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Fonds und ETFs Europa: Trendwende bei Euro-Aktien – oder nur ein Strohfeuer?

Renaissance europäischer Aktien / Politische Risiken und Unsicherheiten / Chancen durch günstige Bewertungen

  • Autor Sven Stoll
Die EuroSkulptur in der Frankfurter Innenstadt (Foto: freepik, frimufilms) Fonds und ETFs Europa: Trendwende bei Euro-Aktien - oder nur ein Strohfeuer?

Europas Aktien locken mit tiefen Bewertungen (Foto: freepik, frimufilms)

Nach Jahren im Schatten der US-Börsen zeigen die europäischen Aktienmärkte erste Anzeichen einer Renaissance. Seit Beginn des Jahres 2025 laufen die Indizes des alten Kontinents ihren amerikanischen Pendants den Rang ab: Der DAX legte im Januar um 9,2 Prozent zu, der MSCI EMU für die Eurozone um 7,3 Prozent – der S&P 500 stieg dagegen nur um 3,8 Prozent. Doch ist diese Rally mehr als ein Strohfeuer? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Während Optimisten von einer Trendwende sprechen, mahnen Skeptiker zur Vorsicht in einem von Unsicherheit geprägten Umfeld.

Strukturelle Schwächen als Bremsklotz

Europa hat seit langem mit Imageproblemen zu kämpfen. Seit der Finanzkrise hinkt der Stoxx Europe 600 dem S&P 500 weit hinterher, getrieben von strukturellen Schwächen: einer alternden Bevölkerung, hohen Energiekosten, den Folgen des Ukraine-Konflikts und dem Fehlen von echten Tech-Giganten, die es mit den „Glorreichen Sieben“ aus den USA aufnehmen könnten. Während Nvidia, Apple und Co. die KI-Revolution vorantreiben, dominieren in Europa traditionelle Industrien – ein Fluch und Segen zugleich. Doch genau diese bodenständigen Branchen könnten nun zum Trumpf werden.

Politische Risiken als Unsicherheitsfaktor

Die politische Lage bleibt indes unberechenbar. Die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus schürt die Angst vor neuen Handelskonflikten. Nachdem der US-Präsident bereits Zölle auf Importe aus Mexiko, Kanada und China verhängt hat, könnte Europa das nächste Ziel sein. Solche geopolitischen Risiken schweben wie ein Damoklesschwert über den Märkten.

Auch die politische Landschaft in Deutschland ist von Unsicherheit geprägt, nachdem die Ampelkoalition im November 2024 nach heftigen Auseinandersetzungen über die Haushalts- und Wirtschaftspolitik zerbrochen ist.

Eine mögliche große Koalition aus Union und SPD nach der Bundestagswahl könnte zwar politische Stabilität signalisieren, aber aufgrund unterschiedlicher Auffassungen – etwa in der Steuerpolitik (Union für Entlastungen, SPD für Sozialausgaben) oder beim Klimaschutz – zu einem Reformstau führen. Dies wäre fatal für eine Wirtschaft, die sich bereits im zweiten Rezessionsjahr in Folge befindet, mit sinkenden Exporten, steigenden Insolvenzen und einem Investitionsstau bei der maroden Infrastruktur.

Europas Aktien locken mit tiefen Bewertungen

Trotz alledem wagen immer mehr Anleger den Blick zurück über den Atlantik – angelockt vor allem von Bewertungen, die im Schnitt 40 Prozent unter denen von US-Titeln liegen. „Europäische Aktien sind das Schnäppchenregal der Weltbörsen“, bringt es Cédric Gemehl von Gavekal Research auf den Punkt. So notiert der Euro Stoxx 50 derzeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15,8, der MSCI Europe Small Cap bei 13,3  – ein verlockendes Signal für Value-Jäger.

Breitere Gewinnverteilung als Chance

Hinzu kommt eine sich verändernde Gewinnlandschaft. Analysten der Citigroup prognostizieren, dass sich das Wachstum 2025 breiter verteilen könnte – weg von der Dominanz der Tech-Titanen, hin zu vernachlässigten Sektoren. Zweifel an der Rentabilität der milliardenschweren KI-Investitionen nähren diese These.

Zugleich zeigen sich erste Risse in der Fiskalpolitik: Während die USA mit Schulden operiert, setzt Europa stärker auf Haushaltsdisziplin. Steigende Renditen für US-Staatsanleihen signalisieren wachsende Nervosität – ein Umfeld, das den europäischen Märkten unverhoffte Chancen eröffnen könnte.

Institutionelle Investoren haben die Zeichen der Zeit erkannt. Laut Umfragen der Bank of America erhöhen immer mehr Akteure ihre Allokation in europäischen Aktien. Privatanleger, die nicht in Einzeltitel investieren möchten, finden nachfolgend 3 Produkte, die jeweils eine andere Strategie verkörpern, um vom europäischen Aufschwung zu profitieren.

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Fazit: Europas Renaissance oder bloße Hoffnung?

Die große Frage ist, ob Europas Comeback von Dauer sein wird. Es gibt viele Argumente dafür: günstige Bewertungen, eine vielfältige Wirtschaft und die Chance, vom globalen Zweifel an einer US-Überhitzung zu profitieren. Aber die Risiken – von Handelskriegen über Energiekosten bis zur Technologielücke – sind real. Für Anleger bedeutet dies: Europa erfordert Geduld, gutes Timing und die Bereitschaft, sich im Dickicht der Strategien zurechtzufinden.

Letztlich ist es eine Frage der Perspektive. Während die USA weiterhin mit Innovation glänzen, setzt Europa auf Altbewährtes: Substanz, Stabilität und langfristiges Denken. Ob diese Mischung im Zeitalter der künstlichen Intelligenz erfolgreich sein wird, werden erst die kommenden Kapitel der Börsengeschichte zeigen. Sicher ist jedoch: Es bleibt spannend.

 

Disclaimer:
Keine Anlageberatung. Kein Aufruf zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.

Über den Autor

Autor Sven Stoll
Sven Stoll

Sven wurde 1969 in Suhl/Thüringen geboren. Er beschäftigt sich bereits seit den 1990er-Jahren mit den Finanzthemen, Wirtschaft und Investmentfonds. Er investiert selbst seit vielen Jahren in aktiv gemanagte Fonds und profitiert von zahlreichen Kontakten in der Branche sowie regelmäßigen Gesprächen mit renommierten Portfoliomanagern. Sven ist hauptberuflich Fondsanalyst bei der GSR GmbH.

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