzt investiert, sollte nicht auf den schnellen Gewinn spekulieren, sondern auf strukturelle Trends setzen: Technologie, europäische Erneuerung, Sachwerte – und die neue Stärke der Schwellenländer.
Fazit in einem Satz: Die Jahresendrally ist keine Garantie, aber eine Gelegenheit und wer die richtigen Themen spielt, kann das Jahr 2025 womöglich mit einem goldenen Quartalsfinale beenden.
Disclaimer:
Keine Anlageberatung. Kein Aufruf zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.
Über den Autor
Sven Stoll wurde 1969 in Suhl/Thüringen geboren. Er beschäftigt sich bereits seit den 1990er-Jahren mit den Finanzthemen, Wirtschaft und Investmentfonds. Er investiert selbst seit vielen Jahren in aktiv gemanagte Fonds und profitiert von zahlreichen Kontakten in der Branche sowie regelmäßigen Gesprächen mit renommierten Portfoliomanagern. Sven ist hauptberuflich Fondsanalyst bei der GSR GmbH.


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