Research

Flossbach von Storch Multiple Opportunities Fonds

Einst Ikone unter den Mischfonds / Wachstum frisst Flexibilität / Defensive Strategie dämpft Erfolg / Hohe Gebühren bremsen Rendite

Er ist der Fonds, dem Generationen von Anlegern vertrauen. Der Flossbach von Storch Multiple Opportunities steht für Ruhe, Qualität und Verlässlichkeit – das Gegenmodell zum hektischen Marktgetöse. Doch die Zeiten haben sich geändert. Zinsen sind zurück, Tech-Aktien dominieren, und selbst treue Investoren beginnen zu zweifeln: Hohe Kosten, vorsichtige Positionierung, schwindende Erträge – kann das Kölner Erfolgsmodell noch einmal glänzen, oder war das bereits der Zenit?

FTD.de Research Siegel

FWW FundStars®
? FWW FundStars® ist ein proprietäres Bewertungssystem, das die Performance von Investmentfonds anhand verschiedener Kriterien bewertet. Die Bewertung reicht von 1 bis 5 Sternen, wobei 5 Sterne die beste Bewertung darstellen.

Stand: 01.11.2025

Das Wichtigste in Kürze

Größe – 25 Milliarden Euro beeindrucken – und bremsen zugleich.
Kosten – Premiumgebühren bei Mittelmaß-Rendite – das passt nicht mehr in die Zeit.
Positionierung – Defensive Strategie schützt, doch sie nimmt der Performance die Luft.
Flossbach von Storch SICAV - Multiple Opportunities R
ISIN: LU0323578657
+0,00%
Seit Periodenstart

1. Profil & Überblick

Kaum ein Fonds spiegelt die deutsche Anlegerseele so genau wider: ein Schuss Sicherheitsbedürfnis, ein Hauch Wagemut – und der Glaube, dem Markt ein Stück voraus zu sein. Seit seiner Auflage 2007 galt der Flossbach von Storch Multiple Opportunities (ISIN: LU0323578657) als Paradebeispiel disziplinierten Multi-Asset-Managements. Bert Flossbach, Gründer und Galionsfigur, wurde zur Instanz – nicht, weil er laut war, sondern weil er früh auf Gold und Qualitätsaktien setzte, als Banken Vertrauen verspielt hatten.

Doch der Glanz ist verblasst. Der Fonds steht noch stabil, aber nicht mehr über allem. Das jüngste Downgrade von Scope auf die Note „C“ markiert den Bruch: solide, ja – aber kein Überflieger mehr. Der frühere Musterschüler ist in die Jahre gekommen. Und für einen Fonds ist das fast schlimmer als ein Absturz. Größe und Vorsicht, einst Tugenden, sind nun Bremsklötze. Vielleicht liegt es an der Strategie, vielleicht an der Zeit – wahrscheinlich an beidem.

2. Markt & Umfeld

Die goldenen Jahre der Mischfonds sind vorbei. In der Nullzinsära galten sie als sicherer Hafen für alle, die Rendite suchten, ohne schlaflose Nächte zu riskieren. Heute sieht die Welt anders aus. Aktienmärkte eilen von Rekord zu Rekord, Staatsanleihen werfen wieder Zinsen ab – berechenbar, ohne Story, ohne Fondsmanager. Da wird es eng für Produkte, die einst als eierlegende Wollmilchsau des Anlegeruniversums galten.

Die Zahlen sprechen Klartext: 6,8 Milliarden Euro Abflüsse in 2 Jahren – kein Betriebsunfall, sondern ein Misstrauensvotum. Anleger wollen wieder Einfachheit statt Erzählung, lieber 4 Prozent vom Bund als Fondsrhetorik im Factsheet. Wer in diesem Umfeld zu defensiv bleibt, während die Börsen neue Höhen erklimmen, steht schnell im Erklärungsmodus. Flossbach war nie ein Mann des Trends, und genau das machte ihn groß. Doch wenn Mut belohnt wird, wirkt Vorsicht plötzlich wie Ballast – fast wie Blei im Depot.

