San Francisco – Desinfektionsmittel oder Terpentin gurgeln, geheime Mikrochips in Impfstoffen: Um Menschen in der Pandemie vor irreführenden und gefährlichen Fehlinformationen zu schützen, hatte Twitter 2020 Regeln zur Moderation solcher Posts eingeführt.
Nach der Übernahme durch Elon Musk will Twitter die Richtlinien offenbar nicht mehr anwenden – ein Freifahrtschein für krudeste Fake-News? Tatsache ist: Nach den Massenentlassungen und dem von Musk initiierten Chaos bei Twitter fehlt schlicht das Personal, um Tweets zu überprüfen, zu kennzeichnen oder zu löschen.
Regeln zur Corona-Moderation geändert
Wie das US-Portal „Politico“ berichtet, hat Twitter seine Regeln zur Moderation geändert. Demnach wolle die Plattform bisher bestehende Richtlinien zum Umgang mit irreführenden Informationen über Covid-19 und Impfstoffe nicht länger durchsetzen.
Twitter-Nutzer hatten die Änderung der Richtlinien laut Politico am Montagabend bemerkt. Offiziell habe Twitter diesen Schritt nie angekündigt. Seit 2020 hatten Twitters Corona-Regeln zu mehr als 11.000 Kontosperrungen geführt.
Kein Personal mehr für inhaltliche Prüfung
Zitiert wird Tom Tarantino, der früher die Covid-19-Task-Force von Twitter leitete. Er sagte demnach, Richtlinien zu Fehlinformationen seien sehr arbeitsintensiv und benötigten viel Personal. Aber viele oder gar alle Twitter-Mitarbeiter, die dafür zuständig waren, seien nicht mehr im Unternehmen.
Auf der Konferenz „Informed“ betonte ein anderer früherer Twitter-Mitarbeiter, Yoel Roth, der Kurznachrichtendienst sei nach der Musk-Übernahme nicht sicherer geworden. Der Ex-Leiter des Bereichs „Vertrauen und Sicherheit“ verwies laut Medienberichten ebenfalls auf den Mangel an Personal.
Das Mitarbeiterchaos hat Twitters Personalabteilung im Übrigen zu einem kuriosen Schritt veranlasst: Wie Business Insider berichtet, können Führungskräfte Einstellungen nun mit dem Label „versehentliche Kündigung“ zu markieren. Mitarbeiter werden unter Musk oft fälschlich entlassen.
Auch Ansprechpartner für EU gefeuert
Musk hatte angekündigt, „freier Meinungsäußerung“ absoluten Vorrang zu geben. In Bezug auf die Gefahr ungezügelter Fehlinformationen, Hass und Diskriminierung auf Twitter hatte EU-Industriekommissar Breton den Multimilliardär bereits vor einigen Wochen gemahnt: „In Europa wird der Vogel nach unseren EU-Regeln fliegen.“
Ob man sich arrangieren wird? Bisherige Kanäle fallen für die Kommunikation zwischen EU und dem Kurznachrichtendienst wohl aus: Laut Tagesschau.de hat Twitter im Zuge des Jobabbaus gleich auch das Brüsseler Büro aufgelöst.
Gesprächsbedarf gäbe es schon jetzt: Studien hätten festgestellt, dass etwa die Verwendung des rassistischen N-Wortes auf Twitter nach Musks Übernahme um 500 Prozent angestiegen sei.
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