Bereits vor Jahrtausenden war die Kakaobohne ein wertvolles Gut und wurde von Maya und Azteken als Währungseinheit verwendet. Kakao zählt heute zu den bedeutendsten Agrarrohstoffen und ist wesentlicher Bestandteil der geliebten Schokolade. Aufgrund diverser Umstände erreichte der Kakaopreis nun bereits die 10.000-US-Dollar-Marke pro Tonne. Mit einem Anstieg von über 100 Prozent seit Jahresbeginn und Plus 230 Prozent binnen 12 Monaten übertrumpft der Kakaopreis selbst den Bitcoin um Längen.
Im 19. Jahrhundert wurde Kakao vorerst in Südamerika und auf karibischen Inseln produziert. Doch auch europäische Kolonien erkannten die Attraktivität von Kakao und forcierten den Anbau in Westafrika. Es kam zu einer Überproduktion und deutlich fallenden Kakaopreisen Anfang des 20. Jahrhunderts. Nach dem 2. Weltkrieg stieg die Nachfrage deutlich. Der Preis pro Tonne Kakao erreichte 1.000 US-Dollar. Da jedoch das Produktionswachstum sehr hoch war, kam es zu Überkapazitäten. Der Preis stabilisierte sich wieder.
In den 1970er-Jahren erreichte der Kakaopreis neue Rekordhöhen. Gründe dafür waren Trockenheit, Krankheitsausbrüche, die die Kakaoernte beeinträchtigten, und politische Instabilität in produzierenden Ländern. Bauern weiteten erneut die Produktion aus und eine Überproduktion in den 1980ern führte zu einer Preisstabilisierung. Der Preis pendelte trotz Inflation über Jahrzehnte zwischen 1.000 und 2.500 US-Dollar. Damit zählte Kakao seit jeher zu den teuersten Zutaten. Mit nun knapp 10.000 US-Dollar pro Tonne gilt es wahrlich als Luxusgut.
Ghana und Elfenbeinküste haben Produktionsprobleme
Heute wird Kakao primär in der Elfenbeinküste (40 Prozent) und in Ghana (18 Prozent) angebaut. Die beiden Länder haben aufgrund der Kommerzialisierung bereits 90 Prozent der Wälder verloren. Die Plantagen sind alt und Monokulturen verbreiten Krankheiten, was vermehrt zu Ernteausfällen führt. Zudem liegt die letzte große Baumbepflanzung mehr als ein Vierteljahrhundert zurück. Ältere Kakaobäume bringen schlechtere Erträge, und den Bauern fehlt das Geld für Dünge- und Pflanzenschutzmittel, um gegen Krankheiten vorzugehen.
El Niño verursacht Dürrebedingungen
In anderen wichtigen Produktionsländern wie etwa Ecuador, Peru oder der Dominikanischen Republik herrscht ebenfalls Knappheit, die auf Dürrebedingungen zurückzuführen ist. Auch Mexiko hatte einen massiven Ernterückgang vermeldet. Das Land leidet unter den Hurrikans der Vergangenheit, von denen sich Teile der Region noch nicht vollständig erholt haben. Hinzu kommt, dass Farmer mehr Lohn verlangen.
Experten erwarten für dieses Jahr ein Kakaodefizit von bis zu 500.000 Tonnen. In Summe soll die Produktion um 11 Prozent in dieser Saison zurückgehen.
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Spekulanten wollen sich bereichern
Hedgefonds fühlen sich von den volatilen Kakaopreisen angezogen. Im Februar erreichte die Wette auf steigende Kakaopreise an den Future-Märkten eine Summe von rund 9 Milliarden US-Dollar. Hedgefonds seien zwar nicht Schuld für den rasenden Anstieg, doch die geringe Liquidität hat zuletzt die Marktbewegung auf rund 10.000 US-Dollar verstärkt.
Die Wetten der Hedgefonds an den Rohstoffmärkten erschweren es auch den Verarbeitern, sich gegenüber volatilen Preisen abzusichern. Doch sie versuchen dennoch, die Nachfrage der Schokoladenhersteller zu befriedigen.