3. Anlageziel & Strategie

Die Strategie ist glasklar – fast stoisch. Das berühmte „Pentagramm“ steht für die DNA des Hauses: Qualität, Diversifikation, Flexibilität, Solvenz und Wert. Klingt akademisch, ist aber handwerklich sauber umgesetzt. Der Fonds investiert breit – in Aktien, Anleihen, Gold und Liquidität. Im Zentrum stehen Substanzwerte: Unternehmen mit robusten Geschäftsmodellen, stabilen Cashflows und soliden Bilanzen. Flossbach setzt auf Dauerläufer, nicht auf Hypes – lieber Nestlé als Nvidia.

Aktuell liegt die Aktienquote bei rund 70 Prozent, Gold macht etwa 10 Prozent aus, der Rest entfällt auf Anleihen und Cash. Beweglich wäre der Fonds – genutzt wird die Freiheit selten. Flexibilität ist möglich, aber sie wird bewusst gezügelt. Flossbach agiert lieber überlegt als impulsiv. Lange ging das gut. Doch die letzten Jahre waren geprägt von Tech-Rallye, KI-Euphorie und Aufrüstung – wer da auf Substanz statt Wachstum setzte, blieb zwangsläufig zurück. Prinzipientreue ist an der Börse eine Tugend. Nur eben keine, die jedes Jahr belohnt wird.

4. Portfolio & Struktur

Ein Blick ins Portfolio wirkt wie ein Gang durch eine ehrliche Küche: keine Spielereien, wenig Würze, aber alles, was satt macht. Nestlé, L’Oréal, Colgate-Palmolive, SAP, Bayer – solide Hausmannskost statt Nouvelle Cuisine. Hier wird nicht mit Schaum gekocht, sondern mit Substanz. Keine Hypes, kein Momentum, dafür Marken mit Preissetzungsmacht und jahrzehntelangem Vertrauen. Der Fonds ist der Marathonläufer unter den Sprintern – nicht spektakulär, aber ausdauernd.

Gold bleibt gesetzt – als Versicherung gegen das Unvorhersehbare. Anleihen führen ein Schattendasein, dienen vor allem der Liquidität. Auffällig ist die hohe Cashquote: ein Statement. Lieber trockenes Pulver als blindes Risiko. Doch genau diese Vorsicht kostet Rendite. Während Wettbewerber wie der DWS Concept Kaldemorgen oder der Ethna Aktiv zuletzt von der Marktdynamik profitierten, blieb Flossbach zurück. Kein Zufall, sondern Ausdruck seiner DNA: Sicherheit vor Spekulation – glänzend in Krisen, zäh in Bullenmärkten.

5. Management & Fondsanbieter

Bert Flossbach ist kein Lautsprecher, eher Architekt. Einer, der lieber zehnmal denkt, bevor er einmal handelt. Das hat ihm den Ruf eines Vermögensverwalters mit Wertekompass eingebracht. Doch mit der Größe kam die Schwere. Ein Fonds mit 25 Milliarden Euro ist kein Schnellboot, sondern ein Tanker – jede Kurskorrektur wird zur Operation am offenen Herzen. Das Haus Flossbach von Storch bleibt dennoch eine Institution im deutschen Markt: unabhängig, inhabergeführt, mit Fokus auf Vermögenserhalt. Doch die Strukturen verändern sich. Das Managementteam wurde erweitert, Entscheidungswege wurden formalisiert. Der Fonds lebt heute weniger von der Intuition des Gründers, mehr von der Organisation des Hauses.

6. Performance & Rendite

Rendite war lange die Visitenkarte des Fonds. In den Jahren 2010 bis 2019 lag die jährliche Performance meist im oberen Quartil der Vergleichsgruppe. Doch seither ist die Luft raus. Seit 2020 blieb der Fonds Jahr für Jahr unter der Benchmark. Besonders schmerzhaft war 2025 – ein Jahr, in dem Risiko belohnt wurde. Die Kombination aus hoher Liquidität, defensiven Konsumtiteln und Gold brachte kaum Vortrieb. Über 5 Jahre gerechnet liegt der Fonds bei rund 20 Prozent im Plus, während der MSCI World über 90 Prozent zulegte. Das ist ernüchternd. Vor allem, wenn man die Gebühren einrechnet. Langfristig bleibt der Ansatz solide, keine Frage. Aber wer Performance sucht, findet sie inzwischen woanders. Flossbach liefert Stabilität, keine Schlagzeilen. Und das reicht vielen Anlegern heute nicht mehr.

