In den vergangenen 3 Jahrzehnten ist das Bruttoinlandsprodukt in Polen stärker als in anderen europäischen Ländern gewachsen. Wenn es um Wachstum geht, ist auch ein Blick auf die Nebenwerte-Indizes einzelner Staaten aufschlussreich. Denn im Nebenwertebereich zeichnen sich neue, aufstrebende Unternehmen ab. Vergleicht man die europäischen Aktien-Indizes, fällt auf, dass der polnische Aktienmarkt (mWIG40, mWIG80) stark gefragt ist, während kleinere und mittlere Unternehmen in Großbritannien (FTSE 250, FTSE 350) und Deutschland (MDAX, SDAX) wenig Nachfrage erfahren. Was ist los in Polen?
Polen geht einen anderen Weg in der Energiewende
Besondere Aufmerksamkeit erregte der deutsche Hausgerätehersteller Miele zu Beginn des Jahres, als er ankündigte, seine Produktion von Waschmaschinen fast komplett nach Polen zu verlagern. Als Grund wurden deutliche Kostenvorteile genannt, insbesondere bei der Energie. Polen setzt bei der Energiewende nicht nur auf erneuerbare Energien, sondern auch auf Atomstrom. Bis 2040 sollen 50 Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen und weitere 30 Prozent aus Atomstrom kommen. Polen investiert daher nicht nur verstärkt in grüne Alternativen, sondern baut auch weitere AKWs. Im Fokus stehen Kleinreaktoren, welche lokal ganze Dörfer mit Energie versorgen sollen. Die ersten Kleinreaktoren sollen bereits 2028 in Betrieb gehen.
Die geografische Lage zieht Unternehmen an
In der Coronakrise wurde Unternehmen bewusst, wie wichtig eine reibungslose Lieferkette ist. Mit dem Kriegsausbruch in der Ukraine hat sich dieses Bewusstsein noch einmal verschärft. Niemand weiß, wie lange diese geopolitische Situation anhält. Polen liegt für eine reibungslose Lieferkette äußerst zentral. Das Land grenzt an Deutschland und an andere entwickelte Volkswirtschaften in Mittel- und Osteuropa. Die Verkehrsinfrastruktur ist sehr gut entwickelt und das Land liegt am Schnittpunkt der beiden bedeutenden Routen: der Ost-West-Linie und der Nord-Süd-Linie. Polen ist daher ein idealer Infrastrukturknotenpunkt.
Qualifiziertes Personal und geringere Löhne
Natürlich spielt für Unternehmen auch das Arbeitsverhalten und Bildungsniveau der Bevölkerung eine Rolle. Bei der jährlichen PISA-Studie liegt Polen stets unter den Top 5. Polnische Arbeitskräfte sprechen meist sehr gut Englisch und gelten als loyal und ehrgeizig. Hinzu kommen niedrigere Löhne als in Deutschland. Für Unternehmen eine ideale Konstellation, um weiter zu wachsen.
Polens Regierung fördert den Wirtschaftsstandort
Anders als in anderen Ländern Europas versucht die polnische Regierung, Unternehmen zu unterstützen. Als Investitionsanreiz gibt es eine Befreiung von lokalen Steuern und Abgaben. In Sondersituationen ist auch eine Befreiung der Körperschaftssteuer möglich. Die Regierung möchte die Bürokratie so gering als möglich halten und Unternehmensgründungen fördern.
Anstatt Old Economy gibt es Innovation und Effizienz
Polen hat einen stark wachsenden Technologiesektor und verfügt über eine lebendige Start-up-Szene. Das macht das Land zu einem großartigen Standort, um Innovationen voranzutreiben. Unternehmen setzen früh auf neue Technologien und investieren in digitale Transformation, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Sie investieren in erneuerbare Energien, E-Commerce, mobile Apps und Cybersicherheit. Sie nutzen Möglichkeiten, um auf dem aktuellen Stand zu bleiben und im selben Atemzug Kosten zu senken sowie effizientere Prozesse zu etablieren.
Der Aktienmarkt in Polen reflektiert die wirtschaftliche Stärke
Es verwundert nach all diesen Punkten nicht, dass auch der polnische Aktienmarkt sehr gefragt ist. Der Fokus der Anleger sollte nicht auf den Hauptindex der Warschauer Börse liegen, sondern vielmehr auf die kleineren Indizes wie den mWIG40 und mWIG80. Hier lassen sich spannende Investitionsmöglichkeiten mit gesunden Bilanzen und Potenzial finden.
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