Kolumnen

Inflation als nächste Pandemie

Die Zentralbanker haben viel zu tun, ihre selbst angezettelte Inflation als Problem überhaupt zu erkennen, sei sie doch nur temporär und ginge vorbei wie ein Schnupfen. Inzwischen ist sie aber chronisch geworden und die Beruhigungspillen aus der EZB wirken bei Verbrauchern und Sparern immer weniger. Dort grummelt es. Ist die Inflation gekommen, um zu bleiben?

Es gibt immer weniger fürs Geld und die Sparer schauen dem Schwinden ihrer Kaufkraft auf dem Konto genervt zu. Vielen Leuten geht es an die finanzielle Existenz, wenn sie immer mehr Geld durch den Schornstein oder den Auspuff jagen, ohne dass sie mehr heizen oder fahren. Am Ende des Geldes ist noch viel Monat übrig. Nach neuen Zahlen sind die Preise Januar um 4,9 Prozent gestiegen. Auch Unternehmen leiden. Die Erzeugerpreise mit einem Anstieg um 25 Prozent und die um 24 Prozent höheren Preise im Großhandel lassen erahnen, dass auch diese Teuerung letztlich beim Verbraucher landet. Allein die Energiepreise sind binnen eines Jahres um 67 Prozent geklettert. Wer soll das bezahlen? Und nein, „Nord Stream 2“ geht aus politischen Gründen nicht in Betrieb. Die 1.200 Kilometer Rohre, unbenutzt, können kostenlos abgeholt werden, witzelt das Netz. Der Verbraucher schaut in die Röhre. Und jetzt auch noch Krieg.

An den Tankstellen sollen sich bald schon Seelsorger um die Tankopfer nach dem Tankvorgang kümmern. Andere müssen sich entscheiden, ob sie ein Brötchen kaufen oder sich eine Kilowattstunde leisten. Entweder essen sie das Brötchen im Dunkeln, oder haben im Hellen Hunger. Beides geht nicht. Der Einkaufskorb ist nur noch halb so voll, wie früher oder der Geldbeutel doppelt so schnell leer. Und beim Geld hört bekanntlich die Freundschaft auf.

Suche nach den Schuldigen

„Wenn man genügend Geld druckt, bekommt man immer Inflation. Immer!“, sagte 2016 Peter Praet, der damalige Chefvolkswirt der EZB. Er sollte recht behalten. Es wurde inzwischen genügend Geld gedruckt, um die Inflation wach zu küssen. Im Gegensatz zur Pandemie ist Inflation keine Naturkatastrophe, sondern menschengemacht. Tiefe Zinsen und steigende Geldmengen lassen die Preise erst für Aktien, Rohstoffe und Immobilien steigen, dann sickern sie in die Warenkörbe. Sicherlich kam es durch die Pandemie zu einer Mangelteuerung, doch sind die Zentralbanken nicht so unschuldig wie sie gerne tun.

Gegen dieses Virus der Inflation helfen weder Maske noch Impfung, sondern nur eine straffere Geldpolitik. Die Zentralbanken sitzen aber in der Falle. Heben sie die Zinsen an, leidet die Wirtschaft. Drucken sie weiter Geld, geht die Kaufkraft flöten. Ob sie sich für die rote oder die blaue Pille entscheiden, eine Seite verliert. Deshalb lenken sie ab. So wurden die Energiepreise als Ursache gefunden. Andere zeigen auf Corona, Putin und Spekulanten. War es vielleicht sogar der Zorn der Götter? Nein?

Es gab Zeiten, in denen war die Teuerung höher als jetzt, doch sind damals auch die Löhne entsprechend gestiegen aufgrund der Macht der Gewerkschaften. Heute entwickeln sich die meisten Einkommen real negativ. Das Plus beim Brutto wird durch höhere Abgaben und Einkommenssteuern aufgefressen. Über das, was netto übrigbleibt, macht sich dann die allgemeine Teuerung her. Der größte Aderlass allerdings findet viel heimlicher statt, bei den Sparern.

Arme Sparer

Wer 50.000 Euro Ersparnisse auf dem unverzinsten Konto angesammelt hat, der verliert bei fünf Prozent Inflation im Jahr 2.500 Euro Kaufkraft. Das sind 208 Euro monatlich. Die sind einfach weg. Die einen empfinden das als Bestrafung, die anderen als heimliche Steuer. Beides stimmt. Sparen lohnt sich so nur noch dann, wenn man immer mehr schlechtes Geld dem schlechter gewordenen Geld nachwirft. Doch was wird aus den armen Reichen?

Wer gar eine halbe Million aufs Konto schaffen konnte, sitzt mit so viel Geld noch viel tiefer in der Falle. Eine halbe Million bringt heute schon ein verkauftes Haus ein oder auch ein Erbe, wobei eine halbe Million heute viel weniger wert ist als früher. Nehmen wir grob an, jemand hat wirklich eine halbe Million, der hat zwischen Januar 2021 und Januar 2022 bei 4,9 Prozent Inflation 24.500 Euro verloren oder rechnerisch 2.042 Euro im Monat. Dazu noch ein halbes Prozent „Strafzinsen“ für fleißiges Sparen? Schon schrumpft der Haufen um 2.300 Euro an Kaufkraft im Monat. Wer in ähnlicher Höhe netto verdient, schuftet komplett gegen den Kaufkraftschwund an.

Großschuldner freuen sich

Mit der sinkenden Kaufkraft von Guthaben frohlocken die Großschuldner. Ihre Schuldenlast schmilzt wie ein Gletscher in den Alpen. Der Nullzins sorgte dafür, dass der deutsche Staat zwischen 2019 und 2021 keine nennenswerten Zinsen zahlte. Er bekam sogar Geld fürs Schuldenmachen. Die EZB hatte den Leitzins ausgelöscht und drückte mit dem Kauf von Staatspapieren mit Geld aus dem Nichts den Zins zusätzlich unter Wasser. Sogar griechische Papiere rentierten unter dem Niveau der US-Zinspapiere. Wenn die Staatskasse lacht und der Sparer ächzt, nennt das der Fachmann finanzielle Repression.

Was kann man tun?

Entweder weniger ausgeben, die Kosten im Griff behalten und auf Schnickschnack verzichten oder mehr vom Chef fordern. In Sachen Sparen ist radikales Umdenken angezeigt, indem man die heutige Kaufkraft nutzt, um Dinge zu kaufen, die der Inflation trotzen. Immobilien, Aktien und Edelmetalle sind die neuen Sparschweine, wobei mal das eine teuer und das andere preiswerter ist. Die Zeiten sind vorbei, Überschüssiges auf die hohe Kante oder unter die Matratze zu legen. Selbst Matratzen werden teurer.

Über den Autor

Frank Meyer

Frank Meyer arbeitet seit über 20 Jahren als Börsenreporter und Moderator, erst bei Bloomberg TV und seit 2006 beim Nachrichtensender n-tv. Er ist darüber hinaus als Kolumnist für die „Lübecker Nachrichten“ und verschiedene Internetportale tätig. 2013 erschien mit „Meyers Money-Fest“ sein erstes Buch über den Wahn und Sinn an den Finanzmärkten. Zudem ist er auch als Podcaster und Blogger bekannt.

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