Die Aktien von TeamViewer gehörten im letzten Jahr zu den stärksten Highflyern; in diesem Jahr war der Kurs eher volatil. Was ist dran an dem Investmentcase des weltweit führenden deutschen Softwarekonzerns für Remote-Konnektivität?
Als Lösung für den seit Jahren steigenden Bedarf nach einem Fernzugriff auf Computerarbeitsplätze oder ganz allgemein nach einer Technik, um online zusammenzuarbeiten laufen die cloudbasierten Anwendungen von TeamViewer systemunabhängig auf 2,5 Milliarden Geräten weltweit. Unternehmen wie auch Einzelpersonen realisieren so über Distanzen und Zeitzonen hinweg gemeinsame Projekte. Der zur Bekämpfung der Pandemie verordnete Homeoffice-Boom in vielen Firmen bescherte dem Softwarekonzern im letzten Jahr eine Sonderkonjunktur. TeamViewer gehörte zu den stärksten Titeln im MDAX, getrieben von einem Anstieg der Billings, also in Rechnung gestellter Umsätze, um gut 60 Prozent.
Kritik für Sponsoringverträge
Dennoch steht der Kurs inzwischen 40 Prozent unter dem Höchstwert von vor einem Jahr. Das liegt nicht nur an der vorübergehenden Dynamik der Corona-Maßnahmen. Das von CEO Oliver Steil angepeilte Umsatzwachstum in einem normalisierten Marktumfeld soll bei über 25 Prozent liegen; eine Zahl, die mit den letzten Quartalsberichten auch erreicht wurde. Damit befand sich der Titel zu Beginn dieses Jahres wieder auf Erholungskurs. Für Kopfschütteln sorgten aber weniger die leicht rückläufige Profitabilität beim Ergebnis, das vor Abzug von Abschreibungen, Zinsen und Steuern immer noch die Hälfte von jedem umgesetzten Euro ausmacht. Anleger schreckte vor allem der Einstieg in das Sponsoring-Geschäft der Formel 1 und des Fußball-Clubs Manchester United ab. Zu teuer, zu unsicher der Effekt auf die Steigerung des Bekanntheitsgrades für ein Unternehmen, das gerade einmal eine halbe Milliarde Umsatz pro Jahr erzielt und nur mit einem Fachpublikum Geld verdient.
Internationales Geschäftsmodell
Für Markus Herrmann, dem Fondsmanager des Deutschlandfonds der LOYS AG war der Kursabschlag letztlich eine willkommene Gelegenheit, die Position aufzustocken. Mit einer kleinen Position hatte er bereits einen Fuß in der Tür. „Ich hatte darauf gehofft, dass sich die Zuwächse aus dem ersten Halbjahr 2020 so nicht fortsetzen würden und einer der kommenden Quartalsberichte für enttäuschte Abverkäufe sorgen könnte.“ so Herrmann. „Als TeamViewer das teure Sponsoring bekannt gab, musste ich den Investmentcase allerdings auch erstmal genau überdenken.“ Die Zusammensetzung des Geschäfts hat sich im Vergleich zu den Ursprüngen des Unternehmens stark verändert. IT-Support macht nur noch knapp die Hälfte des Umsatzes aus. Dafür hat TeamViewer sein Geschäftsmodell stark internationalisiert und auf die Verbindung von Maschinen ausgedehnt. CEO Oliver Steil bekräftigt seine Vision des zukünftigen Internet of Things mit dem Zukauf eines Unternehmens für die Integration von Augmented Reality in technische Supportlösungen. Damit strebt der Softwareanbieter an, für die Zukunft industrieller Anwendungen noch besser aufgestellt zu sein.
Herausforderung für Markus Herrmann
Was die umstrittene Geldausgabe für Sportsponsoring betrifft, orientiere man sich laut Steil an anderen, größeren Softwarekonzernen. Für viele Investoren ist der zu erwartende Ertrag dieser Aufwendungen jedoch schwer zu kalkulieren. Diese Herausforderung löste Fondsmanager Markus Herrmann so: Nach seiner Beobachtung hat das Unternehmen an der Börse für die Ausgabe von ca. 300 Millionen Euro ungefähr 3 Milliarden Euro an Wert verloren. Aus seiner Sicht klaffen der Verlust an Unternehmenswert und die Vertragskosten des Sponsorings weit auseinander. Selbst wenn die Idee des Managements nicht aufginge, dann schätzt er – ohne andere Einflussfaktoren – diesen massiven Wertverlust als übertrieben ein. Sollte aber das TeamViewer-Logo auf den Fußballer-Trikots in der Champions League tatsächlich den Eintritt in so wichtige Expansionsmärkte wie dem asiatischen Raum bringen, dann wäre die weltweite Reichweite von TeamViewer viel höher als bisher und die Wachstumsaussichten derzeit möglicherweise unterschätzt. Für Herrmann bot der Kursabschlag in Reaktion auf die Bekanntgabe der Sponsoringaktivitäten daher eine gute Gelegenheit zum Aufstocken der schon bestehenden Position.
Gelungene strategische Ausrichtung
Seitdem berichtet das Unternehmen von einer gelungenen strategischen Ausrichtung. So habe das Geschäft mit internationalen Großkunden einen Anteil von 40 Prozent der Verträge erreicht. Die neue Partnerschaft mit dem Software-Riesen SAP soll diesen Trend noch verstärken. Aus Sicht von Markus Herrmann hat TeamViewer damit ausreichend Potential, in die internationale Liga der Digital-Champions aufzusteigen.
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