Frankfurt am Main – Niemand hat die Absicht, die Zinsen zu senken – jedenfalls noch nicht jetzt. Das war der Tenor im Vorfeld der heutigen Sitzung des EZB-Rats, und genauso ist es gekommen: Heute haben die Euro-Währungshüter abermals entschieden, die Leitzinsen unverändert zu lassen.
„Obwohl sich die meisten Messgrößen der zugrunde liegenden Inflation weiter abgeschwächt haben, bleibt der binnenwirtschaftliche Preisdruck hoch, was zum Teil einem starken Lohnwachstum zuzuschreiben ist“, heißt es im heutigen Statement der Notenbanker um Präsidentin Christine Lagarde.
Vor allem dank gesunkener Energiepreise hat die EZB ihre Inflationsaussichten nach unten korrigiert: Die Fachleute erwarten nun eine Inflation von im Durchschnitt 2,3 Prozent für 2024, 2 Prozent für 2025 und 1,9 Prozent für 2026, schreibt die EZB in der Mitteilung.
Einlagenzins weiter bei 4 Prozent – Inflationsrate 2,6 Prozent
„Alles bleibt wie es ist“ lautet nun schon seit Oktober 2023 das Ergebnis der EZB-Ratstreffen. Seitdem sind Einlagenzinssatz (4 Prozent), Hauptrefinanzierungssatz (4,5 Prozent) und Spitzenfinanzierungssatz (4,75 Prozent) stabil. Zuvor hatten die Euro-Wächter mit 10 Anhebungen in Folge die Inflation bekämpft.
Kein Zweifel, die Zins-Politik wirkt: Mit 2,6 Prozent Februar-Inflation ist das 2-Prozent-Ziel fast schon in Reichweite. Und auch die wichtige Kerninflation ohne Energie, Lebens- und Genussmittel zieht nach. Die Kernrate bildet präziser die Teuerung an der Wirtschaftsbasis ab. Sie steht nun bei 3,1 Prozent.
Gehaltszuwächse treiben Teuerung – Prognose für Zinssenkung
Sorgen bereitet den EZB-Granden wie das heutige Statement zeigt der Lohnauftrieb. Rund 4,5 Prozent stiegen die Gehälter im Euroraum im 4. Quartal 2023. Mehr Geld im Portemonnaie der Bürger – das werde die Inflation anheizen, erwartet EZB-Chefin Christine Lagarde. Die Lohndaten für das 1. Quartal kommen im Mai.
Erste Zinssenkung im Juni – davon gehen fast 2 Drittel der von Reuters befragten Volkswirte aus. Im Januar waren es nur 45 Prozent. Ein weiterer Rückgang der Inflation, mehr Klarheit beim Wachstum der Löhne: Der Juni sehe nach einem guten Zeitpunkt aus, meint ING-Chefökonom Carsten Brzeski.
Selbst Griechenland ist für Juni – Hawkometer der Commerzbank
Was auch für Juni spricht: Sogar der als „Taube“ bekannte Zentralbankchef Griechenlands, Yannis Stournaras, nennt Ende des ersten Halbjahrs den „optimalen Zeitpunkt“. Für Gareth Hill von Royal London Asset Management laut reuters.com ein guter Indikator, dass die EZB nicht früher handelt.
Wer ist Taube, wer Falke? Die Commerzbank hat gerade ihr Hawkometer aktualisiert. Es zeigt, welche Euro-Notenbanker eher für restriktive Zinsen stehen, und welche eine lockere Geldpolitik vertreten. Und die ING-Bank bietet eine Tabelle mit verschiedenen Zinsszenarien und ihren Folgen.
Termine im Blick mit „Der Hellmeyer der Woche“
Alles schaut auf den Zinsentscheid – aber welche Wirtschaftszahlen hat die Woche noch zu bieten? Einen aktuellen Ausblick gibt Folker Hellmeyer, Chefvolkswirt der Netfonds AG, im wöchentlichen ftd.de-Video „Der Hellmeyer der Woche“. Klar und prägnant – am besten gleich den ftd.de-Newsletter Weekly News abonnieren.
Aktualisiert nach Bekanntgabe der Zinsentscheidung am 7. März 2024 um 14.25 Uhr (MEZ)
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