Berlin – Volle Intensivstation, kranke Belegschaft, fehlende Medikamente. Das deutsche Gesundheitssystem steht am Limit. Nun hat Ärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt „Arzneimittel-Flohmärkte in der Nachbarschaft“ vorgeschlagen. Die Apothekerverbände sind bestürzt und haben heute scharf geantwortet. Zumal Reinhardt auch abgelaufene Medikamente zum Austausch empfiehlt.
Tatsache ist: An vielen Arzneien mangelt es in Deutschland, besonders Fiebermittel für Kinder mit Paracetamol und Ibuprofen sind rar. Ebenso der Magensäureblocker Pantoprazol oder das Antibiotikum Amoxicillin. Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs – die Debatte ist in vollem Gange.
Vorrätige Arznei an Kranke abgeben
Im Berliner „Tagesspiegel“ hatte Ärztepräsident Reinhardt gefordert, dass sich Menschen gegenseitig versorgen. „Jetzt hilft nur Solidarität. Wer gesund ist, muss vorrätige Arznei an Kranke abgeben. Wir brauchen so was wie Flohmärkte für Medikamente in der Nachbarschaft.“ Auch Medikamente mit einige Monate abgelaufenem Verfallsdatum, so Reinhardt laut Bericht, seien noch verwendbar.
Bestürzt zeigt sich die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) über „den Aufruf zum nachbarschaftlichen Austausch verfallener Arzneimittel“. So treibe man Menschen in gefährliche Arzneimitteleinnahmen, warnen die Apotheker. Lieferengpässe würden hingegen nicht gelöst.
Schwierige Monate für Apotheken
ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening weist zudem Vorwürfe zurück, Apotheken hätten durch Hamsterkäufe zu den Engpässen beigetragen. „Wir helfen, die Engpässe zu lösen, wir produzieren sie nicht. Von der Politik ist für diesen Einsatz längst ein spürbarer Dank überfällig!“
Lieferengpässe bei lebenswichtigen Arzneien seien leider schon seit Jahren eine riesige Herausforderung für die Apotheker, so der ABDA. Verbandschefin Overwiening dankte am Montag in Berlin allen Apothekenteams für ihren extrem hohen Einsatz in diesen schwierigen Monaten.
Vorschläge vom „Sonntags-Stammtisch“
Bei 333 Medikamenten sind Stand heute (14 Uhr) Lieferengpässe bekannt – das geht aus der Übersicht der Bundesregierung hervor. Bei 165 Arzneimitteln rechnen die Produzenten erst ab Februar 2023 oder später mit Besserung. In dem seit 2013 bestehenden Register sammelt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte die freiwilligen Meldungen der Hersteller.
Lösungsideen für die Medizin-Misere gibt es auch aus Bayern. Ministerpräsident Markus Söder hat gestern in der TV-Sendung „Sonntags-Stammtisch“ des Bayerischen Rundfunks den Bund aufgefordert, das Lagern von Arznei im Großhandel neu zu regeln, damit immer ein Grundstock verfügbar sei. Geschehe im Bund nichts, könne Bayern auch selbst ein Zentrallager einrichten.
Pharma-Herstellung zurückholen
Mehr in Deutschland herstellen, Produktion zurückholen – dafür hat Christian Karagiannidis, Mitglied der Regierungskommission für Krankenhausversorgung, am Freitag im ZDF-Morgenmagazin plädiert. Vielleicht muss man auch diskutieren, dass wir bundeseigene Produktionsstätten brauchen für lebenswichtige Medikamente“, so der Präsident der internistischen Intensiv- und Notfallmediziner.
Übrigens: Kein Mangel herrscht derzeit an Corona-Impfstoffen. Biontech und Co gibt es im Überfluss. Die Bundesregierung versucht daher laut Medienberichten, überschüssige Corona-Impfstofflieferungen an Deutschland noch zu stornieren oder zumindest zu reduzieren.
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