Hannover – Sommer, Palmen, Sonnenschein – was kann schöner sein? Weltweit ist nach den Pandemiejahren die Reiselust zurück. Das ist zunächst mal eine gute Nachricht für den weltgrößten Touristikkonzern TUI, der am Mittwochmorgen seine Zahlen für Januar bis März 2023 vorlegt.
Allerdings, seit Februar kennt der TUI-Aktienkurs vor allem eine Richtung: nach unten. Notierte das Papier am 9. Februar noch über 11 Euro, waren es Ende April nur 5,66 Euro. Zuletzt erholte sich der Wert etwas (rund 6,36 Euro heute um 13 Uhr MESZ). Geholfen hat wohl auch das jüngste CEO-Interview.
Billigflüge und Last-Minute-Schnäppchen – diese Zeiten seien vorbei, sagte TUI-Chef Sebastian Ebel am Wochenende der „Bild am Sonntag“. Wer kurzfristig buche, müsse eher mit höheren Preisen rechnen. Zumal die Nachfrage nach Urlaubsflügen das Angebot übersteige.
Wenig überraschend: Wenn Schnäppchen die Ausnahme sind und die Nachfrage groß ist, profitieren die Reiseanbieter. „Wir werden in diesem Jahr einen Gewinn erzielen“, gibt sich CEO Ebel sicher.
Griechenlandboom und Datenärger
Griechenland ist 2023 die Trend-Destination. Urlauber, die Rhodos, Kos oder die Kykladen anpeilen, sollten schnell buchen, rät TUI. Vertriebschef Benjamin Jacobi kündigte an, dass der Konzern sein Griechenland-Angebot ausbaut: „Wir eröffnen in 2023 neue Hotels, auch unserer eigenen Marken.“
Angesichts der Aufbruchstimmung eher ungelegen kommt der RTK-Datenskandal: Die Reisebürokooperation steht im Verdacht, marktrelevante Daten von TUI an den Mitbewerber FTI weitergereicht haben. TUI hat nun eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und eine Anwaltskanzlei beauftragt, um die Vorgänge zu prüfen.
Corona-Staatshilfen komplett zurückgezahlt
Rückenwind für TUI hingegen bei den Finanzen: Der Konzern hat Ende April alle Corona-Staatshilfen zurückgezahlt. 750 Millionen Euro betrug die letzte Tranche. Während der Pandemie war das Unternehmen in Schieflage geraten und hatte Finanzspritzen von rund 4,3 Milliarden Euro erhalten.
„Dies ist ein sehr wichtiger Tag für die TUI – der Fahrplan zur Rückführung der Staatshilfen wurde konsequent und zügig umgesetzt“, kommentierte TUI-Chef Sebastian Ebel die Tilgung. TUI sei gestärkt auf Kurs. Man richte jetzt den Blick nach vorne, der Fokus liege auf profitablem Wachstum.
Kapitalerhöhung und Aktientausch erfolgreich
Um die Schulden-Rückzahlung zu stemmen, hatte der Konzern zuvor rund 1,8 Milliarden Euro frisches Geld per Kapitalerhöhung eingesammelt. „Die erfolgreiche Umsetzung der Kapitalerhöhung und die Rückzahlung der WSF-Hilfen ist ein entscheidender Schritt für TUI“, sagte TUI-Finanzchef Mathias Kiep.
Vorbereitet hatte TUI die Ausgabe von rund 329 Millionen Aktien mit einem Aktientausch im Verhältnis 10 zu 1. Dabei wurden die Anteile in diesem Verhältnis zusammengeführt, um das Grundkapital zu mindern. An der Börse hat sich der Wert jeder Aktie entsprechend angeglichen.
Schätzungen für Umsatz und Gewinn
Nach der mittleren Analysten-Prognose auf finanzen.net wird der TUI-Verlust pro Aktie im Quartal von Januar bis März 2023 bei 0,92 Euro liegen. Rund 0,74 Euro betrug der Verlust pro Aktie im Quartal von Oktober bis Dezember 2022. Im Vorjahres-Quartal stand ein Minus von rund 1,11 Euro.
Der Umsatz von Januar bis März 2023 soll im Vorjahresvergleich gestiegen sein. Rund 2,87 Milliarden Euro im Schnitt erwarten die Analysten laut finanzen.net. Das wäre ein Plus von rund 2,13 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahresquartal, aber weniger als im Vorquartal (rund 3,75 Milliarden). Das TUI-Geschäftsjahr endet am 30. September.
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