Traditionell tun kleine und mittelständische Unternehmen gutes für ihre Umwelt – sei es durch besonders ökologische Produkte oder nachhaltige Vertriebsmethoden.
Das schreiben sich jedenfalls viele der Unternehmen dieses Bereichs auf die Fahne. Beispiele sind etwa der Reinigungsmittelhersteller Frosch, Weleda als Hersteller von Kosmetika oder die „Möbelmacher“ aus Hersbruck.
1. Wie viele Unternehmen setzen sich für die Nachhaltigkeit ein?
Die meisten kleinen und mittelständigen Unternehmen (KMU) behaupten, generell nachhaltig zu sein, sei es aus Verantwortungsgefühl gegenüber der Umwelt oder um regional gut verankert zu sein.
Viele der KMU sind Familienbetriebe, die über Generationen weitergeführt werden. Dabei sind die Voraussetzungen für nachhaltiges Wirtschaften meistens gut.
Ein gutes Beispiel dafür ist Jürgen Schmidt. Als er 1990 sein Versandhaus Memo gründete, bemühte er sich um das nachhaltige Komplettpaket: Ein Angebot umweltfreundlicher Produkte, die unter fairen Bedingungen produziert wurden, dabei aber auch noch preiswert sind und den Kunden gefallen sollten. Ein gewagtes Geschäftsmodell mit durchaus unsicherem Ausgang. Heute jedoch beliefert der Internethändler über 120.000 Kunden mit mehr als 10.000 Produkten.
Viele Unternehmen kämpfen jedoch zu sehr mit gesellschaftlichem und sozialem Engagement. Ihre imagefördernden Aktivitäten liegen zu weit abseits des eigentlichen Geschäfts, welches das Unternehmen definiert und dessen Gewinn einbringt.
Eine Studie der KfW-Bank zeigt, dass sich zwar 58 Prozent aller deutschen Mittelständler mit dem Thema der sogenannten Corporate Social Responsibility (CSR) auseinandersetzen und für unternehmerische Verantwortung jährlich ca. sechs Milliarden Euro ausgeben.
2.Lassen sich alle Unternehmen darauf ein, auf Nachhaltigkeit umzusteigen?
Allerdings betrachten Mittelständler noch immer gute Taten als Kern ihrer unternehmerischen Verantwortung.
Selten wird dabei auch die eigene Wertschöpfungskette mit einbezogen, wie eine Umfrage der Universität Stuttgart von 2011 zeigt.
Nur ein Drittel der Unternehmen bindet auch die eigenen Lieferanten mit ein; in vielen CSR-Berichten geht es fast ausschließlich um Wohltätigkeit.
Dazu bleibt bei vielen Unternehmen unklar, wie genau das behauptete Bewusstsein für die eigene Verantwortung sich überhaupt gestaltet. Die Inhaber der Bochumer Brauerei Fiege übernehmen beispielsweise laut ihres Internetauftritts höchstpersönlich Verantwortung für Konsumenten, Kunden, Lieferanten, Partner und Mitarbeiter – das Wie bleibt undurchsichtig.
So verweist die Brauerei auf Förderprojekte wie eine Altbau-Fassadenrenovierung oder ein unterstütztes Kunstmuseum. Wahrhaft nicht wirklich dem Kerngeschäft der Brauerei entsprechend. Eine näherliegende Idee, das Brauen von Bio-Bier beispielsweise, sei dem Unternehmen noch nicht in den Sinn gekommen. Ökobier sei außerdem im Ruhrgebiet nicht möglich.
Andere Brauereien sind dem schon einen Schritt voraus: Die fränkische Lammsbräu wechselte etwa schon vor einigen Jahren auf Biobier um und erzielt damit auch gegen den aktuellen Markttrend ein kontinuierliches Wachstum.
Einige Firmen definieren ihren Begriff der unternehmerischen Verantwortung hauptsächlich dadurch, wie sie ihre Gewinne ausgeben. Dabei erscheint sinnvoller, vor allem das Erwirtschaften der Gewinne ins Auge zu fassen:
So ist weniger ein Verwenden von Erträgen als Spenden oder dergleichen relevant, sondern viel eher die konsequente Minderung der negativen ökologischen und sozialen Folgen des Wertschöpfungsprozesses.
