Frankfurt am Main – Die Europäische Zentralbank bleibt auf Kurs: Nochmals um 0,25 Prozent haben die Währungshüter die Leitzinsen im Euroraum heute nach oben gesetzt. „Die Indikatoren des zugrunde liegenden Preisdrucks sind nach wie vor hoch. Bei einigen sind allerdings erste Anzeichen einer Abschwächung zu beobachten“, heißt es dazu im EZB-Statement.
Auf 4 Prozent steigt nun der Hauptrefinanzierungssatz – mit ihm besorgen sich die Geschäftsbanken kurzfristig Liquidität bei der EZB. Auch den Spitzenfinanzierungssatz (auf 4,25 Prozent) sowie den Einlagezinssatz (auf 3,5 Prozent) hat die Europäische Zentralbank heute erhöht.
Dollar-Inflation ist etwa 3 Monate voraus
8-mal haben die europäischen Zentralbanker seit Juli 2022 bereits die Leitzinsen hochgesetzt. Zuletzt Anfang Mai um 0,25 Prozent, zuvor in XXL-Schritten von 0,5 und 0,75 Prozent. Vor Juli 2022 hatte die Europäische Notenbank seit 2016 eine Nullzins-Politik verfolgt.
Die erste Zinspause seit Langem hat gestern die US-Notenbank Federal Reserve eingelegt – nach 10 Zinsschritten seit März 2022. Der US-Leitzins hat mit 500 bis 525 Basispunkten bereits ein deutliches höheres Niveau als die Zinsen im Euroraum erreicht und bleibt nun vorerst auf diesem Level.
Etwa 3 Monate voraus sind die USA dem Euroraum beim Inflationsrückgang – gemessen an der Höhe der Jahresrate. 6,1 Prozent Teuerung im Jahresvergleich meldete die EU-Statistikbehörde Eurostat für Mai. In den Vereinigten Staaten war der Preisauftrieb bereits im Februar auf 6 Prozent gesunken.
In ihrer langfristigen Projektion rechnen die Fachleute der EZB laut dem heutigem Statement der Notenbank mit 5,1 Prozent Inflation für das Gesamtjahr 2023. Im Jahr 2024 soll die Teuerung auf 3 Prozent zurückgehen und 2025 dann 2,3 Prozent betragen.
Ökonomen erwarten eine weitere Zinserhöhung
Von Reuters vor dem heutigen Entscheid befragte Volkswirte erwarteten mit großer Mehrheit, dass die EZB auch bei ihrer Juli-Sitzung die Leitzinsen um 0,25 Prozent anhebt. Danach rechneten die meisten Experten mit einer Pause – jedoch nicht alle: So meint etwa Mark Wall von der Deutschen Bank, dass die Inflation bis zur September-Sitzung womöglich nicht ausreichend im Griff sein könnte.
Aussagen aus EZB-Kreisen im Vorfeld der heutigen Zinsentscheidung deuteten in dieselbe Richtung: Bundesbankchef Joachim Nagel hält es für möglich, dass auch nach dem Sommer Zinserhöhungen anstehen. Es gäbe noch keine Belege, dass die Inflation nachhaltig und zeitnah zum 2-Prozent-Ziel zurückkehre, so EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel.
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Aktualisiert nach Bekanntgabe der Zinsentscheidung am 15. Juni 2023 um 14.30 Uhr (MESZ)
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