Stockholm (pte001/12.08.2021/06:00) – Forscher des Karolinska Institutet http://ki.se/en haben geklärt, wie das Anästhetikum Ketamin Menschen mit schweren Depressionen hilft. Laut WHO sind Depressionen weltweit eine führende Ursache für Behinderung. Von der Krankheit sind global jährlich mehr als 360 Mio. Menschen betroffen. Das Risiko einer Erkrankung wird durch genetische und umweltbedingte Faktoren beeinflusst.
Alternative zu SSRIs
Die am häufigsten verschriebenen Antidepressiva wie SSRIs beeinflussen über Monoamine die Signalübertragung im Gehirn. Es kann jedoch lange dauern, bis diese Medikamente wirken. Bei mehr als 30 Prozent der Betroffenen stellt sich jedoch keine Wirkung ein. Die Notwendigkeit neuer Arten von Antidepressiva mit einer schnelleren und breiteren Wirkung ist daher mehr als gegeben.
Ketamin gilt als wichtiger Durchbruch – in Form eines Nasensprays von hartnäckigen Depressionen. Anders als klassische Antidepressiva beeinflusst Ketamin die Signalübertragung über das Glutamat-System. Es ist jedoch nicht erforscht, wie genau die antidepressive Wirkung vermittelt wird. Hat das Medikament eine Wirkung, lindert es die depressiven Symptome und Suizidgedanken sehr rasch. Ketamin kann jedoch auch zu unerwünschten Nebenwirkungen wie Halluzinationen und Wahnvorstellungen führen. Zusätzlich besteht das Risiko eines Missbrauchs.
Weniger Glutamat freigesetzt
Die Forscher wollten besser verstehen, wie Ketamin wirkt, um Substanzen zu finden, die die gleiche rasche Wirkung ohne diese Nebenwirkungen haben. Dafür wurden die molekularen Mechanismen untersucht, die für die Wirkung verantwortlich sind. Über Tests mit Zellen und Mäusen konnten die Wissenschaftler zeigen, dass Ketamin die präsynaptische Aktivität und die anhaltende Freisetzung des Neurotransmitters Glutamat verringerte.
Laut Letztautor Per Svenningsson wird eine erhöhte Glutamatfreisetzung mit Stress, Depressionen und anderen affektiven Störungen in Zusammenhang gebracht. Daher könnten verringerte Glutamatwerte die Wirkung von Ketamin teilweise erklären. Werden die Nervensignale übertragen, erfolgt die Übertragung von einer Nervenzelle zur nächsten über Synapsen in einer kleinen Lücke, in der sich die beiden Neuronen treffen. Details wurden in „Molecular Psychiatry“ publiziert.
Die Forscher konnten auch nachweisen, dass Ketamin die AMPA-Rezeptoren direkt stimuliert, die postsynaptisch angeordnet sind. Dabei handelt es sich um jenen Teil der Nervenzelle, der Signale erhält. Dies führt zu einer erhöhten Ausschüttung des Neurotransmitters Adenosin, der die präsynaptische Glutamatfreisetzung unterdrückt.
Der Wirkung von Ketamin konnte von den Forschern auch durch die Blockierung der präsynaptischen Adenosin-A1-Rezeptoren entgegengewirkt werden. Svenningsson zufolge legt das nahe, dass sich die antidepressive Wirkung von Ketamin durch einen Feedback-Mechanismus regulieren lässt. Das seien neue Erkenntnisse, die zumindest teilweise die rasche Wirkung von Ketamin erklären können.
Quelle: www.pressetext.com
Bildnachweise: Depression: Medikamente wirken nicht immer (Foto: pixabay.com, Free-Photos) (nach Reihenfolge im Beitrag sortiert)
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