Oft unterschätzt: Die psychische Gesundheit.
Stress, Mobbing am Arbeitsplatz, ein schlechtes Betriebsklima oder viele Überstunden:
Viele Arbeitnehmer leiden unter schlechten Arbeitsbedingungen und erkranken.
Jedes Jahr gehen Millionen Fehltage auf das Konto psychischer Erkrankungen und verursachen hohe Kosten.
Unternehmen könnten diesem Trend durch entsprechende Strategien entgegenwirken.
1. Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen steigen an
Die Arbeitswelt unterliegt stetigen Veränderungen. In der heutigen Zeit werden Flexibilität und Eigenverantwortung immer wichtiger. Die Anforderungen an Arbeitnehmer steigen in vielen Unternehmen zunehmend und damit auch die Arbeitsbelastung. Erkrankungen sind nicht selten die Folge dieser Entwicklung. Insbesondere im Bereich der psychischen Erkrankungen konnte in den letzten Jahren ein drastischer Anstieg verzeichnet werden. In den letzten Jahrzehnten haben sich diese Zeiten sogar weit mehr als verdoppelt. Waren es in den 1990er Jahren jährlich noch weit unter drei Millionen Krankmeldungen aufgrund psychischer Erkrankungen, verdoppelte sich die Anzahl bereist in den 2000er Jahren. Und auch in den darauf folgenden Jahren kam es zu einem drastischen Anstieg.
Die Fehltage und die damit verbundenen Kosten für die Wirtschaft sind nicht zu verachten. Konkrete Zahlen nennt beispielsweise das Bundesarbeitsministerium. Laut diesem lag die Zahl der Krankheitstage aufgrund psychischer Erkrankungen im Jahre 2001 noch bei rund 33,6 Millionen Tagen. Im Jahre 2010 waren es schon über 53 Millionen Tage. Im Jahre 2016 ist sogar von weit mehr als 100 Millionen Krankheitstagen die Rede. Ein drastischer Anstieg, der Unternehmen in jedem Jahr viel Geld kostet. In den letzten Jahren kam es zwar nicht mehr zu einem Anstieg, jedoch stagnierte die Anzahl auf einem sehr hohen Niveau.
Psychische Erkrankungen zählen zu den zweithäufigsten Ursachen für das Fehlen am Arbeitsplatz. Nicht immer sind diese Erkrankungen schlechten Arbeitsbedingungen geschuldet. Denn psychische Erkrankungen entstehen nicht nur aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen. Vielmehr wird davon ausgegangen, dass die persönliche Biografie sowie die Persönlichkeit als Ursache für eine Krankheitsneigung angesehen werden kann.
2. Stärkung der Mitarbeiter als Wettbewerbsvorteil
Obwohl sich viele Unternehmen darüber bewusst sind, dass die Gesundheit der Mitarbeiter in direktem Zusammenhang zur Produktivität steht, steigt die Anzahl der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen seit einigen Jahren an. Als Gründe für psychische Erkrankungen, die durch schlechte Arbeitsbedingungen entstehen, lassen sich insbesondere folgende Faktoren anführen:
- permanente Erreichbarkeit, auch außerhalb der Arbeitszeiten
- erhöhter Zeitdruck
- viele Arbeitsunterbrechungen
- Arbeitsverdichtung
- Unsicherheit am Arbeitsplatz
Diesen Faktoren könnten Unternehmen gezielt entgegenwirken und damit Produktionsausfälle aufgrund von Psycho-Stress verhindern. Auch die Bundesregierung hat die Relevanz psychischer Gesundheit und die Folgen für die Wirtschaft erkannt und sieht die Förderung psychischer Gesundheit als einer der grundlegendsten Herausforderungen für den Bereich des Arbeitsschutzes an. Es bleibt abzuwarten, ob sich dadurch etwas ändert. In erster Linie könnten Unternehmen den Trend stoppen und ihre Mitarbeiter stärken. Das ist beispielsweise durch Beratungen und gezielte Entlastung möglich.
Bereits durch flexible Arbeitszeitmodelle wird es vielen Arbeitnehmern ermöglicht, Beruf und Privatleben besser miteinander zu vereinbaren. Aber auch die permanente Erreichbarkeit während freier Zeiten lässt sich in vielen Fällen einfach abstellen. Einige Unternehmen gehen bereits andere Wege und verbieten ihren Mitarbeitern sogar, noch nach Feierabend auf E-Mails zu reagieren oder Anrufe entgegen zu nehmen.
Denn gesunde und leistungsfähige Mitarbeiter sind für Unternehmen wichtig. Eine Stärkung und Bindung jener Mitarbeiter kann sich insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels und des demografischen Wandels als entscheidender Wettbewerbsvorteil erweisen.
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