In diesem Newsletter:
- VCs investieren im Krypto-Winter, mehr als 13 Mrd. EUR im Jahr 2022
- US-Universitäten investieren in Bitcoin Lightning Network
- Cosmos stellt neues Whitepaper vor, um ATOM zu stärken
VCs investieren im Krypto-Winter, mehr als 13 Mrd. EUR im Jahr 2022
Es ist zu einer Art Meme geworden, dass Baisse-Märkte für Gründer der beste Zeitpunkt für den Ausbau sind, ohne Ablenkung durch steigende Tokenpreise. Aber es stimmt. Wenn sich alles so explosionsartig entwickelt, wie die Märkte im Jahr 2021, stehen Entwicklungsteams unter massivem Druck, Produkte zu entwickeln, die sich möglicherweise in der Praxis nicht bewährt haben. Doch jetzt, wo der Hype an den Märkte für digitale Vermögenswerte nicht so stark ist, leiten VCs und Finanzierer Mittel in Milliardenhöhe in die nächste Welle der Web3-, DeFi- und Krypto-Startups.
Insgesamt wurden im Jahr 2022 bisher weltweit über 13,6 Mrd. EUR in Krypto-Startups investiert. Das bedeutet, dass institutionelle Anleger, obwohl der Krypto-Winter seine volle Wirkung entfaltet und Anleger unter der tiefsten Marktflaute der jüngsten Zeit leiden, auf Kurs sind, um ihre Aktivität von 2021 noch zu übertreffen und damit ein riesiges Krypto-Ökosystem aufzubauen.
2018 war das erste Jahr, in dem VCs eine Kapitalspritze von mehr als 250 Mio. EUR in ein Kryptounternehmen vornahmen. Aber es markierte auch den Beginn des aktuellen Krypto-Winters. Die Venture-Finanzierung im Kryptobereich ging von 3,3 Mrd. EUR im Jahr 2018 auf jeweils 1,9 Mrd. EUR in den Jahren 2019 und 2020 zurück.
In Europa sieht die Lage in letzter Zeit besonders optimistisch aus. Fintech-Finanzierungsdaten über Dealroom zeigen gemäß Meldungen von Sifted, dass europäische Krypto- und DeFi-Startups im 3. Quartal 2022 in 28 Finanzierungsrunden 452 Mio. USD eingesammelt haben.
„Auf Kryptounternehmen entfiel der Löwenanteil der größten Finanzierungsrunden im Quartal, wobei anscheinend 100 Mio. USD die magische Zahl für VCs war. Das Blockchain-Protokoll RubiX Network, das digitale Wallet Safe (zuvor Gnosis Safe) und das Blockchain-Netzwerk 5ire haben alle 100 Mio. USD aus überwiegend auf Kryptowährungen ausgerichteten Fonds erhalten, während das Blockchain-Startup Fuel Labs 80 Mio. USD mobilisieren konnte“, so die FinTech-orientierte News-Website.
Dadurch sind die in Krypto-Startups in Europa investierten Mittel für das Jahr auf fast 2 Mrd. USD gestiegen. 2021 wurden in Europa 2,8 Mrd. USD in Krypto-Startups investiert. Obwohl die Märkte um 55 % unter ihrem Allzeithoch im November des letzten Jahres liegen, ist es ermutigend, eine derartig nachhaltige Begeisterung unter den Private Equity-Investoren und Finanzintermediären zu sehen.
Gnosis war ursprünglich ein auf Ethereum aufgebauter Open-Source-Prognosemarkt. In den letzten Jahren haben sich Entwickler auf den Ausbau des breiteren Ethereum-Ökosystems konzentriert, wobei sie insbesondere den Merge Mitte September unterstützten und in jüngster Zeit zu Verwahrdiensten übergingen, weil das Unternehmen mittlerweile fast 40 Mrd. USD an auf Ethereum basierenden digitalen Vermögenswerten verwaltet.
