Frankfurt am Main – Schnellere Zinssenkungen im Euroraum – das erwarten Ökonomen und Märkte in den nächsten Monaten. Die Europäische Zentralbank hat heute geliefert: Die Währungshüter um Präsidentin Christine Lagarde senkten die Leitzinsen wie erwartet um 0,25 Prozent. Der Einlagenzinssatz beträgt nun 3,25 Prozent.
„Die aktuellen Daten zur Inflation zeigen, dass der Disinflationsprozess gut voranschreitet. Die Inflationsaussichten werden zudem durch aktuelle Konjunkturindikatoren beeinflusst, die schwächer ausgefallen sind als erwartet“, schreibt der EZB-Rat in seinem Statement. In den kommenden Monaten werde die Teuerung anziehen und 2025 auf den Zielwert 2 Prozent zurückkehren.
Teuerungsrückgang unter die Zielmarke – Energiekosten bleiben Risiko
Der jüngste Preistrend im Euroraum hatte eine Zinssenkung nahegelegt: Mit 1,8 Prozent im Jahresvergleich sank die Euro-Inflation im September erstmals seit 2021 unter die 2-Prozent-Marke. Allerdings: Deutlich widerständiger zeigt sich die Kerninflation ohne Energie und Lebensmittel mit 2,7 Prozent.
Dem stark vom Energiepreis getriebenen Teuerungsrückgang ist ein Risiko eingeschrieben: Steigt der Ölpreis, dürfte die Inflation wieder hochgehen. Zudem laufen im 4. Quartal günstige Basiseffekte aus – bedingt durch Energiepreis-Rutsche im Jahr 2023 –, was zu den von der EZB angekündigten höheren Inflationsraten in den kommenden Monaten beitragen dürfte.
Stand der Leitzinsen im Euroraum – Jumbo-Zinssenkung der Fed
Seit der Zinswende im Juni hat die EZB den Einlagensatz vom Rekordstand 4 Prozent in 3 Schritten auf aktuell 3,25 Prozent gesenkt. Der Hauptrefinanzierungssatz liegt nun bei 3,4 und der Spitzenrefinanzierungssatz 3,65 Prozent. Im September wurden die letztgenannten Zinssätze überproportional abgesenkt.
Von den EZB-Entscheidern waren schon vor dem heutigen Entscheid sanfte Töne zu hören: „Der Sieg über die Inflation ist in Sicht“, sagte Francois Villeroy de Galhau aus Frankreich. EZB-Präsidentin Christine Lagarde sprach vom Vertrauen in den Inflationstrend, und sogar Bundesbank-Chef Joachim Nagel ist offen für weitere Senkungen.
Zusätzliches Momentum für Zinssenkungen kam aus den USA, wo die Fed im September die Wende mit einem XL-Schritt von 50 Basispunkten eingeleitet hat. Wobei die US-Notenbank anders als die EZB ein Doppelmandat hat: Neben dem Geldwert achtet die Fed auch auf den Arbeitsmarkt.
Wachstumsbremse hohe Zinsen – neutraler Zins im Sommer 2025
Klar ist: Eine zu straffe Geldpolitik bremst das Wachstum. Schwergewicht Deutschland ist konjunkturell abgemeldet, zumal es seine Strukturprobleme nicht in den Griff bekommt. Es gebe Anzeichen, dass „die Leitzinsen im Euroraum zu restriktiv sind“, so Frederik Ducrozet von Pictet Wealth Management.
Wann ist der neutrale Zins erreicht? Ein Gleichgewicht mit stabiler Inflation ohne Verzerrung der Konjunktur erwarten Ökonomen im Jahr 2025. Prognosen gehen von 2 bis 2,5 Prozent Einlagenzins zur Jahresmitte aus. Ende 2025 könnten dann 1,5 Prozent möglich sein, meint die Bank of America.
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Aktualisiert nach Bekanntgabe der Zinsentscheidung am 17. Oktober 2024 um 14.30 Uhr (MESZ).
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