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Medien & Internet

Fake Shops – Ein Phänomen im Online-Handel

Das Wichtigste in Kürze
  • Einkaufen im Internet ist super rund um die Uhr ohne Ladenöffnungszeiten. Unkompliziert, schnell, immer mit der Möglichkeit, Preise zu vergleichen und ein günstiges Angebot zu finden. Und das nutzen Fake-Shops gnadenlos aus.

Was sind Fake Shops?

Fake Shops sind betrügerische Shops. Sie locken im Internet mit Angeboten, die sich ein Kunde schön lange wünscht – und eigentlich nicht leisten kann: Eine Hollywoodschaukel, ein Fitnessgerät, eine Designer-Tasche, alles zu einem unschlagbar günstigen Preis. Nach einer Bestellbestätigung erfolgt nichts mehr. Fake Shops sehen professionell aus, kassieren – meist per Vorkasse – das Geld und liefern nie die zugesagte Ware.

Seriöse Unternehmen werden kopiert

Das Vorgehen wird immer dreister. Fake Shops verwenden z. B. Firmennamen, die ganz ähnlich wie bekannte Unternehmen klingen. “Baugemeinde” oder “Baumeile” statt “Baumarkt”. Manchmal wird nur ein Buchstabe geändert, um ein seriöses Unternehmen zu kopieren (aus “billige-Handys” wird “billigste-Handys”).

Fake-Shops kopieren alles von den Seiten seriöser Unternehmen. Identisches Aussehen, identisches Impressum, die Datenschutzerklärungen werden kopiert, sogar die Angebote werden tagesaktuell eins zu eins kopiert.

Falsches Impressum, falsche Siegel

Fake-Shops kopieren Prüfsiegel und seriöse Zahlungsmöglichkeiten auf Ihre Webseite. Das Impressum enthält alle Informationen, die es enthalten muss. Auch eine Steuernummer, diese Angaben sind in der Regel falsch oder es sind Daten, die von Dritten missbraucht wurden.

Falsche Bankkonten

Die Bankkonten, an die Opfer das Geld überweisen, werden mit gestohlenen Personalien eröffnet. Die Daten bekommen die Täter z.B. durch gefälschte Jobangebote im Internet. Bewerber werden aufgefordert, persönliche Daten preiszugeben. Sie laden bereitwillig (ist ja ein Super-Job) den Personalausweis hoch, Kontounterlagen oder die Einwohnermeldebescheinigung. Diese Daten werden durch die Täter wiederverwendet, um z.B. Konten zu eröffnen.

Was macht Fake Shops so gefährlich?

Fake-Shops sind aus mehreren Gründen ein großes Problem.

  • Sie verursachen großen, volkswirtschaftlichen Schaden.
  • Kunden verlieren das Vertrauen beim Kauf im Internet.
  • Unternehmen verlieren Geld und Zeit. Für seriöse Online-Händler bedeutet es einen erhöhten Bürokratieaufwand: Identitätsnachweise, Prüfsiegel, etc.
  • Kunden müssen zeitaufwändig die Echtheit eines verlockenden Angebots prüfen.
  • Die Täter bekommen Ihre persönlichen Daten, die sie im Darknet verkaufen können.
  • Online Shops werden im Namen anderer Firmen oder harmloser Bundesbürger eröffnet.

Fake-Shops verursachen großen, volkswirtschaftlichen Schaden.

Woran erkenne ich einen Fake-Shop?

Warum sind Fake Shops schwer zu erkennen?
Die Betrüger haben in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Die Angebote wirken seriös, die Internetadresse realistisch, die Seite ist professionell aufgemacht. Darstellung des Ladens, verschiedene Angebote, ein Impressum – alles wirkt vernünftig und vertrauenswürdig.

Die Zeiten, in denen Fake-Shops an erbärmlichen Webseiten, einem fehlenden Impressum oder gehäuften Tippfehlern auffielen, sind vorbei. Die Kriminellen arbeiten sehr professionell, trotzdem gibt es Hinweise.

