Ludwigshafen – Mit Elan ins Jahr 2024 – ob das dem weltgrößten Chemiekonzern gelingt, werden nicht nur die Ergebnisse des 1. Quartals zeigen. 2023 waren Umsatz und Gewinn zurückgegangen, hatten die Prognosen verfehlt. Auch von der Hauptversammlung erwarten die Märkte Impulse.
Denn Martin Brudermüller geht – und Markus Kamieth kommt: Der Wechsel an der Vorstandsspitze ist das Großereignis des Aktionärstreffens. Ebenso wie sein Vorgänger ist Kamieth ein Eigengewächs, trat 1999 bei BASF ein. Seit 2020 leitete der promovierte Chemiker das BASF-Asiengeschäft.
+++ Ordentliche Hauptversammlung der BASF SE +++
Die Hauptversammlung des DAX-Konzerns findet am Donnerstag, den 25. April 2024, um 10 Uhr (MESZ) statt. Aktionäre können auch online teilnehmen. Die Rede von Martin Brudermüller überträgt BASF live. Informationen zur Hauptversammlung auf der BASF-Website.
Krisenmanager und Mahner – Geschäftsklima bessert sich
Brudermüller war jahrelang die Stimme der Chemie in Deutschland, forderte vehement bessere Bedingungen für den Standort. Seine Amtszeit war von Krisen geprägt: Die Corona-Pandemie, die Energiekrise nach Russlands Angriff und die weltweite Nachfrageschwäche setzten BASF stark zu.
Aktuell ist Licht am Ende Tunnels: Das Münchener ifo Institut meldet für März ein verbessertes Geschäftsklima in der Chemie, vor allem die Aussichten haben sich verbessert. Im Februar wuchs auch die deutsche Chemie-Produktion um 4,6 Prozent. BASF-Chef Brudermüller spricht mit Blick auf seinen Konzern von „Bodenbildung“.
Leichte Erholungstendenzen an der Börse – Dividende trotz Krise
Auch der Aktienkurs spiegelt die keimende Hoffnung, ist seit Jahresbeginn knapp 4,5 Prozent geklettert. Mit dem russischen Überfall auf die Ukraine war die Notierung eingebrochen, dümpelt seither um die 40 bis 50 Euro. Höchststände von über 90 Euro wie Ende 2017 sind in weiter Ferne.
Trotz Krise, eines bleibt sicher: die Dividende. Für 2023 schlägt der Vorstand 3,40 Euro je Aktie vor und hält damit das Niveau der beiden Vorjahre. Stimmen die Aktionäre wie erwartet zu, ist die Zahlung zum 30. April fällig. Allerdings könnte 2024 der Cashflow sinken – Gefahr für die Dividende.
Brudermüllers Vermächtnis: Dekarbonisierung eingeleitet
Grüne Transformation, Umbau Richtung Klimaneutralität – das war Brudermüllers großes Projekt. Auf der Zielgeraden kann er mit der weltweit ersten elektrischen Steamcracker-Anlage in Ludwigshafen, die Grundstoffe für die Plastikherstellung liefert, einen weiteren Schritt vorweisen.
Die Abkehr von fossiler Energie steigert den Stromhunger. BASF will sich daher große Windkraft-Kapazitäten sichern. Nun hat der Chemie-Riese einen 49-Prozent-Anteil an Offshore-Projekten von Vattenfall in der Nordsee erworben. Auch in China investiert BASF in einen Offshore-Windpark.
Deka lehnt Aufsichtsrat ab – Menschenrechtler protestieren
Ärger droht der BASF zur Hauptversammlung sowohl im Saal als auch davor. So lehnt die bekannte Fondsgesellschaft Deka als Aktionär die Wiederwahl des Ex-Vorstandschefs Kurt Bock (bis 2018) zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats ab. Trotz „Cooling-Off-Phase“ zweifelt die Deka seine Neutralität an.
Und Proteste gegen uigurische Zwangsarbeit haben Aktivisten vor dem Mannheimer Congress Center Rosengarten angekündigt. Zwar ist BASF aus 2 Joint-Ventures mit chinesischen Partnern ausgestiegen. Die Menschenrechtler kritisieren aber, dass dies erst auf Druck geschah und fordern eine Aufarbeitung.
Gewinn und Umsatz: Schätzungen der Analysten
Der BASF-Gewinn pro Aktie wird nach der mittleren Schätzung von 4 Analysten auf finanzen.net im 1. Quartal 2024 bei rund 1,31 Euro liegen. Das ist ein Plus gegenüber dem 4. Quartal 2023 mit einem Verlust von 0,18 Euro. Rund 1,93 Euro betrug der Gewinn pro Aktie allerdings von Januar bis März 2023.
Wachstum verheißen die Umsatzprognosen – rund 18,40 Milliarden Euro schätzen die Analysten im Mittel für das 1. Quartal 2024. Das ist mehr als im Vorjahresquartal (rund 17,50 Milliarden Euro) und auch als im 4. Quartal 2023 (rund 15,87 Milliarden). Das Geschäftsjahr endet am 31. Dezember.
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