München – Die deutsche Industrie tut einiges, um den Energieverbrauch und CO2-Ausstoß zu senken. Das größte Hindernis dabei: die deutsche Bürokratie. 75 Prozent der Betriebe sehen sich durch amtliche Hürden und zähe Prozesse behindert, hat eine Studie der Wirtschaftsberatung EY aktuell ermittelt.
Hohe Energiepreise, Finanzierung und mangelndes Know-how folgen auf den Plätzen 2 bis 4 der Hemmnisse bei der CO2-Reduktion. Insgesamt 201 Unternehmen hat EY interviewt. Knapp ein Drittel erzielt über 1 Milliarde Euro Umsatz im Jahr. 46 Standorte haben die Unternehmen im Schnitt.
Odyssee durch die Ämter – Verlagerung ins Ausland droht
Wolle ein Industrieunternehmen auf der Brachfläche nebenan ein Fotovoltaikmodul installieren, so so EY-Experte Simon Fahrenholz, müsse es oft eine mehrjährige Odyssee durch verschiedene Ämter antreten, Gutachten erstellen lassen, Prüfungen durchführen und Genehmigungen einholen.
Für nur 20 Prozent sei Deutschland ein attraktiver Ort, um Fabriken zu dekarbonisieren. 13 Prozent können sich vorstellen, daher ins Ausland zu gehen. Eine Verlagerung sei zwar für viele zu aufwendig, so Fahrenholz. Doch beim Neuaufbau CO2-neutraler Produktion drohe Deutschland ein Rückstand.
Energieeffizienz ist oft Chefsache – häufig kleinere Maßnahmen
Trotz allem, die deutsche Wirtschaft geht die CO2-Minderung strategisch an. Viele befragte Unternehmen schaffen dafür Stellen (54 Prozent), setzen eine Task Force oder Beauftragte für Nachhaltigkeit ein. In 79 Prozent der Betriebe liegt die Verantwortung bei der Chefetage.
EY weist aber darauf hin, dass sich viele Firmen bislang auf einfache Aspekte wie den Einbau von LED-Leuchten konzentrieren, statt weitergehend die Produktion anzupassen. Im Fokus stünden zudem meist die eigenen Emissionen, Lieferketten werden nur selten bei den Klimazielen berücksichtigt.
Vorteile durch Recycling – auch Förderprozesse zu bürokratisch
Auch das Potenzial der Kreislaufwirtschaft sehen viele Betriebe noch nicht, bemerkt EY-Experte Florian Huber. Viele Unternehmen wären zu sehr auf die Modernisierung der Maschinen fixiert. Dabei böten Systeme zur Wiederverwertung der Produkte spürbare Vorteile und seien recht günstig.
Alarmierend: Nur 62 Prozent der befragten Firmen nutzen staatliche Förderungen. Viele finanzieren die Dekarbonisierung selbst. Auch hier schreckt laut EY der bürokratische Aufwand ab. Oft sei unbekannt, welche Fördertöpfe existieren, und der Antragsprozess gestalte sich sehr aufwendig.


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