Es ist klar, dass Unternehmen mit einem Fußabdruck im Web2, die Erfahrung im Aufbau von Rechtsstrukturen, Werkzeugen, Bibliotheken und Entwicklungskits haben und dennoch die Erstellung mit einer dezentralen Web3-Denkweise anstreben, die größten Gewinner des nächsten Zyklus sein werden.
US-Universitäten investieren in Bitcoin Lightning Network
2018, als die reichsten Universitätsstiftungen der Welt begannen, in Kryptofonds zu investieren, wurde dies als Wasserscheide für digitale Assets ausgerufen, mit der sie endgültig den Mainstream erreichten.
Im Jahr 2020 begannen dieselben Universitäten mit Direktkäufen von Bitcoin.
Die kapitalstarken Stiftungen beginnen nun, in die Infrastruktur hinter den Kryptowährungen zu investieren, was zeigt, dass die Institutionen einen generationellen Wert in den Blockchain-Technologien sehen.
Ende September meldete die Bitcoin-Payments-App Strike den erfolgreichen Abschluss einer Finanzierungsrunde über 80 Mio. USD mit der VC-Firma Ten31, an der sich die University of Wyoming und die Washington University in St. Louis beteiligten. Die letztgenannte akademische Einrichtung ist mit einem Vermögen von 13,7 Mrd. USD die zehntgrößte in den USA.
Strike hat Ähnlichkeiten mit Visa und Mastercard, die Abwicklung von Transaktionen erfolgt jedoch über das Lightning Network von Bitcoin.
Das Lightning Network ist eine Layer-2-Lösung, die auf der Bitcoin-Blockchain aufbaut, um sie skalierbarer zu machen.
Aufgrund der schieren Anzahl von Transaktionen, die im Bitcoin-Netzwerk stattfinden, kann die Nutzung langsam und teuer sein. Der Lightning Network-Dienst löst rechenintensive Transaktionsverarbeitungsprozesse aus der zentralen Bitcoin-Blockchain, wodurch die Gebühren auf einen Bruchteil eines Cent reduziert werden.
Das Lightning Network ist eine der ersten Anwendungen, die Smart Contracts auf Bitcoin anwendet.
Strike erregte im letzten Jahr immenses Aufsehen, als es mit El Salvador zusammenarbeitete, um digitale Wallets zur Unterstützung von Bitcoin-Transaktionen im Land bereitzustellen.
Die Kapazität des Lightning Network ist im letzten Jahr mit einem enormen Tempo gestiegen, unabhängig von der Preisvolatilität des zugrunde liegenden Vermögenswerts. Die Kapazität von 96 Mio. USD (grüne Linie in der obigen Grafik) ist aber im Vergleich zum Dollarwert der tokenisierten Bitcoins in DeFi-Ökosystemen, die mit Smart-Contract-Blockchains wie Ethereum betrieben werden, immer noch extrem klein.
In DeFi-Protokollen wie Aave und Compound allein sind 578 Millionen USD in Form von Wrapped Bitcoin (WBTC) und 340 Millionen USD in Form von cWBTC zu finden. Ethereum ist die Basis von DeFi mit einem TVL von 31 Mrd. USD. Dies bildet einen großen Kontrast zu den 110 Mio. USD, die in Bitcoin-DeFi-Protokollen eingebunden sind. Auf das Lightning Network entfallen 88 % aller Bitcoin-DeFi.
Das Stiftungskapital umfasst die gesammelten Kapitalpools der Universitäten, die zur Finanzierung aller möglichen Aktivitäten verwendet werden, von wissenschaftlicher Forschung bis zu strategischen Investitionen in neue Technologien.
Den neuesten Zahlen beläuft sich das Vermögen US-amerikanischer Stiftungen auf ein Volumen von mehr als 675 Mrd. USD. Die größte ist die Stiftung der Harvard University mit über 40 Mrd. USD. Die Vermögensverwalter haben die Aufgabe, über sehr lange Zeiträume zu investieren, weil die entsprechenden Anlagen die Institute in die Lage versetzen sollen, über Generationen hinweg zu wachsen.
