Die Entscheidung für bestimmte Kryptowährungen oder Wertpapiere sowie das Abwarten des optimalen Einstiegszeitpunkts kann eine langwierige und schwierige Aufgabe sein, die sich nicht immer bezahlt macht. Ein Blick auf das große Ganze kann weiterhelfen: Bei einer breit gefächerten Anlagestrategie, die verschiedene Asset-Klassen umfasst, haben die Auswahl von Einzelwerten oder der Zeitpunkt des Markteintritts kaum Auswirkungen auf den Erfolg des Portfolios. Dabei können Kryptowerte wie Bitcoin positive Effekte auf ein Portfolio erzielen.
Ein solides Finanzfundament mit mehreren Säulen bauen
Immer mehr Menschen setzen sich mit ihrer persönlichen Geldanlage auseinander. Dieser Bereich ist komplex, zeitaufwendig und kann frustrierend sein. Erwartungen werden oft enttäuscht. Doch wie tief sollte ein Privatanleger in die Materie eintauchen? Müssen Unternehmensbilanzen gelesen und Charts analysiert werden können, oder ist das übertrieben? Sollte bekannten Börsenweisheiten wie „Sell in May“ gefolgt werden oder eher das altbekannte „Hin und her, Tasche leer“ beherzigt werden? Letztendlich gibt es viele Weisheiten und alle haben ihre Vertreter, sodass dies von den persönlichen Präferenzen abhängt. Die meisten Anleger würden jedoch zustimmen, dass es wichtig ist, zu diversifizieren.
Dabei sollte stets der Grundsatz „Don’t put all your eggs in one basket“ berücksichtigt werden.
Asset-Allocation und Portfolio-Diversifizierung als Schlüssel zum Erfolg
Zunächst ist es wichtig, zwischen Asset-Allocation und Portfolio-Diversifikation zu unterscheiden. Asset-Allocation (zu Deutsch: Anlageaufteilung) bezieht sich auf die Verteilung des Vermögens über verschiedene Anlageklassen, wie zum Beispiel Aktien, Renten, Rohstoffe und Kryptowährungen. Portfolio-Diversifikation hingegen bedeutet, dass ein Portfolio über mehrere Vermögenswerte gestreut ist, die allerdings auch innerhalb derselben Anlageklasse liegen können.
Oft stellt sich die Frage, ob es klug oder nicht eher gewagt wäre, alle Ersparnisse in nur eine Anlageklasse zu stecken. Das hängt vom Anlegertyp ab. Ein langfristiger Investor, der Wert auf Stabilität und nachhaltige Renditen legt, könnte sich beispielsweise ausschließlich in Dividenden-Aktien von etablierten Unternehmen verschiedener Branchen investieren. Diese Unternehmen sind oft weniger volatil und bieten regelmäßige Ausschüttungen, was besonders attraktiv sein kann, wenn eine stabile Einkommensquelle gesucht wird.
Ein Portfolio kann dann durch den Kauf von verschiedenen Dividenden-Aktien, offenen Fonds und ETFs diversifiziert werden, die sich auf solche Unternehmen konzentrieren. Das klingt weniger gewagt, da diese Strategie eine besonnene Herangehensweise an die Diversifikation bietet, ohne das Risiko zu erhöhen, das mit der Konzentration auf eine einzige volatile Anlageklasse einhergeht.
Selbst innerhalb dieser Dividenden-Aktien-Strategie zählt die Auswahl von Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen und Regionen als Portfolio-Diversifikation. Verschiedene Studien, wie „Determinants of Portfolio Performance“ von Brinson, Hood und Beebower, zeigen, dass die Auswahl von Einzelwerten und der richtige Kaufzeitpunkt bei der Asset-Allocation nur eine untergeordnete Rolle spielen. Eine weitere Studie von Wolfgang Drobetz und Friederike Köhler kam sogar zu dem Ergebnis, dass die aktive Auswahl von Einzeltiteln innerhalb eines Portfolios über verschiedene Anlageklassen hinweg kontraproduktiv sein kann.
Kryptowerte und ihre Rolle in der Asset-Allocation
Kryptowerte haben in den letzten Jahren große Fortschritte in ihrer Entwicklung und Regulierung gemacht und immer mehr Akzeptanz gewonnen. Daher haben Asset-Manager die digitalen Vermögenswerte längst als eigene Anlageklasse anerkannt. Dementsprechend ist auch die Nachfrage von privaten und institutionellen Investoren nach diesen jungen digitalen Vermögenswerten gestiegen.
Bitcoin und Ethereum dominieren die Asset-Klasse mit rund 70 Prozent der Marktkapitalisierung und haben im Laufe der vergangenen Jahre eine unglaublich hohe Renditeentwicklung erfahren. Die stark positive Wertentwicklung dieser und anderer Kryptowerte geht jedoch auch mit erheblichen Kursschwankungen einher. Kryptowährungen gelten als hochvolatil und die Kurskorrelation zu anderen Asset-Klassen ist oft gering. Daher haben verschiedene Asset-Manager den Einsatz von Kryptowerten in der traditionellen Asset-Allocation untersucht.
