Stuttgart – Doppelt geht schneller – der Luxus-Autobauer Mercedes-Benz will künftig seine Produktion mithilfe eines kompletten virtuellen Abbilds der jeweiligen Fabrik planen. Diesen „digitalen Zwilling“ managen die Mercedes-Planer mit dem Omniverse des US-Chip-Konzerns Nvidia, meldet der News-Blog des Tech-Riesen.
Mit der digitalen Plattform können Entwickler in Echtzeit zusammenarbeiten und Abläufe simulieren. Omniverse ermöglicht Design, Planung und Betrieb von Fertigungs- und Montageanlagen mithilfe von Universal Scene Description (USD), einem Framework für Computergrafik-Produktionen.
Fehler vermeiden, Zeit einsparen, Qualität optimieren
„Digital First“ nennt Mercedes seinen Ansatz – der virtuelle Fabrik-Zwilling spielt eine zentrale Rolle. Mit ihm können die Ingenieure neue Montagelinien in exakten Simulationen umrüsten, konfigurieren und optimieren. Ziel ist es, Fehler zu vermeiden, Zeit einzusparen und Qualität zu optimieren.
Mit den neuen Produktionstechniken sollen die Fahrzeuge der nächsten Generation in den Werken in Rastatt, Kecskemét und Peking entstehen – als Blaupause für mehr als 30 Fabriken weltweit.
„Durch den Einsatz von Nvidia Omniverse und KI baut Mercedes-Benz einen vernetzten, digitalen Ansatz zur Optimierung seiner Fertigungsprozesse auf, um letztlich die Bauzeit und die Produktionskosten zu reduzieren“, betont Nvidia-Vice President Rev Lebaredian.
20 Prozent weniger Energiekosten durch KI
Energie und Kosten sparen – auch dabei soll die KI von Nvidia helfen. Bei einer Pilot-Testphase im Werk Rastatt hat Mercedes-Benz die Künstliche Intelligenz eingesetzt, um in der Lackiererei verschiedene Teilprozesse zu überwachen. Ihr Einsatz führte zu 20 Prozent weniger Energiekosten.
Dreh- und Angelpunkt der Mercedes-Produktion ist das neue digitale Ökosystem MO360. Damit lassen sich künftig auf einer Produktionsstraße Elektro-, Hybrid- und Verbrenner-Modelle herstellen. Zudem will Mercedes das Fahrzeug-Betriebssystem MB.OS in die MO360-Welt integrieren.
Mercedes: neue Ära der Automobilproduktion
Nicht nur bei der Produktion – auch in den Automobilen der nächsten Generation setzt Mercedes auf Hightech von Nvidia. Zusammen wollen die Partner „softwaredefinierte Fahrzeuge“ entwickeln. Eine große Rolle sollen dabei Nvidias Computerplattform Drive Orin und die Drive-Software spielen.
„Mit der Integration von künstlicher Intelligenz, MB.OS und dem digitalen Zwilling auf Basis von NVIDIA Omniverse in das MO360-Ökosystem leitet Mercedes-Benz eine neue Ära der Automobilproduktion ein“, ist Mercedes-Benz-Vorstand Jörg Burzer überzeugt.
Erste digitale Zwillingsfabrik im Werk Kecskemét
Der Digital-First-Ansatz eröffne neue Effizienzpotenziale, so Produktionsvorstand Burzer. Beim Thema Kosten steht für Mercedes eines im Vordergrund: teure Produktionsstillstände vermeiden. Simulationen in NVIDIA Omniverse helfen etwa, Fabriken mit optimalen Lieferwegen zu planen.
Vorreiter ist die Mercedes-Fabrik im ungarischen Kecskemét – sie ist die erste mit einem kompletten digitalen Zwilling. Die virtuelle Umgebung beschleunigt Entwicklungsprozesse, denn im Omniverse von Nvidia können Anlagenlieferanten und Planer gemeinsam in Echtzeit Anpassungen vornehmen.
Zusammenarbeit auch mit Nivida-Konkurrent Qualcomm
Gleichzeitig hat Mercedes-Benz auch seine Kooperation mit Nvidia-Konkurrent Qualcomm vertieft. Für die neue E-Klasse soll der US-Chiphersteller Lösungen für Infotainment und Konnektivität liefern. Wie es heißt, möchte Mercedes damit auch seine starke Abhängigkeit von Nvidia reduzieren.
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