
Zölle treiben die Preise und schwächen die Konjunktur (Foto: Freepik, meshcube)
Washington – Er werde Fed-Chef Powell doch nicht feuern, verkündete US-Präsident Trump diese Woche. Wie lange das hält? Fest steht: Trump reagiert allergisch auf Kritik an seiner Zollpolitik und will endlich Zinssenkungen, um die Konjunktur anzukurbeln. Den Gefallen hat ihm die US-Notenbank nicht getan und den Leitzins abermals unverändert gelassen.
Bei 4,25 bis 4,50 Prozent steht der US-Leitzins damit weiterhin – und das seit Dezember, nachdem die Fed im Herbst die Zinsen in mehreren Schritten um insgesamt 1 Prozent gesenkt hatte.
„Die Unsicherheit über die Wirtschaftsaussichten hat weiter zugenommen“, heißt es im Statement des Offenmarktausschusses der Federal Reserve zum Zinsentscheid. Der Ausschuss sei sich der Risiken für beide Seiten seines Doppelmandats bewusst und vertrete die Ansicht, dass die Risiken höherer Arbeitslosigkeit und Inflation gestiegen sind.
Alte Zahlen: Teuerung schwächer, Arbeitsmarkt stärker als erwartet
Der jüngste Inflationsrückgang hätte für Zins-Lockerungen gesprochen – aber diese Daten sind Schnee von gestern, erhoben vor Trumps Zoll-Hammer am 2. April. Im März war die US-Teuerung um 0,4 auf 2,4 Prozent zurückgegangen, die Kernrate ohne Lebensmittel und Energie um 0,2 auf 2,8 Prozent.
Neben der Inflation hat die Fed auf niedrige Arbeitslosigkeit hinzuwirken. Das Beschäftigungsplus fiel nun im April mit 177.000 Jobs stärker aus als erwartet, die Quote stagnierte bei 4,2 Prozent. Der Arbeitsmarkt scheint aktuell also robust, was gegen Zinssenkungen gesprochen haben dürfte. Aber wie lange noch?
Zölle befördern eine Stagflation – Währungshüter im Dilemma
„Die Lage ist sehr schwierig, da die Zölle einen stagflationären Schock auslösen“, sagt Don Rissmiller, Chefökonom bei Strategas. Zölle würden die Preise befeuern, der Arbeitsmarkt sei zugleich durch die Abschwächung der Konjunktur gefährdet. Zinsen hoch – oder runter? Eine Zwickmühle für die Fed.
Trumps Zölle ändern tatsächlich alles: Einfuhrabgaben unter anderem auf Autos, Autoteile (25 Prozent) und für Importe aus China (145 Prozent) gelten bereits. Für Breitband-Zölle für viele Länder von mindestens 10 Prozent läuft noch das 90-Tage-Moratorium, mit vielen Staaten wird wohl verhandelt.
Weiche Konjunkturfaktoren im Keller – unabhängige Fed in Gefahr
Und die US-Konjunktur schlingert bereits. Überraschend ist das Bruttoinlandsprodukt im 1. Quartal um 0,3 Prozent geschrumpft – annualisiert, das heißt aufs Jahr hochgerechnet. Noch mehr sorgen sich Ökonomen wegen des Einbruchs der Verbraucherstimmung und des Geschäftsklimas.
Gift für das Standing der US-Wirtschaft sind zudem Trumps Aufrufe zur Zinssenkung an die unabhängige Notenbank, garniert mit Attacken gegen Fed-Präsident Jerome Powell („Mr. Too Late“). Nach negativen Marktreaktionen äußerte Trump dann zuletzt, Powell nicht ablösen zu wollen.
Powell benennt Zollrisiken – Zins-Prognose des FedWatch Tools
Besonders erzürnt hatten Trump Powells Einlassungen zu den Zollrisiken. Die angekündigten Zollerhöhungen seien deutlich größer als erwartet, sagte Powell Mitte April. Das werde auch für die wirtschaftlichen Effekte wie höhere Inflation und ein langsameres Wachstum gelten.
Die Zinspause war eingepreist – doch was erwarten die Märkte bei den kommenden Fed-Sitzungen? Das FedWatch Tool der Terminbörse CME beziffert die Wahrscheinlichkeit einer Senkung der Spanne um 25 Basispunkte auf 400 bis 425 Basispunkte am 18. Juni auf 27,8 Prozent. Für einen Leitzinssenkung spätestens am 30. Juli besteht eine Chance von 82,8 Prozent (7. Mai, 20.15 Uhr MESZ).
Aktualisiert nach Bekanntgabe der Zinsentscheidung am 7. Mai 2025 um 20.15 Uhr (MESZ)


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