Wirtschaft & Politik

Industriepreise sinken – Lichtblick in Sachen Inflation

Der Erzeugerpreisindex des Statistischen Bundesamts geht im Oktober unerwartet zurück / Ökonomen geben noch keine Entwarnung

Arbeiter an Maschine in einer Fabrik (Foto: freepik, aleksandarlittlewolf) - Industriepreise sinken – Lichtblick in Sachen Inflation

Wiesbaden – Licht am Ende des Tunnels: Erstmals seit Mai 2020 sind in Deutschland die Erzeugerpreise gesunken. Im Oktober 2022 meldet das Statistische Bundesamt überraschend einen Rückgang von 4,2 Prozent im Vergleich zum September – die Prognosen der Experten lagen bei plus 0,9 Prozent. Aufhellung auch im 12-Monats-Vergleich: 34,5 Prozent plus gegenüber September mit 45,8 Prozent.

Die Preise für Industrieerzeugnisse und Rohstoffe sind ein frühes Signal für die weitere Entwicklung der Inflation. Der Index misst die durchschnittliche Entwicklung der Preise, die deutsche Erzeuger für ihre Produktion beziehungsweise in Deutschland abgebaute Rohstoffe erhalten.

Energie und Vorleistungsgüter legen zu

Preistreiber ist weiter die Energie – aber die Dynamik geht zurück. Im Oktober 2022 war für Gas, Strom und Co. im Schnitt 85,6 Prozent mehr zu zahlen als 12 Monate zuvor. Aber verglichen mit September 2022 gingen die Energiepreise nur 10,4 Prozent runter. Ohne Energie legten die Erzeugerpreise um 13,7 Prozent zum Vorjahr zu, gegenüber September 2022 um 0,4 Prozent.

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Vorleistungsgüter verzeichneten neben Energie einen deutlichen Anstieg im Jahresvergleich. Sie waren 15,9 Prozent teurer als im Oktober 2022. Vor allem die Preissteigerung bei Metallen schlägt hier zu Buche. Verglichen mit September stiegen die Vorleistungsgüter nur leicht um 0,1 Prozent.

Bei Holz und bei Sekundärrohstoffen gingen die Preise im Vergleich zum Vorjahr sogar runter. Sie waren 12,5 beziehungsweise 12,4 Prozent billiger als im Oktober 2021.

Ökonomen: Höhepunkt nicht überschritten

Trotz der positiven Zahlen warnen Ökonomen vor verfrühter Euphorie: „Die Aussage, der Höhepunkt der Inflation sei überschritten, ist irreführend“, twittert beispielsweise Marcel Fratzscher, Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Denn die Erzeugerpreise seien in 2022 viel stärker gestiegen als die Konsumentenpreise. „Auch deshalb dürfte die Inflation 2023 zu hoch bleiben.“

Und Gunther Schnabl, Professor an der Universität Leipzig, schreibt auf Twitter: „Erstmals seit 2020 gehen die Preise für Vorprodukte zurück. Experten sehen darin ein dämpfendes Signal für die Inflation. Doch kurzfristig könnte sie weiter steigen.“

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