Cosmos stellt neues Whitepaper vor, um ATOM zu stärken
Die modulare, App-spezifische Blockchain wird 2023 ein Schlüsselthema an den Märkten sein. Anstelle von Layer-1-Ketten, die alle Aufgaben erfüllen, wird es wahrscheinlich weitere Blockchains geben, die für bestimmte Zwecke entwickelt wurden.
Nach dem heutigen Stand funktioniert eine Blockchain in der Regel als ein eigenes, in sich geschlossens Ökosystem, wodurch es für sie schwierig ist, mit anderen Blockchains zu interagieren. Ohne externe Überbrückung bleiben die Vermögenswerte und der Wert in der Regel in der jeweiligen Kette eingeschlossen.
Hier betritt Cosmos die Bühne, eine neue Art von Blockchain-Architektur, deren Hauptziel darin besteht, eine Interoperabilität zwischen Hunderten oder sogar Tausenden parallelen, unabhängigen Blockchains zu schaffen.
Im direkten Gegensatz zu Ethereum, wo jede DApp, die auf dem Netzwerk aufgebaut ist, um einen Blockplatz konkurriert, ist Cosmos auf eine andere Weise strukturiert.
Sie ist keine einzelne Blockchain, in der jede Anwendung „lebt“, sondern sie ist ein Netzwerk aus vielen Blockchains, die jeweils auf ihre jeweilige Anwendung zugeschnitten sind. Ihr natives Token ATOM profitiert allerdings nicht immer von dieser Struktur. Deshalb – und trotz der Schaffung eines riesigen Ökosystems von NFT-Marktplätzen, Gaming- und DeFi-Blockchains, zwischen denen im Jahr 2022 bislang Transaktionen mit einem Volumen von 21 Mrd. USD abgewickelt wurden – bleibt der Wert des ATOM-Tokens schon lange hinter seinen Rivalen zurück.
Am 26. September auf der Cosmoverse-Konferenz in Medellin, Kolumbien, stellten die Entwickler von Cosmos ein neues Whitepaper vor. Darin wird für die ATOM-Token eine neue Rolle als bevorzugte Sicherheit innerhalb des Cosmos-Netzwerks vorgeschlagen.
Das Papier stellt auch das Konzept eines neuen Emissionszeitplans für Liquid Staking vor, bei dem die ATOM-Emissionen nach einer Übergangszeit von 36 Monaten auf einen konstanten monatlichen Betrag reduziert werden.
Cosmos setzt für seine Funktion derzeit auf drei zentrale Assets.
● Den Tendermint Core-Konsensalgorithmus,
● das Cosmos Hub-Hauptnetzwerk, das im März 2019 eingeführt wurde, und
● IBC (Inter-Blockchain Communication), einen Code, der es den verschiedenen Blockchains im Ökosystem ermöglicht, mit dem Cosmos Hub zu kommunizieren.
Ein wichtiges zusätzliches Angebot von Mehrwert ist das Cosmos SDK (Software Development Kit).
Es kann Monate oder sogar Jahre dauern, ein Blockchain-Netzwerk von Grund auf neu aufzubauen. Cosmos bietet Blockchain-Entwicklern mit dem SDK, einem Open-Source-Framework mit einer großen Auswahl an Toolkits, Plugins und Code-Bibliotheken, stattdessen vorgefertigte Module an, so dass sie innerhalb von wenigen Wochen ein funktionierendes Produkt erstellen können.
Nachdem nun alle oben genannten Punkte parallel zur Weiterentwicklung neuer Technologien zur Sicherung der wirtschaftlichen Skalierung (Interchain Security und Liquid Staking) erreicht sind, meinen die Entwickler von Cosmos, dass „die ursprüngliche Vision des Hub erfüllt“ wurde.
Das neue Whitepaper „markiert den Übergang zur nächsten Phase des Cosmos Hub als Infrastruktur-Service-Plattform“, fügen sie hinzu. Im Wesentlichen ist es jetzt an der Zeit für neue Herausforderungen und neue Ziele, damit Cosmos Hub ein führender Angelpunkt bei der Errichtung neuer Blockchains sein kann.
