Luxemburg – Deutschland hat gestern mit 1,9 Prozent erstmals seit März 2021 die 2-Prozent-Marke bei der Inflation unterboten. Und auch im Euroraum geht der Preisauftrieb merklich zurück: Nach einer ersten Schätzung von Eurostat ist die Teuerung wie von Ökonomen erwartet im August um 0,4 auf 2,2 Prozent gesunken.
Grund ist vor allem der Preisverfall bei der Energie: Benzin, Erdgas und Co. verbilligten sich um 3 Prozent im Jahresvergleich. Die Kerninflation ohne Nahrungsmittel, Energie und Genussmittel ging um 0,1 auf 2,8 Prozent zurück. Preistreiber bleiben die Dienstleistungen mit einer Jahresrate von 4,2 Prozent.
Rückgang in Euro-Ländern – Verbraucher eher pessimistisch
Den Abwärtstrend deuten auch die bereits veröffentlichten August-Zahlen aus anderen Euro-Ländern an: In Spanien etwa gab die Teuerung deutlich nach, um 0,6 auf 2,2 Prozent Jahresrate im August. Zum Vergleich: In den USA lag die Inflation im Juli noch bei 2,9 Prozent, in Japan bei 2,8 Prozent.
Schlechter als der Trend ist die Stimmung in Europa: Die Konsumenten im Euroraum erwarten für die kommenden 12 Monate eine Teuerung von 2,8 Prozent, das hat die Juli-Umfrage der EZB ergeben. Auf 3-Jahres-Sicht rechnen die Verbraucher mit 2,4 Prozent Inflation, etwas mehr als im Vormonat.
Erste Zinssenkung im Juni – EZB-Vertreter offen für September
Als die Energiepreise infolge des russischen Angriffs explodierten, reagierte die EZB mit 10 Zinserhöhungen, um die Inflation zu bremsen. Im Juni 2024 senkten die Notenbanker dann erstmals seit 2019 die Zinsen: um 25 Basispunkte, der Hauptrefinanzierungssatz liegt nun bei 4,25 Prozent.
Bei der Notenbanker-Konferenz in Jackson Hole deuteten EZB-Vertreter an, dass Zinssenkungen im September realistisch sind. „Aufgrund der Daten, die uns derzeit vorliegen, wäre ich sehr offen für eine Diskussion über eine weitere Zinssenkung im September“, sagte etwa der Lette Martins Kazaks.
Inflation ist noch nicht besiegt – Risiko der Stagflation besteht
Noch gibt es aber Aufwärtsrisiken bei der Euro-Inflation. Da ist zum einen der Dienstleistungssektor, der laut Protokoll der letzten EZB-Ratssitzung „das zentrale Element ist, das die Inflationsaussichten prägt“. Hinzu kommt starkes Lohnwachstum speziell auch in Deutschland, das die Preise treibt.
Anzeichen für Stagflation sieht mancher Ökonom derzeit – relativ starker Preisauftrieb bei lahmender Konjunktur. Tomasz Wieladek vom US-Investmenthaus T. Rowe Price hält es für wahrscheinlich, dass dieses Bild „von zäher Inflation und schwacher Konjunktur noch einige Zeit anhalten wird“.
Aktualisiert nach Bekanntgabe der Inflationszahlen am 30. August 2024 um 11.15 Uhr (MESZ).
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