Die Nachfrage nach Rüstungsaktien und entsprechenden ETFs boomt – getrieben von geopolitischen Krisen und weltweit steigenden Verteidigungsausgaben. Doch ist es moralisch vertretbar, in Kriegsgerät zu investieren? Ein Blick auf eine boomende Branche, die Anleger fasziniert und polarisiert.
Aufrüsten als Wachstumsbeschleuniger
Geopolitische Spannungen und steigende Verteidigungsbudgets haben der Rüstungsindustrie in den zurückliegenden Jahren einen beispiellosen Aufschwung beschert. Nach Angaben des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI stiegen die weltweiten Militärausgaben im Jahr 2023 auf ein Rekordniveau von 2,4 Billionen US-Dollar – Tendenz weiter steigend. Auch Länder wie Deutschland, die jahrelang unter dem NATO-Ziel von 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Verteidigung lagen, investieren kräftig.
Die Gründe liegen auf der Hand: Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat Europa erschüttert. Länder, die traditionell als neutral gelten, rüsten auf und sind getrieben von der Erkenntnis, dass Sicherheit keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Auch der Konflikt zwischen Israel und der Hamas oder das Säbelrasseln Chinas gegenüber Taiwan erhöhen die Bereitschaft, in moderne Wehrtechnik zu investieren.
Neben klassischen Waffensystemen wie Panzern und Raketen konzentrieren sich die Rüstungsunternehmen zunehmend auf Technologien wie Cybersicherheit, autonome Drohnen und künstliche Intelligenz. Diese Entwicklungen treiben nicht nur die Kosten, sondern auch die Profite der Branche in die Höhe.
Europas Verteidigungsindustrie: Aufbruchsstimmung
Ein Paradebeispiel für diesen Boom ist Rheinmetall, Deutschlands führender Hersteller von Wehrtechnik. Der Düsseldorfer Rüstungskonzern, der auch als Automobilzulieferer aktiv ist, hat seinen Börsenwert in nur 2 Jahren mehr als versechsfacht. Auslöser für diese beeindruckende Rally war der Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und die damit verbundene Nachfrage nach Panzern, Waffen und Munition.
„Rheinmetall wird gebraucht, das zeigen unsere zahlreichen Auftragserfolge“, sagt Vorstandsvorsitzender Armin Papperger. Die Expansionsstrategie geht auf: Neben dem Ausbau des Know-hows als Hersteller militärischer Landfahrzeuge hat Rheinmetall die Zusammenarbeit mit dem US-Verteidigungsministerium intensiviert. Die US-Armee will in den nächsten Jahren eine Armada von 4.000 neuen Schützenpanzern bauen – ein Auftrag mit einem Volumen von 45 Milliarden US-Dollar. Rheinmetall gehört zu den letzten beiden Bewerbern für dieses Megaprojekt.
Dassault Aviation: Aufträge in Hülle und Fülle
Während Rheinmetall durch neue Projekte glänzt, steht auch die französische Rüstungsindustrie im Rampenlicht. Der Flugzeugbauer Dassault Aviation meldete für die erste Hälfte des laufenden Geschäftsjahres einen Auftragseingang von 5,13 Milliarden Euro – fast dreimal so viel wie im Vorjahr. Insbesondere der Mehrzweckkampfjet „Rafale“ und das Geschäftsflugzeug „Falcon“ sind stark gefragt. Der Exportanteil des Unternehmens liegt bei beeindruckenden 96 Prozent.
Dassault Aviation beweist, dass europäische Rüstungsunternehmen zunehmend wettbewerbsfähig auf globaler Ebene agieren. Während Rheinmetall sich als europäischer Rüstungschampion positioniert und auf Augenhöhe mit Schwergewichten wie BAE Systems oder Thales tritt, zeigt Dassault, wie stark der Export europäischer Hightech-Produkte wächst.
Rüstungs-ETFs: Chancen für Anleger
Nicht nur für einzelne Rüstungsunternehmen, sondern auch für breit diversifizierte Anlagemöglichkeiten wie ETFs bieten steigende Verteidigungsausgaben und geopolitische Unsicherheiten Chancen. Diese börsengehandelten Fonds bündeln eine Vielzahl von Unternehmen aus der Verteidigungs- und Rüstungsindustrie und bieten Anlegern Zugang zu einem strategischen Wachstumsmarkt. Zwei der bekanntesten Rüstungs-ETFs sind der Future of Defence ETF von HANetf und der Vaneck Defense ETF.
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Geopolitische Chancen und Risiken
Geopolitische Auseinandersetzungen rund um den Globus treiben die Nachfrage nach militärischer Aufrüstung. Diese drohenden Konflikte bieten Wachstumschancen für die Unternehmen, bergen aber auch Risiken, insbesondere auf der Bewertungsseite. Mit einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von rund 28 sind die Titel in den Rüstungs-Indizes nicht billig, was Anleger bei einem Investment berücksichtigen sollten.
Fazit: Welcher ETF ist der richtige für Sie?
Beide ETFs bieten Anlegern attraktive Möglichkeiten, von der wachsenden Verteidigungsindustrie zu profitieren, unterscheiden sich jedoch in ihrer Ausrichtung: Der Future of Defence UCITS ETF ist ideal für sicherheitsbewusste Anleger, die eine klar fokussierte Strategie in NATO-Staaten bevorzugen. Der VanEck Defense ETF richtet sich an Investoren, die auf globale Diversifikation und Wachstumsmärkte setzen und bereit sind, etwas mehr Risiko einzugehen.
Für langfristige Anleger, die von der zunehmenden Militarisierung und den technologischen Innovationen im Verteidigungssektor profitieren möchten, sind beide ETFs eine sinnvolle Ergänzung im Portfolio – vorausgesetzt, die ethischen Bedenken stehen nicht im Vordergrund.
Disclaimer:
Keine Anlageberatung. Kein Aufruf zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.
Über den Autor
Sven wurde 1969 in Suhl/Thüringen geboren. Er beschäftigt sich bereits seit den 1990er-Jahren mit den Finanzthemen, Wirtschaft und Investmentfonds. Er investiert selbst seit vielen Jahren in aktiv gemanagte Fonds und profitiert von zahlreichen Kontakten in der Branche sowie regelmäßigen Gesprächen mit renommierten Portfoliomanagern. Sven ist hauptberuflich Fondsanalyst bei der GSR GmbH.
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