  • Augen auf bei den Preisen. Kein Händler hat etwas zu verschenken. Überprüfen Sie insbesondere Eröffnungsangebote oder zahlenmäßig beschränkte Angebote (“die ersten 5 Stück”) die nur für ganz kurze Zeit gelten.
  • Überprüfen Sie die Adresszeile. Steht dort https steht und das Schloss-Symbol, ist es eine verschlüsselte und damit sichere Seite. Steht dort nur http, dann ist die Verbindung unverschlüsselt. Heutzutage kann man, wegen der Datenschutzgesetze, einen Onlineshop nicht mehr ungeschützt betreiben.
  • Ein Impressum muss bieten: eine Adresse, eine E-Mail-Adresse, eine Telefonnummer Rufen Sie bei der angegebenen Telefonnummer an, dann sehen Sie ob der Kontakt wirklich stimmt.
  • Googeln Sie den Shop. Gibt es Erfahrungsberichte anderer Nutzer? Bewertungen? Klingen diese glaubwürdig?
  • Googeln Sie die Adresse. Liegt das Unternehmen in einem reinen Wohngebiet? Achtung! Namen und Adressen lassen sich fälschen.
  • Hat der Onlineshop ein Gütesiegel? Das Siegel Trusted Shops ist zuverlässig. Klicken Sie das Siegel an, dann müssen Sie zur Internetseite des Siegels kommen. Dort muss separat bestätigt werden, dass der Onlineshop vertrauenswürdig ist. Täter können sehr kreativ sein! Ein Siegel “shopify secure” klingt vertrauenserweckend, ist aber Fake.
  • Im Internet gibt es Listen mit Fake-Shops, auch die Polizei veröffentlicht solche Listen. Dort können Sie Fake Shops melden.
  • Bei der Bestellung muss der Kauf eindeutig abgeschlossen werden. “Kaufen” oder “zahlungspflichtig bestellen”. Andere Formulierungen wie „Weiter“ sind unzulässig.

Wie viele Fake-Shops gibt es?

Nicht einmal in der Polizeistatistik ist erfasst, wie viele Fake Shops es gibt. Die Verbraucherzentrale Deutschland hat, bei einer ersten Analyse, über eine Million Fake-Shops gefunden. Sie gehen davon aus, dass sich das Phänomen noch vergrößern wird. Es gibt Schätzungen, dass jeder vierte Bundesbürger bereits Opfer eines Fake-Shops wurde.

Es ist schwierig in diesem Bereich die genauen Schadensummen zu beziffern, die Gründe hierfür sind einfach erklärt:

– Die Täter sind schnell
Knapp zwei Drittel (65 Prozent) der untersuchten Internetseiten, über die sich Verbraucherinnen und Verbraucher beschwert haben, sind bereits nach kurzer Zeit verschwunden oder nicht aufrufbar.
Zusätzlich gibt es nur wenige zentrale Erfassungstellen von Beschwerden.
Für Deutschland und Österreich sind folgende Websites hilfreich:

https://www.verbraucherschutz.com/warnungsticker/warnung-vor-onlineshops-hier-duerfen-sie-nicht-einkaufen/

https://www.watchlist-internet.at/liste-betruegerischer-shops/

– Die meisten Opfer melden den Betrug nicht
Gerade in Social Media bewegen sich die Summen zwischen 15 und 30 Euro. Die Betrogenen schweigen oft, da ihnen die Summe nicht schmerzt und es als peinlich empfunden wird. Oft ist ihnen auch unklar ob die Ware aus Fernost vielleicht wirklich im Zoll verschwunden ist o.ä. (https://www.swrfernsehen.de/marktcheck/instagram-werbung-fake-shop-abzocke-100.html)
Eine aktuelle Zahl seit Beginn der Pandemie konnte nicht ermittelt werden, bereits in 2018 wurde über 4,4 Millionen Betrugsfälle berichtet. (https://www.horizont.net/medien/nachrichten/ard-kriminalreport-44-millionen-deutsche-wurden-bereits-opfer-von-fake-online-shops-169246) Diese Tendenz dürfte sich sehr stark nach oben entwickelt haben.

Es ist davon auszugehen, dass die genannten Zahlen weltweit zu Schäden im 3-stelligen Millionenbereich führen und unter Einbindung der Dunkelziffer im Milliardenbereich liegen dürfte.

Wie können Fake Shops verhindert werden?

Fake-Shops können Sie durch genaues Hinsehen erkennen, bevor Sie eine Bestellung tätigen.

Schon bei der Registrierung einer Internetseite müssten Personalien überprüft werden. In Deutschland kann man sogar unter den Namen Micky Maus eine Internetadresse anmelden.

In Dänemark muss jeder, der eine Seite anmeldet, seine Identität nachweisen (unter anderem über die Steuernummer). Die Dänen haben die verschärfte Identitätsprüfung Anfang 2018 eingeführt und einen deutlichen Rückgang der Missbrauchsfälle festgestellt. Verbraucherschützer fordern das auch für Deutschland.

