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Europa

Das griechische Betrugssystem 40-40-20 – Ein Rück- und Ausblick

Derzeit ein beliebtes Reiseziel in Griechenland: Santorini.

Fragt man einen Griechen nach dem Volkssport Griechenlands, wird er vermutlich mit „Basketball“ oder „Fußball“ antworten. Stellt man dieselbe Frage einem anderen Europäer, antwortet der zumeist mit „Steuerhinterziehung“.

Der Grund für die dramatische Finanzlage des Landes war schon vor sieben Jahren kein anderer als heute: Steuerhinterziehung. Erfahrene Finanzfachleute schätzen, dass in Griechenland jährlich rund 20 Milliarden Euro an der Steuer vorbeigeschoben werden. Jedes Jahr!

Das griechische System ist allerdings marode: Nachdem festgestellt wurde, dass eine Steuerhinterziehung vorliegt, geschieht mitunter Folgendes: 40 Prozent darf der Steuersünder behalten, 40 Prozent landen in der Tasche des Kontrolleurs und der Staat erhält die restlichen 20 Prozent der veruntreuten Steuern.

1. Ein Phänomen: steigende Urlauberzahlen – sinkende Einnahmen

Der Tourismus ist eine der Haupteinnahmequellen des Landes. 2016 stieg die Zahl der Touristen um 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig sanken die Einnahmen um satte 8,8 Prozent. Die einen sagen, die Urlauber haben eben weniger ausgegeben, denn auch sie müssten sparen. Kenner des Landes und seiner Gepflogenheiten hingegen vermuten eher Steuerhinterziehungen im immer größeren Stil.

1.1. Steuerschulden

Die Staatsverschuldung Griechenlands und der Druck der internationalen Gläubiger zwingt die Griechen dazu, härter durchzugreifen. Das dauert allerdings wesentlich länger als gedacht. Die zu zahlenden Steuern werden zudem als Kopfsteuer längst vergangener Zeiten empfunden. Aktuell stehen mehr als vier Millionen Griechen in der Schuld des Finanzamtes. Knapp 8.000 von ihnen schulden dem Staat mehr als 1 Million Euro, 34.000 Menschen schulden zwischen 100.000 und 1 Million Euro. Erschreckend an diesen Zahlen ist der Umstand, dass die Anzahl der Steuerpflichtigen mit jenen fälligen Schulden von Jahr zu Jahr zunimmt. Aber es gibt auch einen Lichtblick zu berichten: die Anzahl derjenigen, die mit Beträgen zwischen 500 Euro und 10.000 Euro im Rückstand sind, sank um ca. 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

1.2. Steuerpranger

Um der Menschheit zu zeigen, dass auch griechische Beamte gewissenhaft arbeiten können, griff das Finanzamt auf eine mehrere Jahrhundert alte Idee zurück: den Pranger. In drei Tranchen wurden Listen mit vollständigen Namen, Steuernummer und Steuerschuld veröffentlicht. Im Herbst 2011 waren es 6.000 Namen, die dem Staat insgesamt 30 Milliarden schuldeten. Dann folgten Anfang 2012 weitere 4.151 Name, die 14,8 Milliarden Euro Steuerschulden aufwiesen. Vier Jahre später wurde die dritte Liste veröffentlicht. Diesmal waren es 13.730 Namen mit stolzen 83 Milliarden Euro Steuerschulden.

Allen gemein ist, dass die meisten von ihnen die ausstehenden Steuerschulden nie begleichen werden können. Weil entweder die Firmen erloschen sind oder die Schuldner im Ausland leben. Zudem stehen viele Strohmänner auf den Listen, die aufgrund ihres hohen Alters weder ins Gefängnis gehen werden, noch die Schulden jemals abtragen können.

1.3. Der Schuldenberg Griechenlands

Die Schuldenmisere in Griechenland begann schon 2008, als sich das Land in einer Rezession befand. Innerhalb der nächsten fünf Jahre verlor es rund ein Viertel seines Bruttoinlandsproduktes (BIP). Gleichzeitig stieg der Schuldenstand von 107 % auf 177 % des BIPs. Erschwerend kam hinzu, dass bis zum Jahr 2010 die Statistiken des Landes geschönt wurden, was wiederum dazu führte, dass nach Bekanntgabe der korrekten Wirtschaftsdaten das Land dringend externe Geldmittel benötigte.

2. Der aktuelle Stand

Nach letzten Erhebungen der Unabhängigen Behörde für öffentliche Einnahmen (Aade) bestanden am 10.August 2018 Steuerrückständen in Höhe von 182,5 Milliarden Euro. Damit könnte der griechische Staat mehr als die Hälfte der Staatsschulden auf einen Schlag tilgen. Theoretisch.

Praktisch wird weiter an einer eleganten Lösung gesucht, um die Steuern einzutreiben.


Bildnachweise: Mariamichelle/Pixabay.com (nach Reihenfolge im Beitrag sortiert)

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