München – Der Materialmangel in der Industrie könnte länger anhalten: Davor hat heute das Münchner ifo Institut gewarnt. Dauerhaft knappere und damit teurere Vorleistungen könnten strukturelle Anpassungen der deutschen Wirtschaft nötig machen, prognostiziert der Dresdner ifo-Forscher Joachim Ragnitz. Es sei möglich, dass bisherige Geschäftsmodelle damit obsolet werden.
„Zum Teil spiegeln sich darin dauerhafte Entwicklungen wider, die Folge weltweiter Änderungen in der Produktionsstruktur sind“, betont Ragnitz und verweist auf den steigenden Bedarf an Halbleitern oder Industrie-Rohstoffen.
Temporärer Mangel
Nur ein Teil der Engpässe temporär, so Ragnitz, weil sich darin Störungen des globalen Handels im Gefolge der Corona-Pandemie und des Kriegs in der Ukraine widerspiegeln. Die aktuelle Lage ist vielschichtig: Ende August hatte das ifo Institut ein wenig Entspannung bei akuten Engpässen vermeldet und nach Branchen aufgelistet.
Am 7. Oktober teilte dann das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit, dass die deutsche Industrie ihre Produktion im August zurückgefahren hat. Der Grund: Materialengpässe und hohe Energiepreise. 0,8 Prozent weniger als im Vormonat stellten Industrie, Bau und Energieversorger her.
Beschaffung neu ausrichten
Grundsätzlich rät ifo-Ökonom Ragnitz davon ab, politisch an einer „De-Globalisierung“ zu arbeiten und beispielsweise weltumspannende Lieferketten zurückzuführen. Das sei bei vielen Rohstoffen schon rein technisch nicht möglich. Es würde zudem den Wohlstand in Deutschland insgesamt senken, da man die Vorteile internationaler Arbeitsleistung aufgegebe.
Das ifo Institut rechne im Fall einer Renationalisierung der Produktion von Vorleistungen für Deutschland mit Wohlstandsverlusten von wenigstens 10 Prozent, so Ragnitz.
Stattdessen seien die Unternehmen gefordert: Sie sollten die Beschaffung neu ausrichten. Wichtige Ansatzpunkte sieht Ragnitz darin, die Bezugsquellen breiter aufzustellen, neue Lieferanten zu finden und die Lagerhaltung zu erhöhen.


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