Konjunktur

Deutschlands Wohnungskrise: Neubau lahmt, Kaufpreise hoch, Leerstand schwindet

Fast 80.000 Genehmigungen weniger laut Statistischem Bundesamt / Mieses Geschäftsklima am Bau / Immobilien im Schnitt deutlich teurer als 2018

Bauarbeiter im Rohbau eines Hauses - Deutschlands Wohnungskrise (Foto: Freepik, Svitlana Hulko)

Wiesbaden/München/Berlin – Deutschland braucht Wohnungen – aber es entstehen viel zu wenige: In den ersten 10 Monaten 2023 haben die Ämter nur 218.100 neue Wohneinheiten genehmigt, meldet das Statistische Bundesamt. Das sind 26,7 Prozent weniger als im selben Zeitraum 2022. Kleiner Lichtblick: Von September auf Oktober stiegen die Genehmigungen um 13 Prozent auf 22.500.

Trotzdem: Der gesamte Rückgang 2023 bedeute eine Enttäuschung für fast 80.000 Wohnungssuchende zusätzlich, unterstreicht Andreas Mattner, Chef des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA). Der Spitzenverband rechnet mit etwa 750.000 fehlenden Wohnungen bis 2025. Es brauche einen „sofortigen politischen Kraftakt“.

Baubranche pessimistisch: Auftragsmangel und Stornierungen

Keine Wunder, dass die Stimmung in der Branche mies bleibt: Laut ifo Institut ist das Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe im Dezember so schlecht wie seit 2005 nicht mehr (minus 33,1). Demnach haben sich Lage als auch Ausblick verschlechtert, fast jeder Zweite blickt pessimistisch in die Zukunft.

Das hat konkrete Gründe: Im November litten bereits 49 ,1 Prozent der Unternehmen unter Auftragsmangel – das ist der achte Anstieg hintereinander. Hinzu kommt, dass derzeit vielen Baubetrieben bereits beauftragte Projekte wegbrechen, 21,5 Prozent berichten über Stornierungen.

Knappheit hält Preise hoch: Immobilien kosten mehr als vor 5 Jahren

Der Mangel an Wohnraum führt dazu, dass die Kaufpreise für Immobilien trotz Zinsanstieg nur leicht nachgegeben haben. In deutschen Großstädten kosten Wohnungen mehr als vor 5 Jahren, zeigt eine aktuelle Auswertung von Immowelt. Die höchste Teuerung verzeichnet Leipzig mit plus 47 Prozent.

Bei den Preisrückgängen seit 2022 handle es sich um eher kleinere Korrekturen, stellt Immowelt-Geschäftsführer Felix Kusch fest. Das gleiche die massiven Anstiege nicht aus. „Eigentümer können also beruhigt sein – zumal wir für 2024 mit einer weiteren Stabilisierung des Marktes rechnen.“

Zeichen für Wohnungsnot – kaum noch Leerstand in den Städten

Dazu passt eine aktuelle Studie zum Leerstand: Die Quote ist gesunken, Ende 2022 standen in Deutschland rund 53.000 Einheiten weniger leer als im Jahr zuvor, berichtet spiegel.de. 554.000 leere Wohnungen hat das Forschungsinstitut Empirica für Ende 2022 ermittelt – das bedeutet 2,5 Prozent Leerstandsquote.

„Wenn das so weitergeht, haben wir in den großen Städten bald gar keinen Leerstand mehr“, so Empirica-Chef Reiner Braun. Dem Bericht nach beträgt die Quote in München nur noch 0,1 Prozent, in Frankfurt am Main 0,2 Prozent. Nur 1,9 Prozent steht in Westdeutschland leer.

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