Roger Darin, Advisor Digital Assets bei InCore Bank, betont die Bedeutung von Kryptowerten in seinem Fachbeitrag „Bitcoin und digitale Assets im Portfolio-Kontext“. Er stellt fest, dass eine Bitcoin-Beimischung von nur 3 Prozent zulasten des Aktienanteils des ursprünglichen Portfolios – bestehend aus 55 Prozent Aktien, 38 Prozent Anleihen und 7 Prozent Rohstoffe – das Ertrags-Risiko-Profil des Portfolios deutlich verbessert. Die Performance stieg deutlich an von 5,68 Prozent auf 8,75 Prozent, wobei die Volatilität mit 8,10 Prozent nur geringfügig höher lag als ursprünglich mit 7,53 Prozent.
Auch Matt Hougan und David Lawant erzielten in ihrer Studie „Cryptoassets – The Guide to Bitcoin, Blockchain, and Cryptocurrencies for Investment Professionals“ ähnliche Ergebnisse: Ihr Basisportfolio bestand aus 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Renten, wobei beide Anteile aus breit diversifizierten ETFs zusammengesetzt waren. Der Aktienanteil wurde zugunsten von Bitcoin von 60 auf 57,5 Prozent reduziert. Im Vergleichszeitraum vom 1. Januar 2014 bis zum 30. September 2020 konnte das Portfolio mit nur 2,5 Prozent Bitcoin-Anteil seine Rendite um 23,9 Prozent bei fast unveränderter Volatilität erhöhen. Die Sharpe Ratio verbesserte sich somit von 0,54 auf 0,75.
Fazit: Kryptowerte hinzunehmen – simpel und vielversprechend
Eine gut diversifizierte Anlagestrategie, die verschiedene Asset-Klassen berücksichtigt, kann dazu beitragen, das Ertrags-Risiko-Profil eines Portfolios zu optimieren. Traditionell fand die Asset-Allocation in den Anlageklassen Aktien, Renten und Rohstoffe statt. Studien sowie die Erfahrung vieler Investoren haben jedoch gezeigt, dass eine geringfügige Beimischung von Kryptowerten wie Bitcoin ein Portfolio optimieren kann. Kryptowährungen und die Blockchain-Technologie gewinnen zunehmend an Akzeptanz, und es ist heute äußerst einfach, mit nur wenigen Klicks in digitale Vermögenswerte zu investieren.
Investoren können entweder direkt über spezielle Krypto-Plattformen in Bitcoin und andere Kryptowährungen investieren oder den traditionellen Weg über ihr Wertpapierdepot wählen und sogenannte ETNs oder ETPs erwerben. In diesem Segment sind sowohl spezialisierte Anbieter wie die ETC Group und 21shares als auch etablierte ETF-Emittenten wie VanEck, Invesco und Global X vertreten.
Bei Kryptowerten sollte jedoch immer die hohe Volatilität beachtet werden. Einerseits kann die Rendite enorm sein, andererseits kann auch stark ins Minus gerutscht werden. Daher sollte genau abgewogen werden, wie viele Prozentpunkte des Portfolios in Kryptowährungen investiert werden sollen. In Geld ausgedrückt – und um diesen Artikel mit einer weiteren Weisheit ausklingen zu lassen: „Only invest what you can afford to lose“.
Quellen:
– Gary Brinson CFA, L. Randolph Hood, Gilbert L. Beebower: Determinants of Portfolio: Financial Analysts Journal, Ausgabe 51, Sieten 133-138
– Wolfgang Drobetz & Friederike Köhler: The contribution of asset allocation policy to portfolio performance: Financial Markets and Portfolio Management, Ausgabe 16, Juni 2002, Seiten 219–233
– Roger Darin: Bitcoin und digitale Assets im Portfolio-Kontext: März 2022
– Matt Hougan and David Lawant: Cryptoassets: The Guide to Bitcoin, Blockchain, and Cryptocurrencies for Investment Professionals: CFA Institute Research Foundation Briefs, Januar 2021
Disclaimer:
Keine Anlageberatung. Kein Aufruf zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.
Über den Autor
René Louis Delrieux
René ist verantwortlich für das Wertpapierangebot der BISON App der Börse Stuttgart Digital. Er ist spezialisiert auf die Analyse und Entwicklung von Investmentlösungen mit Fokus auf Wertpapiere und Digital Assets. Rene verfügt über ein umfangreiches Wissen, weshalb er häufig in der Fachpresse zitiert, zu Podiumsdiskussionen eingeladen und als Jurymitglied bei Investment-Awards nominiert wird.
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