Eine andere Möglichkeit, den Betrügern das Wasser abzugraben, wäre der Geldfluss. Alle Fake Shops arbeiten mit Vorkasse per Überweisung. Ist dann das Geld auf dem Konto der Betrüger, ist es fast immer verloren. Ein Zahlungsmodell der Banken könnte sowohl dem Unternehmer als auch dem Kunden Sicherheit bieten. Erst wenn die Ware angekommen ist, fließt das Geld.

Verbraucherschützer fordern zudem, dass die Registrierung einer deutschen (.de) Domain mit einem Identitätsnachweis geprüft wird.

Warum sind Fake Shops so schwer zu belangen?

Die Kriminellen nutzen Technik, die im Ausland steht. Dort entziehen sie sich weitgehend dem Zugriff deutscher Behörden. Meistens arbeiten auch mehrere Täter zusammen. Sie bleiben anonym im Internet und kooperieren in ganz Deutschland miteinander. Ein Täter programmiert die Webseite und platziert sie im Internet. Ein anderer kümmert sich um die Bankkonten, auf die das Geld transferiert wird. Ein weiterer um den Mailverkehr. Häufig betreiben sie mehrere Shops parallel, in verschiedenen Ländern in verschiedenen Sprachen.

Wo lauern die Shops auf mich?

Gerade zur Weihnachtszeit haben solche Shops Konjunktur. Fake Shops streuen ihre Angebote gerne in sozialen Netzen. Instagram überprüft Anzeigen, aber nicht die Shops, die dahinterstehen.

Preissuchmaschinen (zumindest die großen) haben inzwischen Sicherheitsmechanismen eingebaut und überprüfen, ob hinter den angemeldeten Shops tatsächliche Personen stehen.

Wie ist es bei Ebay und Amazon?

Bei Ebay besteht ein Risiko. Nutzen Sie deshalb das Bezahlverfahren von Ebay.

Verwenden Sie bei Amazon das Amazon-Bezahlsystem. Dort bekommen Sie, als geprellter Kunde, Ihr Geld zurück. Fake Shops bei Amazon fordern den Kunden auf, nicht das Bezahlsystem von Amazon zu nutzen.

Was mache ich, wenn ich auf einen Fake Shop reingefallen bin?

Erstatten Sie Anzeige. Dokumentieren Sie den Betrug: Drucken Sie die Webseite aus, die Bestellbestätigung, den E-Mail-Verkehr. Das ist besonders wichtig, wenn Sie Angst vor Datenmissbrauch haben.

Holen Sie sich Ihr Geld zurück.

Haben Sie per Kreditkarte bezahlt? Diese Zahlungen können zurückgebucht werden. Informieren Sie das Institut. Bei Zahlung mit Kreditkarte sperren Sie die Karte schnell. Denn nun haben die Täter persönliche Daten, die sie verkaufen können.

Haben Sie eine Einzugsermächtigung erteilt? Nehmen Sie Kontakt mit der Bank auf. Diese Zahlung können Sie sechs Wochen lang zurück belasten.

Bei einigen Fake Shops kann man mit PayPal bezahlen. Auf viele Kunden wirkt das vertrauenswürdig. Doch PayPal ist ein Nutzergesteuertes System. Das bedeutet, dass der Händler auf der PayPal-Website eigenständig ein PayPal Geschäftskonto eröffnen kann – ohne Überprüfung. Bei PayPal können Sie sich innerhalb einer bestimmten Frist an das Käuferschutzprogramm wenden, wenn Sie keine Ware erhalten. Viele Fake Shops spielen deshalb auf Zeit. Sie vertrösten die Kunden, melden Probleme und versprechen immer wieder die Lieferung.

Wurde das Geld per Vorkasse bezahlt, ist es fast nicht möglich, es zurückzufordern. Haben die Betrüger die Summe auf ihrem Konto, hat die eigene Bank keinen Zugriff mehr. Oft räumen die Täter die Konten leer, bevor die Betroffenen den Schwindel merken.

Werden Abbuchungsdienste aus dem Ausland eingeschaltet, ist es sehr schwierig, sein Geld zurückzubekommen. Gelegentlich kommt die Ware auch per Nachnahme.

Lassen Sie sich den Spaß am Einkaufen im Internet nicht verderben. Bleiben Sie wachsam bei allzu verlockenden Angeboten, dann erleben Sie keine bösen Überraschungen.

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