7. Risiko & Volatilität

Eines muss man dem Fonds lassen: Er schützt gut nach unten. In Phasen wie dem Corona-Crash zeigte er seine Stärke – geringe Schwankungen, moderater Drawdown. Doch Sicherheit kostet Rendite. Wer Chancen meidet, verzichtet auf Ertrag. Der Fonds bleibt lieber auf der sicheren Seite – beruhigend für Konservative, zäh für Renditejäger.

8. Nachhaltigkeit & ESG

Der Fonds ist nach Artikel 8 der EU-Offenlegungsverordnung klassifiziert und berücksichtigt ESG-Kriterien. Kontroversen wie Kinderarbeit, Waffen oder gravierende Umweltverstöße führen zu Ausschlüssen. Ein expliziter Nachhaltigkeitsfokus steht jedoch nicht im Vordergrund – ESG ist integraler Bestandteil der Fundamentalanalyse. Besonders beachtet werden Governance-Strukturen und nachhaltige Wettbewerbsvorteile.

Basisinformationen

Stand: 30.10.2025
ISIN
? International Securities Identification Number
LU0323578657
Erfolgreich kopiert!
WKN
? Wertpapierkennnummer
A0M430
Erfolgreich kopiert!
Laufende Kosten
? Jährlich anfallende laufende Kosten des Fonds
1,62%
Ertragsverwendung
? Art der Verwendung von Dividenden und Zinserträgen
ausschüttend
Kategorie
? Anlagekategorie des Fonds
Mischfonds flexibel Welt
Fondsvolumen
? Gesamtvermögen des Fonds
24,0 Mrd. EUR
30.10.2025
Auflage
? Datum der Fondsauflage
24.10.2007
Domizil
? Ort des Fonds
Luxemburg
Depotbank
? Verwahrt und verwaltet Wertpapiere sicher, führt Käufe und Verkäufe aus und sorgt für gesetzliche Abwicklung und Abrechnung.
BNP Paribas, Zweigniederlassung Luxemburg
Performancegebühr
? Erfolgsabhängige Gebühr des Fonds
10,00%
des Vermögenszuwachses des Netto-Fondsvermögens (High Watermark)
Ausgabeaufschlag
? Einmalige Gebühr beim Kauf von Fondsanteilen
5,00%
Rücknahmegebühr
? Gebühr beim Verkauf von Fondsanteilen
0,00%
In Zwischenablage kopiert!

Top Holdings

Stand: 30.10.2025
Name
Gewicht
Reckitt Benckiser Group
2,89%
ALPHABET - CLASS A
2,79%
Unilever
2,73%
adidas
2,69%
Mercedes-Benz Group
2,66%
Legrand
2,60%
Deutsche Börse
2,56%
Amazon.com
2,52%
Microsoft
2,47%
Roche Holding
2,45%

Risikokennzahlen

Stand: 31.10.2025
Volatilität
? Maß für die Schwankungsbreite der Fondsrendite
7,15%
1 Jahr
5,97%
3 Jahre
7,68%
5 Jahre
7,88%
10 Jahre
max. Drawdown
? Größter zwischenzeitlicher Verlust vom Höchststand
-29,71%
seit Auflage
-15,73%
5 Jahre
Sharpe Ratio
? Verhältnis von Rendite zu Risiko - höher ist besser
0,10
1 Jahr
0,57
3 Jahre
0,33
5 Jahre
0,50
10 Jahre

Risiko-Rendite-Chart

Ausgewählter Fonds
Vergleichsfonds
Kategorie: Mischfonds flexibel Welt

9. Kosten & Gebühren

Hier liegt der wunde Punkt. Mit laufenden Kosten von 1,62 Prozent plus einer Performance-Fee von 10 Prozent über Null ist der Fonds alles – nur kein Schnäppchen. Zumal die Erfolgsprämie auch dann fällig wurde, wenn der Fonds hinter dem Markt blieb. 225 Millionen Euro Performance-Gebühr in 2 Jahren – das lässt Anleger aufhorchen.