Experten zufolge sei mittelständischen Unternehmen häufig nicht klar, wie genau sie nachhaltig entscheiden und innovativ sein können. Der Wille sei da, jedoch geschehe vieles bruchstückhaft und unkoordiniert, außerdem werde dabei nicht die gesamte Lieferkette beachtet.
Darauf basiert eine Erklärung der EU-Kommission, die besagt, dass Corporate Social Responsibility nicht bürgerschaftliches Engagement meint – so ehrenwert dieses auch sei – sondern „die Verantwortung für die Auswirkungen des Kerngeschäfts auf die Gesellschaft“, so aus dem Wortlaut. Dazu gehörten auch Umweltbelastungen, da diese nach Auffassung der Kommission die Gesellschaft beeinträchtigen. Anders als die Bundesregierung spricht die EU dabei bewusst nicht von Freiwilligkeit.
3. Von wem werden die Unternehmen unterstützt?
Im Zusammenhang mit ihrer Erklärung forderte die EU daher Unternehmen auf, ihre Lieferketten sorgfältig auf Risiken im CSR-Kontext zu überprüfen.
„Das sollte Bestandteil einer umfassenden CSR-Strategie sein, wenngleich es eine Herkulesaufgabe ist“, so auch Thomas Beschorner, Professor für Wirtschaftsethik an der Universität St. Gallen.
Um die Bewältigung dieser Herkulesaufgabe zu fördern und Herausforderungen wie Klimawandel, Armut und Artenverlust zu bekämpfen, sind Regelungslücken zu schließen. Deswegen steht auch eine CSR-Berichtspflicht für Konzerne auf dem Plan der EU-Kommission.
Experten erahnen dadurch eine zukünftige Steigerung von Umwelt- und Sozialleistungen, ganz gleich ob bei Großunternehmen oder Mittelständlern. Auch kleine Unternehmen müssten zunehmend die öko-sozialen Bedingungen und Anforderungen ihrer Abnehmer erfüllen.
» Weiteres zu Biobaumwolle auf FTD.deDabei dienen CSR-Berichte nicht nur der externen Kommunikation, sondern sind vor allem intern wichtig, so lehrt die Erfahrung von Unternehmen. Derartige Berichte sensibilisieren Mitarbeiter und fördern darüber hinaus auch Kooperationen über Abteilungsgrenzen hinaus. Die Firmen entdecken auf diesem Wege Potenziale für Kostensenkungen und Chancen fürs Geschäft. So legen die den Grundstein für eine zukunftsgerichtete und umfassende Nachhaltigkeitsstrategie.
Die von der EU-Kommission geplante Berichtspflicht stößt jedoch nicht überall auf Anklang. Die Bundesministerien sowie die Wirtschaftsverbände BDI und BDA beispielsweise lehnen eine Berichtspflicht klar und nachdrücklich ab. Wirtschaftsethiker Beschorner hat derartiger Kritik jedoch etwas entgegenzusetzen: „Warum hält jeder die Pflicht zur Finanzberichterstattung für selbstverständlich, nicht aber eine, durch die Unternehmen offenlegen müssen, ob und wie sie negative Auswirkungen ihres Kerngeschäfts mindern?“
Auch einige Firmen selbst befürworten eine solche CSR-Berichtspflicht. Burkhard Remmer, Sprecher des Möbelherstellers Wilkhahn, sieht darin beispielsweise einen klaren Vorteil: „Auftraggeber verlangen schon heute von uns Zulieferern Auskunft über sozial-ökologisches Verhalten. Standards und eine Berichtspflicht würden uns das deutlich erleichtern.“ Das Argument, den Mittelstand nicht unnötig belasten zu wollen, sei daher wenig stichhaltig.
Bildnachweise: Jacob_09/Shutterstock, Jacob_09/Shutterstock, Screenshot/Lammsbräu.de (nach Reihenfolge im Beitrag sortiert)
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