Zu Beginn des Jahres kündigte die dezentrale Börse dYdX an, für ihre vierte Iteration (V4) eine eigene Blockchain auf der Grundlage von Cosmos unter Verwendung des Cosmos SDK und des Tendermint-Konsensprotokolls aufzubauen, statt bei Ethereum zu bleiben.
dYdX ist eine der größten dezentralen Börsen (DEX) im gesamten Blockchain-Finanz-Ökosystem. Sie wurde im April 2019 auf der Basis von Ethereum gestartet und bietet Lending, Borrowing, Perpetual Contracts sowie Margin- und Spotgeschäfte an.
Die Plattform wird nach globalem Handelsvolumen konsequent neben Uniswap (UNI) in die Top 2 eingestuft. Mit Stand vom 5. Oktober wird täglich ein Volumen von 535 Mio. USD abgewickelt.
Der Umstieg auf Cosmos ist ein Signal, dass beliebte DApps und ihre Nutzer nicht ewig darauf warten können, dass Ethereum eine Lösung für die Transaktionsgebühren und die Skalierungsstruktur findet.
Wie die Entwickler von dYdX bemerken: „Cosmos ist eine Technologie, die es relativ einfach macht, eine eigenständige Blockchain mit starken Cross-Chain-Funktionen zu erstellen.“
Bei seiner Einführung im Jahr 2019 war der Hub die einzige Cosmos-Chain. Seitdem wurde ihr Code jedoch von Dutzenden anderer miteinander verbundener Blockchains als Vorlage verwendet, die jeweils für einen bestimmten Anwendungsfall entwickelt wurden. Benutzer können darin ATOM zur Sicherung des Netzwerks einsetzen, dem Token mangelte es aber bisher an zusätzlichen Funktionen.
In der Vergangenheit hat sich die Cosmos-Community gegen Änderungen am Code des Hub, die sich nachteilig auf dessen Rolle als Aufbauort für andere Ketten auswirken könnten, gesträubt.
Gegenwärtig wird ATOM von Spekulanten tendenziell wie ein Index für das Cosmos-Ökosystem als Ganzes gehandelt. Wegen der nun beabsichtigen Aufwertung des Cosmos Hub erkennen Analysten, wie sich sein Wertangebot parallel zu den Veränderungen in die Höhe schraubt.
Märkte
In den letzten zwei Wochen hat sich ganz allmählich wieder eine positive Stimmung hinsichtlich digitaler Vermögenswerte entwickelt. Die gesamte Marktkapitalisierung digitaler Vermögenswerte liegt weiterhin unter der Marke von einer Billion Dollar. Bitcoin hat sich in den letzten zwei Wochen um fast 5 % erholt, wobei der Preis zwischen einer wichtigen Unterstützungslinie bei 18.500 USD und einem Widerstandsniveau von 20.000 USD feststeckt.
Ethereum hat das Leck beseitigt, durch das es in den Tagen nach dem Abverkauf infolge des Merge am 15. September etwa ein Fünftel seines Werts verloren hatte. Seit der letzten Ausgabe des Krypto-Protokolls hat sich der Preis um 4 % erholt.
Offenkundig haben Anzeichen für eine allmähliche Abkopplung der Kryptowährungen von Aktien zu einer positiven Veränderung des Appetits der Anleger geführt.
Während die größten digitalen Vermögenswerte einen Anstieg im einstelligen Prozentbereich verzeichneten, profitierten vor allem Altcoins weiter unten in der Marktkapitalisierungsstruktur.
Die Ethereum-Layer-2-Technologie Polygon (MATIC) legte in den letzten zwei Wochen um 10 % zu, das dezentrale Börsen-Token Uniswap stieg um 12 %, und XRP verzeichnete denselben Anstieg, nachdem es hieß, dass sich das zweijährige Gerichtsverfahren mit der US-Wertpapieraufsichtsbehörde SEC dem Ende zuneigt.
