New York/Oslo – Abgasfrei und leise wie ein Geisterschiff wird noch in diesem Jahr ein Schlepper auf dem East River in New York seine ersten Testfahrten unternehmen. Amogy, 2020 von vier Absolventen des Massachusetts Institute of Technology (MIT) gegründet, wird das bereits elektrisch angetriebene Schiff mit Brennstoffzellen und einem Cracker ausstatten, der Ammoniak in seine Bestandteile Wasserstoff und Stickstoff zerlegt. Der umweltneutrale Stickstoff, zu 78 Prozent in Luft enthalten, wird an die Atmosphäre abgegeben, der Wasserstoff in der Brennstoffzelle in Strom für den E-Antrieb umgewandelt.
Zelle ersetzt Dieselgenerator
Bisher erhielt der Schlepper seinen Strom aus einem Dieselgenerator an Bord. Das ist bereits umweltverträglicher als der Antrieb mit Dieselmotoren, weil der Generator stets im günstigsten Drehzahlbereich läuft, sodass die Emissionen relativ gering sind. Der Ersatz durch eine Brennstoffzelle, die auf der Basis von Ammoniak betrieben wird, ist allerdings klimatisch gesehen noch einmal ein Quantensprung. Die Voraussetzung: Ammoniak wird ausschließlich mit grünem Strom hergestellt.
Die Brennstoffzelle wird eine Leistung von einem Megawatt haben, das ist dreimal mehr als die in einem Sattelschlepper, den das junge Unternehmen Anfang 2023 vorgestellt hat. In beiden Fällen wird der Treibstoff bei einer Temperatur von minus 33 Grad Celsius – in dem Zustand ist er flüssig – in Kryotanks transportiert. Das ist technisch weitaus unproblematischer als die Nutzung von flüssigem Wasserstoff, der eine Temperatur von minus 253 Grad hat. Alternativ könnte er auch in Drucktanks bei 800 bar transportiert werden. Beides ist energieaufwendig.
„Grüner“ Sprit aus Norwegen
„Wir glauben, dass Ammoniak beim Transport von Fracht auf dem Land und vor allem in der Schifffahrt eine wichtige Rolle spielen wird“, sagt Seonghoon Woo, CEO von Amogy. Yara Clean Ammonia aus Oslo, einer der weltweit größten Ammoniakproduzenten, wird „grünes“ Ammoniak für das Schiff liefern.
Auch in Deutschland arbeiten Forscher im Bündnis Campfire an der Ammoniak-Nutzung in der Schifffahrt. Doch bei deren Konzept wird der Treibstoff in einem speziellen Motor verbrannt. Auch dabei gibt es keine schädlichen Emissionen. Die internationale Schifffahrt verursacht etwa 3 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Der Anteil wird voraussichtlich noch steigen, da Fracht- und Freizeitverkehr noch zunehmen und andere Sektoren ihren Anteil an den globalen Emissionen reduzieren. Ammoniak könnte die Lösung sein.
Quelle: www.pressetext.com
(pte017/10.03.2023/11:30)
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