Eine Hürde von null Prozent mag im Zinstief vertretbar gewesen sein, heute wirkt sie aus der Zeit gefallen. In einem Umfeld, in dem Staatsanleihen wieder 4 Prozent bringen, kippt das Verhältnis von Preis zu Leistung. Viele fragen sich: Wer verdient hier eigentlich mehr – Manager oder Investor?

10. Chancen & Ausblick

Trotz aller Kritik: Flossbach ist kein Auslaufmodell. Der Fonds bleibt ein Bollwerk für Anleger, die lieber ruhig schlafen als hektisch handeln. Sollte sich das Marktumfeld drehen – etwa bei einer Rückkehr zu Qualitätstiteln oder einer Abkühlung des Tech-Hypes – könnte er schnell wieder Boden gutmachen. Gold und Defensivtitel geben Stabilität, die Cashreserve sorgt für Handlungsspielraum. Sein Reiz liegt in der Berechenbarkeit. Wer das schätzt, bleibt. Wer Action sucht, zieht weiter.

11. Fazit & Empfehlungen

Der Flossbach von Storch Multiple Opportunities bleibt ein Klassiker – aber einer, der in die Jahre gekommen ist. Was einst seine Stärke war, wird nun zur Bürde: Größe, Vorsicht, Prinzipientreue. Das Management ist erfahren, die Philosophie klar, das Produkt solide. Doch in einem Markt, der nur noch auf Tempo und Themenwechsel setzt, fährt der Fonds wie ein Oldtimer durch eine Welt der Teslas – solide gebaut, aber aus einer anderen Zeit. Für Anleger heißt das: Wer Stabilität über alles stellt, bleibt an Bord. Wer Rendite sucht, schaut sich besser woanders um. Der Fonds ist kein Fehler – aber auch kein Muss. Vielleicht liegt genau darin seine neue Wahrheit: Der größte deutsche Mischfonds kämpft nicht mit Risiko, sondern mit Relevanz.

Keine Anlageberatung. Kein Aufruf zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren. Für Inhalte und Richtigkeit der Angaben wird keine Haftung übernommen. Fondsdaten bereitgestellt von FWW Fundservices GmbH.

Über den Autor

Autor Sven Stoll

Sven Stoll

Sven Stoll wurde 1969 in Suhl/Thüringen geboren. Er beschäftigt sich bereits seit den 1990er-Jahren mit den Finanzthemen, Wirtschaft und Investmentfonds. Er investiert selbst seit vielen Jahren in aktiv gemanagte Fonds und profitiert von zahlreichen Kontakten in der Branche sowie regelmäßigen Gesprächen mit renommierten Portfoliomanagern. Sven ist hauptberuflich Fondsanalyst bei der GSR GmbH.

Dokumente

Halbjahresbericht
31.03.2025
KID
15.10.2025
Jahresbericht
30.09.2024
Verkaufsprospekt
01.05.2025
Jetzt kostenlos Geschäftskonten vergleichen:
Geldeingang p.m.
∅ Guthaben:
Beleglose Buchungen p.m.
Beleghafte Buchungen p.m.
Unternehmensart:
Jetzt Studentenkonten vergleichen:
Zahlungseingang / monatlich:
Durchschnittlicher Kontostand:
Girokonto mit Kreditkarte:
Jetzt kostenlos Kreditkarten vergleichen:
Jahresumsatz im Euroland:
Jahresumsatz im Nicht-Euroland:
Kartengesellschaft:
Jetzt kostenlos Festgeldkonten vergleichen:
Anlagebetrag:
Anlagedauer:
Einlagensicherung:
Jetzt kostenlos Depotanbieter vergleichen:
Ordervolumen:
Order pro Jahr:
Anteil Order über Internet:
Durchschnittl. Depotvolumen:
Jetzt kostenlos Tagesgeldkonten vergleichen:
Anlagebetrag:
Anlagedauer:
Einlagensicherung:
Jetzt kostenlos Girokonten vergleichen:
Zahlungseingang / monatlich:
Durchschnittlicher Kontostand:
Girokonto mit Kreditkarte:
Jetzt kostenlos Ratenkredite vergleichen:
Nettodarlehensbetrag:
Kreditlaufzeit:
Verwendungszweck: