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Passives Einkommen mit Dividenden und ETFs – Mythos oder machbar?

Dividendenstrategien können regelmäßige Kapitalerträge generieren / Einzelne Aktien erfordern Überwachung / ETF als Alternative auch für Kleinanleger

Geldscheine Euro und Dollar vor Chart-Diagramm (Foto: Freepik, BillionPhotos) Passives Einkommen mit Dividenden und ETFs - Mythos oder machbar?

Monatliche Ausschüttung trotz schwankender Börsen (Foto: Freepik, BillionPhotos)

Ein passives Einkommen durch Kapitalerträge: Viele Privatanleger träumen davon, einen Nebenverdienst zu erzielen, ohne aktiv dafür arbeiten zu müssen. Doch genauso wie bei harter körperlicher Arbeit kann man auch hier ins Schwitzen kommen. Allerdings weniger durch körperliche Anstrengung, als durch die emotionalen Achterbahnfahrten der Kursschwankungen. Starke Nerven sind also ein Muss.

Passives Einkommen umfasst beispielsweise Zinserträge aus Anleihen oder Dividenden aus Aktien. Im Interview mit 2 Fachleuten möchten wir herausfinden, wie Anleger diese Strategie sinnvoll nutzen können und für wen sie besonders geeignet ist.

René Delrieux von der Börse Stuttgart Digital gibt Einblicke in das Anlegerverhalten und teilt wertvolle Tipps, wie Privatanleger strategisch vorgehen sollten. Alexander Roll, Investment Strategist von Global X, beleuchtet spannende Aspekte zur Auswahl von Dividendentiteln.

ftd.de: Auf Börsentagen trifft man Sie, Herr Delrieux, oft im Gespräch mit Privatanlegern. Erklären Sie kurz die Grundidee des passiven Einkommens aus Kapitalerträgen. Nutzen Anleger diese Strategie in der Realität überhaupt?

René Delrieux - Börse Stuttgart Digital

René Delrieux – Börse Stuttgart Digital (Foto: Hannah Quentin)

René Delrieux: Ja, das tun sie. Passives Einkommen aus Kapitalerträgen entsteht, indem man in Wertpapiere wie Aktien oder ETFs investiert, die regelmäßige Dividenden ausschütten. Diese Dividenden können vergleichbar mit einem regelmäßigen Gehalt sein. Die Herausforderung besteht darin, diese Einkünfte regelmäßig und spürbar zu gestalten, was eine sorgfältige Auswahl und Strategie erfordert.

ftd.de: Wie beurteilen Sie diese Strategie speziell für Privatanleger?

René Delrieux: Das Konzept des passiven Einkommens aus Kapitalerträgen ist sehr verlockend, doch man sollte es nicht blauäugig angehen. Die Strategie muss zur Lebenssituation des Anlegers passen. Dividendenaktien, eine gängige Quelle für solche Einkünfte, sind naturgemäß den Schwankungen des Marktes unterworfen. Anleger müssen sich dieser Volatilität bewusst sein. Abgesehen von einer sorgfältigen Erstbewertung – dass Anleger also gründlich prüfen, in welche Anlagen sie investieren –, ist auch eine langfristige Perspektive und Bereitschaft zur fortlaufenden Überwachung des Portfolios wichtig. In der Praxis beobachten wir, dass die Anlagestrategien variieren: Einige Anleger bevorzugen es, selbst nach geeigneten Dividendenaktien zu suchen und ihr eigenes Portfolio aufzubauen, während andere sich für den einfacheren Weg entscheiden und in Dividenden-ETFs investieren.

ftd.de: Herr Roll, als Investment Strategist bei Global X sind Sie mit Dividenden-ETFs sehr vertraut. Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Auswahl geeigneter Dividendentitel?

Alexander Roll - Global X

Alexander Roll – Global X (Foto: Global X)

Alexander Roll: Das Investieren in einzelne Dividendenaktien kann herausfordernd sein, da es verschiedene spezifische Risiken in Bezug auf die Unternehmensleistung gibt, wie etwa Margen, Rentabilität und die Fähigkeit zur Cashflow-Generierung. Diese Aspekte sind entscheidend, um eine konstante Dividendenquote zu sichern. Für Privatanleger bedeutet dies, dass sie die einzelnen Dividendenaktien kontinuierlich beobachten müssen, um negative Entwicklungen bei den Ausschüttungen frühzeitig zu erkennen. Der Einsatz eines ETFs kann hier vorteilhaft sein, da er Zugang zu einem Korb von hochrentierlichen Aktien bieten kann, wobei Aktien gefiltert werden, um sicherzustellen, dass Papiere mit Dividendenstabilität erfasst und solche Aktien entfernt werden, die Ankündigungen von Dividendenstreichungen oder erheblichen Kürzungen haben. Solche ETFs können typischerweise auch eine globale Diversifizierung bieten, indem sie sektor- und geografieunabhängig sind.

ftd.de: Aktiengesellschaften zahlen Dividenden häufig nur einmal jährlich oder quartalsweise. Als Privatanleger könnte man annehmen, dass man idealerweise 12 verschiedene Dividendentitel benötigt, deren Auszahlungen so aufeinander abgestimmt sind, dass monatlich Einkommen generiert wird. Interessanterweise macht ein ETF von Global X genau das: Er schüttet monatlich Dividenden aus. Wie stellen Sie sicher, dass monatliche Auszahlungen gewährleistet sind?

Alexander Roll: Um monatliche Auszahlungen zu gewährleisten, wird eine geschätzte jährliche Dividendenrendite zugrunde gelegt, die sich aus den Bestandteilen des Index ergibt. Falls die Dividendenfrequenz einiger oder aller Indexbestandteile geringer als einmal im Monat ist, können die ausgezahlten Beträge für die ausschüttenden Klassen aus den Nettoerträgen des Fonds stammen. Um jedoch eine konstante monatliche Ausschüttung sicherzustellen, können diese auch aus dem Kapital des Fonds, das den ausschüttenden Klassen zugeordnet ist, entnommen werden. Dieser Ansatz ermöglicht es dem ETF, den Anlegern monatliche Erträge zu bieten, selbst wenn die zugrunde liegenden Dividenden nicht monatlich ausgezahlt werden. Dies könnte jedoch auch die Kapitalwertsteigerung des ETFs in diesen Zeiträumen beeinträchtigen.

ftd.de: Wir halten fest, dass regelmäßige Auszahlungen durchaus und ohne viel Aufwand möglich sind. Aber lohnt sich die Strategie des passiven Einkommens auch für Anleger mit geringem Vermögen oder kleineren Sparraten?

René Delrieux: Auch Kleinanleger können von Dividendenstrategien profitieren, besonders durch die Möglichkeit, Bruchstücke von Aktien zu handeln, was die Kosten deutlich senkt. Das eignet sich sehr gut für Kleinsparer, auch für Sparpläne. Was jedoch bleibt, ist der Rechercheaufwand. Der steigt natürlich mit jeder weiteren Dividendenaktie. Hier bieten sich ETFs an. ETFs sind für viele Anleger interessant, insbesondere für Kleinanleger, da sie eine breite Diversifikation ermöglichen und den Aufwand für die Auswahl und Überwachung einzelner Aktien minimieren. Sie haben sich in den letzten Jahren als eine bequeme und weithin zugängliche Anlageoption am Markt etabliert.

ftd.de: Wie können Broker und ETF-Herausgeber die Privatanleger aktiv bei der Umsetzung ihrer Strategie für passives Einkommen unterstützen?

Alexander Roll: ETF-Anbieter können Privatanleger unterstützen, indem sie eine vielfältige Auswahl an ETFs bereitstellen, die auf verschiedene Risikoprofile, Anlageziele und Zeitrahmen abgestimmt sind. Diese Fonds sind besonders geeignet für Anleger, die ein langfristiges Vermögenswachstum oder regelmäßige Erträge erzielen möchten, ohne ihr Portfolio aktiv verwalten zu müssen. Thematische ETFs bieten die Möglichkeit, in langfristige Trends zu investieren und das Potenzial von erfolgreichen Unternehmen innerhalb eines bestimmten Themas durch ein breit gefächertes Wertpapierportfolio auszuschöpfen, ohne dass häufige Aktienauswahl oder Transaktionen notwendig sind. Für Privatanleger, die auf der Suche nach Einkünften sind, stehen zudem Optionen wie Staatsanleihen, Dividendenfonds oder alternative Strategien zur Verfügung, die passiv zur Ertragssteigerung des Portfolios beitragen können.

René Delrieux: Broker und ETF-Herausgeber sollten in erster Linie das passende Kundenangebot bereitstellen, also ein breites Spektrum an globalen Dividendenaktien und ETFs anbieten. Darüber hinaus sollte der Handel zu attraktiven Konditionen erfolgen, gebündelt mit der Option von Sparplänen und dem Bruchstückhandel. So wird mehr Anlegern – auch Kleinanlegern – der Zugang zu diesen Instrumenten erleichtert.

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