Berlin – Bauboom vorerst gestoppt: Auf Deutschlands Baustellen herrschte 2022 Flaute, der Umfang aller Bauvorhaben ging inflationsbereinigt zurück. Besonders hart hat es den Wohnungsneubau getroffen. Das meldet das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Die Berliner Forscher ermitteln einmal jährlich das Bauvolumen für ganz Deutschland.
Preisentwicklung und steigende Zinsen, Inflation und Lieferengpässe – viele negative Faktoren haben dazu beigetragen, die Bauaktivität in Deutschland auszubremsen. Auch 2023 rechnet das DIW mit ähnlichen Abschlägen. Die Forscher erwarten erst 2024 wieder ein Plus für die Branche.
Negative Trendwende bei den Wohnimmobilien
Um 2 Prozent ist das reale Bautätigkeit 2022 geschrumpft, der Bau von Wohnungen lag sogar 4,5 Prozent im Minus. Die Rekord-Inflation des vergangenen Jahres hat das DIW herausgerechnet. Betrachtet man die am Markt gezahlten Preise und nominalen Umsätze, ist das Bauvolumen 2022 um 13,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen – aber eben nur aufgrund der enormen Teuerung.
Bei den Wohnimmobilien sieht DIW-Studienautorin Laura Pagenhardt eine negative Trendwende – vor allem beim Neubau. Die Jahre seien vorbei, in denen der Wohnungsbau regelmäßig stärker gewachsen sei als das Bauvolumen insgesamt. Dem müsse die Politik Rechnung tragen.
400.000 neue Wohnungen kaum erreichbar
Denn: Das Ampel-Ziel von 400.000 neuen Wohnungen im Jahr ist unter den jetzigen Bedingungen kaum realisierbar. Mehr als 300.000 Wohnungen waren es laut DIW schon den vergangenen Boom-Jahren nicht. Nun hemmen hohe Bauzinsen und politische Unsicherheit die Investoren zusätzlich.
„Inflationsbereinigt wird das Bauvolumen in diesem Jahr wohl noch negativ sein und erst ab 2024 wieder im Plus liegen“, prognostiziert Studienautor Martin Gornig. Aber es sei wahrscheinlich, dass sich der Wohnungsbau, vor allem der Neubau, nicht so günstig entwickelt wie die Gesamtbranche.
Masterplan muss Angebot stärken
Was tun? Ein radikaler Strategiewechsel der Politik – das empfehlen die DIW-Forscher. Über die bestehende steuerliche Förderung des Wohnungsbaus hinaus seien zwei Dinge notwendig: Zum einen ein stärkerer Fokus auf Nachverdichtung im Bestand, gerade in Ballungsgebieten. Zu anderen das Stärken der Angebotsseite, also der Planungs-, Produktions- und Installationskapazitäten.
Ein Masterplan des Staates müsse her, so das DIW. Denn die Gefahr sei, das steuerliche Fördermittel in steigende Preisen verpuffen, wenn die Regierung durch ihre Programme nur die Nachfrage, aber nicht die Angebotsseite stärke.
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