Finanzcheck

Diversifikation vs. Diworsifikation

Neigst du zur Portfolio-„Diworsifikation“?

Investor umgeben von verschiedenen Charts (Foto: freepik)

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Diversifizierung ist für die meisten Anleger wichtig, damit sie die Volatilität im Depot reduzieren. Ziel ist es Anlageklassen und Investments zu halten, die möglichst wenig miteinander korrelieren, um damit in allen Marktlagen möglichst stabil aufgestellt zu sein. Wer beispielsweise 2020 im Besitz von Technologieaktie war, hatte ein besonders starkes Jahr. Doch im darauffolgenden Jahr, hatten viele dieser Werte Einbrüche von über 70%, während Rohstoffe und Ölwerte teilweise 300% zulegen konnten. Mit einer breiten Aufstellung über alle Sektoren und auch Assets kann man solche Bewegungen ausbalancieren. „Diworsifikation“ ist jedoch der bittere Beigeschmack, wenn es zu einer Übertreibung des Diversifizierungsbestreben im Depot kommt.

Merkmale einer Diworsifikation

1. Zu viele ETFs

Es gibt eine Vielzahl an ETF Produkten auf dem Markt, welche Regionen, Sektoren und Themen abdecken. Werden zu viele Produkte gewählt, gibt es häufig deutliche Überschneidungen und eine Klumpenbildung. Es sollten 3-4 ETFs mehr als ausreichen, um sehr breit diversifiziert zu sein, ohne eine Überdiversifikation („Diworsifikation“) zu erreichen.

2. Übermäßige Anzahl an Aktienpositionen

Zu viele kleine Aktienpositionen können zu deutlichen Nachteilen führen. Einerseits ergeben sich erhebliche Überschneidungen und Unternehmen die in jedem Marktzyklus ähnlich verlaufen (beispielsweise Visa vs. Mastercard oder Synopsys vs. Cadence Design), Andererseits sind viele Aktienpositionen sehr teuer. Die Orderkosten und Gebühren sollten nicht außer Acht gelassen werden.

3. Alle Assets und Branchen abdecken wollen

Diversifikation ist wichtig bzw. beruhigt als Anleger, doch zwanghaft jedes Asset von Gold, Rohstoffen, Aktien, Immobilien, Kryptowährungen, Sammlerstücken etc. abdecken zu wollen, ist häufig nicht nur zeitintensiv, sondern auch ein wahrer Renditekiller.

Faustformel 20-30 Aktienpositionen

Die Faustformel, welche mit Studien belegt ist, besagt, dass im Hinblick auf ein Aktiendepot 20-30 Einzelwerte ausreichend sind. Als Anleger ist es ratsam, sich darauf zu konzentrieren, die besten Unternehmen in das Depot zu kaufen und ihre Entwicklung über die Jahre zu verfolgen. Bei einer massiven Anzahl an Assets und Aktienpositionen ist es nicht möglich den Überblick zu wahren, sofern man nicht 24/7 Zeit und Leidenschaft dafür hat.

Outperformance gibt es nur mit einem konzentrierten Portfolio?

Die These, dass ein konzentriertes Portfolio mit nur sehr wenigen Aktien einen Vorteil gegenüber einem passiven ETF Investment hat, hält sich hartnäckig.

Das Hauptargument für diese These ist die Tatsache, dass bei einer Vielzahl an Aktien der Fokus auf die besten Investments verloren geht und Aktien von Unternehmen im Depot landen, welche langfristig keinen Mehrwert gegenüber den bestehenden Investments bieten.

Peter Lynch betonte, dass er überhaupt nicht an „Diversifikation“ glaube, aber, wenn er 10 gute Unternehmen findet, die zu einem fairen Preis gehandelt werden, wird er diese kaufen und im Zeitverlauf ausbalancieren. Er war in der Lage mit seinem Funds und über 100 Positionen den Markt über Jahre deutlich zu schlagen. Es ist somit nicht richtig, dass es lediglich mit wenig Werten im Depot zu einer Outperformance kommen kann, obwohl die Chancen deutlich höher stehen als mit einer Vielzahl an Aktien, welche die Performance schmälern.

Worauf es letztlich ankommt

…, dass angelegt und investiert wird. Jeder Anleger hat seine individuellen Ziele und Risikoprofil. Zudem hat auch jeder Investor einen anderen emotionalen Zugang zur Volatilität über alle Anlageklassen hinweg. Nicht jeder muss und möchte den breiten Markt schlagen, sondern betrachtet gerne Einzelunternehmen anstelle eines ETFs. Nicht jeder möchte Aktien kaufen, sondern investiert lieber in Immobilien. Jedoch sollte man sich schon die Frage der Diworsifikation stellen, wenn die Antwort auf die hohe Anzahl an Aktien lautet, dass man hofft, dass zumindest einige nicht abstürzen. Dann kann man eine mangelnde Bereitschaft zur Unternehmensanalyse konstatieren. Wenn man hingegen mehrere interessante Möglichkeiten findet, dann sollten Chancen durchaus genutzt werden. Das Gleiche gilt auch für das Gegenteil: Wenn 100 Unternehmen analysiert werden, aber keines besonders attraktiv erscheint, gibt es keinen Grund, Kompromisse einzugehen und schlechte Unternehmen zu kaufen. Wichtig ist, dass Sie verschiedene Aktien aus den richtigen Gründen kaufen. Es ist ein sehr großer Unterschied, ob man ein gutes Unternehmen aus hundert findet, oder ob man sich an das erste gute Unternehmen hält, das man findet.

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