
Euro-Zeichen im Frankfurter Bankenviertel (Foto: Freepik, EyeEm)
Wenn die Europäische Zentralbank oder die US-Notenbank Fed den Leitzins anpassen, horcht die Finanzwelt auf. Doch was steckt eigentlich dahinter – und wie beeinflussen diese Entscheidungen unser Erspartes, Kredite und Investments? Dieser Ratgeber erklärt, was Sparer und Anleger wissen müssen.
Was ist eine Zentralbank – und was sind Leitzinsen?
Die Zentralbank ist das Herzstück des Geldsystems. Sie steuert die Geldpolitik eines Landes oder Währungsraums, zum Beispiel die Europäische Zentralbank (EZB) für den Euro. Ihr wichtigstes Werkzeug: der Leitzins. Das ist der Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken bei der Zentralbank Geld leihen oder anlegen können.
Im Euroraum gilt der Einlagezinssatz, mit dem Banken Geld bei der EZB deponieren können, als Leitzins (2025). Es gibt noch 2 weitere Zinssätze, mit denen die EZB die Geldpolitik steuert. Manchmal werden alle 3 als „die Leitzinsen“ bezeichnet.
Wie und warum ändert die Zentralbank den Leitzins?
Zentralbanken verfolgen ein Ziel: Preisstabilität. Steigt die Inflation zu stark, wird der Leitzins erhöht – Kredite werden teurer, die Wirtschaft bremst ab, die Preise sinken. Droht dagegen eine Rezession, senken sie den Leitzins, um Investitionen und Konsum zu fördern. Die Entscheidung fällt meist in regelmäßigen Sitzungen, auf Basis von Wirtschaftsdaten, Inflation und Prognosen.
Auswirkungen auf verschiedene Anlage- und Sparformen
Aktien
Sinkt der Leitzins, profitieren Aktien meist. Kredite werden günstiger, Unternehmen investieren mehr, Gewinne steigen – das beflügelt die Kurse. Steigen die Zinsen, kann das die Börsen bremsen.
Anleihen
Sinkende Leitzinsen lassen die Kurse bestehender Anleihen steigen, weil deren Zinsen attraktiver bleiben. Steigende Leitzinsen lassen die Kurse bestehender Anleihen fallen, da deren Zinsniveau unattraktiver wird. Neue Anleihen bieten höhere Kupons und werden zum Nennwert gehandelt.
Immobilien
Niedrige Zinsen machen Baukredite günstiger, Immobilien werden begehrter. Steigende Zinsen verteuern Baufinanzierungen, die Nachfrage sinkt, Preise könnten stagnieren oder fallen.
Festgeld und Tagesgeld
Bei sinkenden Leitzinsen werden Sparprodukte wie Tages- und Festgeld unattraktiver, die Zinsen sinken schnell. Steigt der Leitzins, steigen meist auch die Sparzinsen – aber oft mit Verzögerung.
Weitere Investments
Auch Gold, Rohstoffe oder Fremdwährungen reagieren auf Leitzinsänderungen. Ein niedriger Leitzins kann die Währung tendenziell schwächen, da Anleger nach renditestärkeren Alternativen im Ausland suchen.

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Was sollten Anleger und Sparer bei Leitzinsen beachten?
Wer Geld anlegt oder einen Kredit plant, sollte die Leitzins-Entscheidungen im Blick behalten.
- Vor einer erwarteten Zinssenkung: Längere Festgeld-Laufzeiten sichern, Anleihen mit attraktivem Kupon kaufen, mit Immobilienfinanzierung noch abwarten.
- Vor einer erwarteten Zinserhöhung: Tagesgeld-Angebote vergleichen, Kredite möglichst noch zu niedrigen Zinsen abschließen, Aktienmärkte beobachten.
Handlungsoptionen nach der Entscheidung:
- Bei sinkenden Zinsen: Bestehende Festgelder halten, neue Anleihen prüfen, Aktien- und Immobilienmärkte beobachten.
- Bei steigenden Zinsen: Sparzinsen vergleichen, Umschichten in Tages- oder Festgeld, Anleihen mit kurzer Laufzeit bevorzugen, Kreditbedarf vorziehen.
Tabelle: Leitzins sinkt – Auswirkungen und Tipps
Anlage-/Sparform | Auswirkung | Tipp für Anleger/Sparer |
---|---|---|
Tagesgeld/Festgeld | Zinsen sinken | Jetzt längere Laufzeiten sichern |
Anleihen | Kurse steigen | In bestehende Anleihen investieren |
Aktien | Kurse oft im Aufwind | Aktienquote prüfen/erhöhen |
Immobilien | Kredite günstiger, Nachfrage steigt | Finanzierung prüfen, Kauf erwägen |
Kredite | Zinsen sinken | Neue Kredite aufnehmen |
Fremdwährungen | Euro schwächer | Exportorientierte Unternehmen profitieren |
Tabelle: Leitzins steigt – Auswirkungen und Tipps
Anlage-/Sparform | Auswirkung | Tipp für Anleger/Sparer |
---|---|---|
Tagesgeld/Festgeld | Zinsen steigen (teils verzögert) | Angebote vergleichen, umschichten |
Anleihen | Kurse fallen | Kurze Laufzeiten bevorzugen |
Aktien | Kurse oft unter Druck | Aktienquote überprüfen, defensiv agieren |
Immobilien | Kredite teurer, Nachfrage sinkt | Kauf gut abwägen, Finanzierung sichern |
Kredite | Zinsen steigen | Kreditbedarf vorziehen |
Fremdwährungen | Euro stärker | Importorientierte Unternehmen profitieren |
Fazit: Was Leitzinsen für Anleger bedeuten
Leitzinsen sind der Taktgeber für Sparer und Anleger. Wer die Entscheidungen der Zentralbanken im Blick behält, kann clever reagieren: Bei Zinssenkungen Laufzeiten sichern, bei Zinserhöhungen flexibel bleiben. Diversifikation bleibt das A und O – denn jede Anlageform reagiert anders. Wer informiert bleibt, macht mehr aus seinem Geld.
Quellen und weitere Infos: www.bundesfinanzministerium.de, www.liqid.de, biallo.de, profinance.de
Disclaimer:
Alle Angaben ohne Gewähr auf Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität. Der Text stellt keine Handelsempfehlung oder Anlageberatung dar.


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