
Im Euroraum stehen die Zeichen auf Zinssenkung. (Foto: Freepik, okanakdeniz)
Frankfurt am Main – Die US-Notenbank Fed hat gestern trotz Druck von Trump die Füße stillgehalten und den Leitzins nicht verändert. Heute war die Europäischen Zentralbank am Zug. Wie erwartet haben die Euro-Währungshüter im EZB-Rat die Leitzinsen um 25 Basispunkte gesenkt.
„Die Inflation hat sich im Wesentlichen weiterhin im Einklang mit den Projektionen entwickelt und dürfte im laufenden Jahr zum mittelfristigen Zielwert des EZB-Rats von 2 Prozent zurückkehren.“, schreiben die Rats-Mitglieder um Präsidentin Christine Lagarde in ihrem Statement.
Bei 2,75 Prozent steht nun der für Sparer wichtige Einlagenzins, bei 2,90 Prozent der Hauptrefinanzierungssatz, bei 3,15 Prozent der Spitzenrefinanzierungssatz. Im Juni 2024 senkte die EZB nach dem Anstieg 2022 und 2023 erstmals in diesem Zyklus die Zinsen – insgesamt 4-mal im vergangenen Jahr.
Euro-Teuerung wieder gestiegen – Unterschied zu den USA
Das Inflationsziel von 2-Prozent hatte die Eurozone bereits im September geknackt. Von 1,7 Prozent ging es wieder hoch auf 2,4 Prozent im Dezember. Der Preisanstieg bei Dienstleistungen aber auch sogenannte Basiseffekte durch Rückgänge in den Vergleichsmonaten begünstigten die Entwicklung.
Klar ist: Die USA und der Euroraum sind in Sachen Inflation auf unterschiedlichen Pfaden unterwegs. Während in Europa auch die schwache Konjunktur den Preisanstieg stärker unterdrückt hat, ist im Trump-Amerika die Teuerung mit 2,9 Prozent deutlich höher – und das bei wachsenden Risiken.
Doch auch die Eurozone muss Risiken im Blick behalten, etwa steigende Energie- und Frachtpreise, wenn internationale Konflikte aufflammen. Von Trump angedrohte Zölle würden wohl die Euro-Konjunktur bremsen und für niedrige Zinsen sprechen – aber Gegenzölle könnten die Preise treiben.
Lagarde beschwört Unabhängigkeit – sinkende Zinsen kommen nicht an
In Anspielung auf Donald Trumps versuchte Einflussnahme auf die Federal Reserve zeigte sich EZB-Chefin Lagarde diese Woche besorgt über neue Gefahren für die Unabhängigkeit von Zentralbanken. Politischer Einfluss könne die Aufgabe der Notenbanken erschweren, für stabile Preise zu sorgen.
Was auffällt: Die EZB-Zinssenkungen kamen zuletzt nicht bei Märkten und Verbrauchern an. So sind die Anleiherenditen in der Eurozone gestiegen. Und auch bei den Bauzinsen in Deutschland geht es nach oben. Ein Grund: Steigende Anleihezinsen in den USA angesichts der politischen Unsicherheit.
Unternehmen fragen mehr Kredite nach – Zins-Prognose für 2025
Auch bei den Geschäftskrediten hakt es: Wie die aktuelle Umfrage der EZB zeigt, haben die Banken des Euroraums ihre Richtlinien für die Vergabe von Krediten an Unternehmen verschärft – Grund seien höhere Risiken. Anderseits melden die Institute eine insgesamt gestiegene Kreditnachfrage.
„Die Marktteilnehmer haben bereits einen äußerst negativen Ausblick für Europa auf den Kredit- und Aktienmärkten eingepreist“, meint Orla Garvey von der Vermögensverwaltung Federated Hermes.
Wie geht es 2025 weiter? Viele Beobachter wie die Analysten von Goldman Sachs oder Bank of America rechnen auch bei der März-Sitzung mit einem Zinsschnitt von 0,25 Prozent. Die Märkte wetten auf Zinssenkungen um 0,5 bis 0,75 Prozent bis Mitte des Jahres und um 1 Prozent im gesamten Jahr 2025.
Aktualisiert nach Bekanntgabe der Zinsentscheidung am 30. Januar 2025 um 14.20 Uhr (MEZ).


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