Verlierer sind vor allem die Ärmsten der Welt
Das wichtigste Glied der Kette, die Farmer, profitieren von den steigenden Rohstoffpreisen erstmal nicht, denn die Regierungen von Ghana und der Elfenbeinküste haben zu Saisonbeginn die Preise für die Bauern fixiert. Einige Bauern in der Elfenbeinküste steigen bereits aus dem Kakaogeschäft aus und bauen lukrativere Pflanzen wie Kautschuk an.
Schokoladenpreise steigen und steigen weiter
Hersteller wie Hershey oder Mondelez weisen bereits darauf hin, dass Preiserhöhungen für die Verbraucher aufgrund der vorherrschenden Engpässe und Kakaopreise unausweichlich sind. Natürlich können sich Verbraucher auch auf weitere Produktanpassungen, wie etwa kleinere Verpackungen oder andere Inhaltsstoffe, einstellen. Ein handwerklicher Chocolatier offenbarte, dass das über 100 Jahre alte Unternehmen mit einer beispiellosen Kostensenkungsinitiative (Verpackung, Zusatzstoffe, Löhne) konfrontiert sei und eine Preiserhöhung von 30 Prozent in Betracht gezogen würde.
Bereits im Dezember waren die Preise für bekannte Weihnachtspralinen 50 Prozent teurer als im Vorjahr, während die Gesamtinflation für Lebensmittel nur bei 5 Prozent lag.
Wer in diesem Jahr Osternest mit Schokolade befüllt hat, wird es bereits gemerkt haben: Die Schokoladenpreise sind auch zu Ostern wieder gestiegen. Im Schnitt wurden die Preise der beliebten violetten Oster-Schokohasen um 20 Prozent zum Vorjahr angehoben. Die gewöhnliche Lindt Schokolade hat sogar eine Preisanhebung von 35 Prozent zum Vorjahr erfahren.
Kann der Schoko-Osterhase als Wertanlage genutzt werden?
Die Preisentwicklung wirft die Frage auf, ob der Osterhase die Feiertage aus finanzieller als auch figurbewusster Sicht überleben sollte. Wenn die Preise weiter steigen, würde das Genussbudget nicht unter den Mehrkosten leiden. Für den Verzehr sollten sie mindestens bis Ende des Jahres haltbar sein. Für weitere Verarbeitung in Kuchen und Torten sogar länger. Private Spekulanten könnten auch auf einen höheren Veräußerungspreis auf Ebay wetten. Doch wie werden sich die Preise entwickeln?
Kakaoernte ist langfristig in Gefahr
Die Produktionsschätzungen aus den betroffenen Gebieten werden genau beobachtet, doch es ist schwer zu sagen, wie lange die angespannte Situation anhalten wird. Die Berichte zu den Produktionskapazitäten und Ressourcen sind relativ begrenzt, was die Prognose erschwert. Die Preise können in den kommenden Monaten noch deutlich stärker ansteigen. Andererseits haben Hersteller auch entsprechende Absicherungen auf Kakaopreise und versuchen mit allen möglichen Maßnahmen die Herstellungskosten gering zu halten.
Fakt ist jedoch, dass sich die klimatischen Bedingungen verschlechtert haben und die Hauptabsatzgebiete unter den Umwelteinflüssen leiden. Längerfristig wird auch der regulatorische Druck durch neue Gesetze die Möglichkeiten für Kakaofarmen einschränken. Die EU-Verordnung für entwaldungsfreie Produkte gibt neue Regeln vor. Produkte dürfen künftig nicht mehr von kürzlich abgeholzten Flächen stammen. So soll sichergestellt werden, dass die in Europa verkauften Produkte nachhaltiger hergestellt werden. Sollte die Nachfrage nach Kakao nicht zurückgehen, wird der Preis für die Endkunden auch weiter hoch bleiben beziehungsweise steigen.
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