Frankfurt am Main – Lagarde und Co. zeigen den Märkten noch die kalte Schulter: Heute hat der EZB-Rat entschieden, dass er die Leitzinsen in der Eurozone abermals nicht verändert. Kaum ein Experte hatte bereits mit einer Lockerung gerechnet. Es ist die dritte Zinspause in Folge nach 10 Anhebungen.
Seit Oktober 2023 sind die Zinsen nun stabil: Bei 4 Prozent steht der für Sparer wichtige Einlagezinssatz. 4,5 Prozent beträgt der Hauptrefinanzierungssatz, mit dem sich Banken frische Liquidität besorgen, und 4,75 Prozent der Spitzenfinanzierungssatz.
„Abgesehen von einem energiepreisbedingten aufwärtsgerichteten Basiseffekt bei der Gesamtinflation hat sich der rückläufige Trend der zugrunde liegenden Inflation fortgesetzt.“, schreiben die Zentralbanker um Präsidentin Christine Lagarde in der heutigen Mitteilung.
Kernrate deutlich über EZB-Ziel – volatile Energiepreise
Wo der Euroraum beim Inflationskampf steht, lässt sich derzeit am besten an der Kernrate ablesen. Am besten lässt sich das derzeit an der Kernrate ablesen. Die Teuerung ohne Energie und Lebensmittelpreise ist im Dezember 2023 um 0,2 auf 3,4 Prozent zurückgegangen – sie liegt also immer noch deutlich über dem EZB-Ziel von 2 Prozent.
Die Gesamtinflation wird dagegen stark von Energiemärkten und Sondereffekten beeinflusst. Sie verschärfte sich im Dezember scheinbar wieder – um 0,5 auf 2,9 Prozent. Doch durch die staatlichen Energiehilfen im Dezember 2022 in Deutschland lag der Vergleichswert diesmal künstlich niedrig.
Schwache Konjunktur – Lohnauftrieb im Fokus
Die derzeit hohen Zinsen haben ihren Preis: Angefeuert von Deutschlands Wirtschaftskrise steht auch der Euroraum am Rande der Rezession. Umso mehr flüchten sich Investoren in Zins-Optimismus: Die Geldmärkte hatten vor dem heutigen Entscheid für 2024 bislang 5 bis 6 Lockerungsschritte um insgesamt 1,5 Prozent einpreist.
Die Antwort kam prompt: „Zu optimistische Märkte helfen der EZB nicht bei der Inflationsbekämpfung“, so EZB-Präsidentin Christine Lagarde vor einigen Tagen. Bis Sommer seien Zinssenkungen aber wahrscheinlich, deutete die Notenbank-Chefin letzte Woche beim Weltwirtschaftsforum in Davos an.
Wichtig sei dabei, wie stark die Gehälter wachsen, betont KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Die EZB werde den Zinssatz noch über Monate stabil halten, denn wesentlich für Zins-Senkungen sei Klarheit über die Lohnentwicklung – darüber sei auch der EZB-Rat weitgehend einig, so die Ökonomin in einem Statement vergangenen Montag.
Gewerkschaft fordert Zinsrückgang – Mitarbeiter kritisieren EZB-Chefin
Eine Lockerung der Geldpolitik fordern dabei nicht nur die Märkte: Die EZB solle endlich die Zinssätze senken, erklärte jüngst auch Esther Lynch, Chefin von Europas größter Gewerkschaftsorganisation EGB. Die strenge Geldpolitik der Zentralbank füge den Arbeitnehmern unnötige finanzielle Schmerzen zu.
Auch eine andere Gewerkschaft sitzt Lagarde im Nacken. Union IPSO hat EZB-Mitarbeiter gebeten, ihre Chefin zu beurteilen. Das Ergebnis ist ernüchternd, mehr als die Hälfte bewerten ihre Arbeit als „sehr schlecht“ oder „schlecht“. Ein EZB-Sprecher kritisierte gegenüber Reuters das Umfragekonzept.
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Aktualisiert nach Bekanntgabe der Zinsentscheidung am 25. Januar 2024 um 14.25 Uhr (MEZ)
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