
Sind die guten Zeiten am US-Arbeitsmarkt vorbei? (Foto: Freepik, artursafronovvvv)
Washington – Wie verkraftet der US-Arbeitsmarkt die Trump-Präsidentschaft? Vieles deutet auf sinkende Dynamik hin. Doch der Stellenzuwachs außerhalb der Landwirtschaft ist im Juni überraschend auf 147.000 angestiegen, teilte heute das US Bureau of Labor Statistics mit.
Prognosen hatten für Juni nur 110.000 beziehungsweise 115.000 neue Jobs erwartet. Die Arbeitslosenquote ist um 0,1 Punkte auf 4,1 Prozent gesunken – dabei war ein Anstieg prognostiziert. Die Stellenzuwächse in den Vormonaten wurden nach oben korrigiert: auf 158.000 nach vorher 147.000 im April und 144.000 nach 139.000 im Mai.
ADP-Bericht im Minus – Zurückhaltung bei Neueinstellungen
Im roten Bereich und damit unerwartet schwach präsentierte sich gestern der ADP-Report. Der Lohndienstleister ADP meldete für Juni minus 33.000 Stellen in der Privatwirtschaft. Dabei hatten Experten einen Zuwachs von 95.000 prognostiziert, nach einem Plus von 29.000 im Mai.
„Obwohl Entlassungen weiterhin selten sind, führten die Zurückhaltung bei Neueinstellungen und die Zurückhaltung beim Ersatz ausscheidender Mitarbeiter im letzten Monat zu Arbeitsplatzverlusten“, sagte ADP-Chefvolkswirtin Nela Richardson. Das bremse aber bisher nicht das Lohnwachstum.
Mehr offene Stellen – doch Firmen wollen Personal abbauen
Überraschend ist die Zahl der offenen Stellen Ende Mai (Jolts-Report) deutlich um 374.000 auf 7,769 Millionen gestiegen. Das impliziert stärkere Arbeitskräftenachfrage. Allerdings betrifft das Gros des Anstiegs Hotels und Gastronomie, was einen sektoralen oder saisonalen Effekt vermuten lässt.
Eine Umfrage des Institute for Supply Management (ISM) unter US-Firmen vermittelt ein eher prekäres Bild. Viele Manager sind unsicher, verschieben Beschaffungen. „Auf jeden Kommentar zu Neueinstellungen kamen 3,2 Kommentare zu Personalabbau“, so Susan Spence von ISM.
Zollkrieg verhindert Planbarkeit – Abschiebungen verunsichern
Vor allem drohende Trump-Zölle verschrecken die US-Wirtschaft. Am 9. Juli läuft die 90-Tage-Frist ab, bis dahin sind verschiedene Maximal-Aufschläge ausgesetzt. Je nach Verhandlungsstand könnte Trump die vollen Zollhöhen vom 2. April („Liberation Day“) wieder etablieren oder mit der Option spielen.
Ein weiterer Faktor für den Arbeitsmarkt: Trumps Abschiebepolitik. Der Präsident hat etwa angeordnet, mehreren 100.000 Menschen den Schutzstatus zu entziehen. Viele dieser Flüchtlinge arbeiten in Service-Jobs oder der Landwirtschaft. Werden sie abgeschoben oder tauchen unter, trifft das die Betriebe hart.
Fed zögert mit Zinssenkungen – Wirkung der Zölle unklar
Die US-Notenbank hat neben dem Arbeitsmarkt auf niedrige Inflation zu achten. Seit Dezember hält die Fed den Leitzins bei 425 bis 450 Basispunkten stabil, zum Ärger von Trump. Mit 2,4 Prozent im Mai lag die US-Teuerung zuletzt noch über dem 2-Prozent-Ziel der Fed. Die wichtige Kernrate ohne die schwankungsanfälligen Preise für Lebensmittel und Energie betrug 2,8 Prozent im Jahresvergleich.
Die Gleichung der Fed hat noch viele Unbekannte, daher rechnen Beobachter bei der nächsten Zinssitzung mit einer weiteren Nullrunde. Fed-Chef Jerome Powell betonte am Dienstag abermals, es gelte abzuwarten und mehr über die Auswirkungen der Zölle auf die Inflation zu erfahren.
Zölle kaum weitergegeben – Zins-Prognose des FedWatch Tools
„Wir haben festgestellt, dass die Zölle bisher kaum an die Verbraucher weitergegeben wurden“, sagt David Rogal, Managing Director für Global Fixed Income bei BlackRock. Die Frage nach der Höhe der Weitergabe ist aus Rogals Sicht der Hauptgrund, der die Fed derzeit zurückhält.
Für die Märkte ist der Fall bislang recht klar: Die Chance für eine Zinssenkung um 0,25 Prozent bei der Fed-Sitzung am 30. Juli liegt laut FedWatch Tool bei nur 4,7 Prozent. Dass nach der Sitzung am 17. September die Zinsen niedriger sind als jetzt, ist zu 79,2 Prozent wahrscheinlich. (Stand 3. Juli, 14.45 Uhr MESZ).
Aktualisiert nach Bekanntgabe der Arbeitsmarktzahlen am 3. Juli 2025 um 14.55 Uhr (MESZ).


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